Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Schatten hindurch an. Unwillkürlich musste sie an Nerili denken und zuckte ob seiner Anspielung leicht zusammen. Sie wollte nicht über diese unergründlichen Gefühle nachdenken.
»Vielleicht lautet die Moral aber auch, dass es am besten ist, überhaupt nicht zu lieben«, gab sie steif zurück, ohne ihn anzusehen. »Liebe beschwört nur Arger herauf.«
Cadvan schaute mit hochgezogenen Augenbrauen zu Owan hinüber, erwiderte jedoch nichts.
Bald darauf zog Maerad sich in ihre Hängematte zurück, und Owan löste pfeifend die Verzurrung des Ruders. Der Wind begann, nach Osten zu drehen. Cadvan, der in der winzigen Kabine an Deck schlief, begab sich wenig später zur Ruhe; die beiden Männer teilten sich die Segelarbeit, und Owan übernahm die erste Schicht. Das kleine Boot kreuzte durch die Nacht, eine zerbrechliche Hülle, die ihre menschliche Fracht zwischen der doppelten Dunkelheit des Meeres und des Himmels dahintrug. Am folgenden Tag drehte sich der Wind weiter und wurde stärker, und am nördlichen Horizont bildete sich eine dunkle Wolkenbank. Das Meer wies mittlerweile eine trübe, gelblich-graue Färbung und kabbelige Wellen auf, den Böen haftete eine bittere Schärfe an. Maerads Segelunterricht wurde ausgesetzt. So zog sie sich frierend und gelangweilt in den Bug zurück, blieb ihren Gefährten aus dem Weg, so gut es ging, ohne sich unter Deck zu begeben, und zog den Mantel eng um sich. Owen zufolge kamen sie immer noch zügig nordwärts Richtung Gant voran, aber er fürchtete, vom Kurs abgetrieben zu werden, und bat Cadvan deshalb um Unterstützung. Maerad beobachtete, wie Cadvan einen Wind in das rote Segel zauberte, der die Weiße Eule geradewegs den aufkommenden Böen entgegenblies.
Maerad war ausgesprochen froh über Elenxis Mittel gegen Seekrankheit, zumal das Boot mittlerweile jedes Mal höchst unangenehme Bewegungen vollführte, wenn es den Gipfel einer schaumgekrönten Welle erklomm, ehe es jäh und platschend in das darauf folgende Wellental abfiel. Sie verspürte dabei lediglich ein leicht mulmiges Gefühl, wusste jedoch, dass sie ohne das Mittel inzwischen in bodenloses Elend gestürzt wäre. Dennoch empfand sie das Segeln an jenem Tag als weit weniger erbaulich als noch am Tag zuvor.
Das Wetter verschlechterte sich zusehends, bis sie durch heftigen Regen und einen Wind kreuzten, der beinahe die Gewalt eines Sturmes erreicht hatte. Gegen Abend zog Maerad sich in die winzige Kombüse in der Kabine zurück und bereitete eine Mahlzeit zu, die im Rahmen ihrer begrenzten Kochkünste lag: eine dicke Suppe aus getrockneten Erbsen. Da sie beim Segeln überhaupt keine Hilfe war, fühlte sie sich dadurch weniger nutzlos. Sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, dass die verschiedenen Utensilien nicht über den Herd und den Tisch rutschten, deshalb mogelte sie ein wenig und setzte einen Zauber ein, und danach gebarten sich die meisten Gegenstände artig. Der Herd allerdings blieb launisch; zudem war sie unsicher, welche Kräuter sie verwenden sollte. Letzten Endes entschied sie sich für eine Prise von allen - mit recht eigentümlichem Ergebnis. Zur eigenen Ermutigung sagte sie sich vor, dass die Suppe vielleicht kein Meisterstück geworden sein mochte, aber sie war zumindest heiß und nahrhaft. An jenem Abend gab es kein gemütliches Essen an Deck; Cadvan und Maerad speisten an dem kleinen Tisch in der Kabine, so dicht gedrängt, dass ihre Knie sich berührten, während Owan das Boot steuerte. Die Lampe, die von der Decke hing, schaukelte wild hin und her, während sie aßen, und warf seltsame Schatten über ihre Gesichter. Danach ging Cadvan hinaus, um Owan abzulösen, und Owan kam begleitet von einem Gischtschwall und mit triefenden Haaren herein. Maerad richtete ihm seine Mahlzeit an. Er kostete sie, setzte kurz ab und schaute mit ausdrucksloser Miene zu ihr auf, dann aß er die Suppe auf, ohne eine Bemerkung dazu abzugeben.
»War die Suppe so schlimm?«, fragte Maerad bedauernd, als er ihr die leere Schüssel reichte.
»Sie war heiß«, erwiderte er freundlich. »Und das konnte ich gut gebrauchen. Und nein, sie war nicht so schlimm - ich habe schon weit Schlimmeres gegessen. Nur lass nächstes Mal den Baldrian weg, denn er ist eigentlich für Breipackungen gedacht und hat einen bitteren Geschmack.«
Maerads Mund zuckte. »Tut mir leid«, sagte sie. »Beim Kochen bin ich etwa so gut wie beim Segeln.«
»Ach, junge Bardin, man kann nicht in allem gut sein«, meinte er. »Und zu denken,
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