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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Öljacke über den Mantel anzog und zuknöpfte, ertönte ein gewaltiges Krachen gleich einem mächtigen Donnerschlag, und das gesamte Boot neigte sich heftig, als würde es kippen, dann richtete es sich ebenso jäh wieder auf. Maerad wurde in Richtung des Tisches geschleudert, dessen Kante ihr Kopf nur knapp verfehlte, und ihr magisches Licht erlosch. Keuchend rappelte sie sich auf die Beine und entfachte das Licht erneut. Die seltsame Stille, die sie geweckt hatte, war gebrochen; das Boot knarrte und ächzte wieder, allerdings auf eine Weise, die sich anhörte, als könnte das Holzjeden Augenblick bersten, und der Wind schwoll plötzlich zu einem durch Mark und Bein dringenden Geheul an. Kein Geheul, dachte Maerad; ein Brüllen. Es klang, als würden tausend Hunde bei lebendigem Leib gebraten. Schaudernd hielt sie sich die Ohren zu, bis das Brüllen wieder zu den Lauten des Sturms verflachte.
    Waren sie auf ein Riff aufgelaufen? Die Vorstellung, in dieser winzigen Kabine gefangen zu sein, während die Weiße Eule in die eisigen Tiefen des Meeres versank, ließ Maerad in Panik geraten. Sie taumelte auf den Niedergang zu und hatte ihn gerade erreicht, als ein weiteres Krachen ertönte, ebenso laut wie das vorherige. Das Boot kippte abermals. Diesmal hielt Maerad sich an der Treppe fest und wurde nicht von den Beinen geschleudert. Sie wartete, bis das Gefährt sich wieder aufgerichtet hatte, dann erklomm sie die Stufen, so schnell sie konnte, und stieß die Luke auf, als eine riesige Welle über das Deck spülte, sie sofort durchnässte und in den Niedergang hinter ihr hinabschwappte. Von der Kälte wie betäubt sog sie scharf die Luft ein und schluckte einen Mund voll Meereswasser.
    Zumindest bewirkte die Woge, dass sie sich aus ihrer Panik löste. Als sie sich von dem Guss erholt hatte, kroch sie durch die Luke, klammerte sich an der Reling fest und schloss die Falltür hinter sich mit einem Tritt. Mit zu Schlitzen verengten Augen spähte sie durch die aufgewühlte Dunkelheit und versuchte auszumachen, was vor sich ging.
    Es war eine schwarze, Sternenlose Nacht, und die Weiße Eule stampfte über schwere See. As ihre Augen sich an die Düsternis gewöhnten, verließ Maerad beinahe aller Mut. Vielleicht hätte sie sich in der Kabine sicherer gefühlt, wo sie überhaupt nichts sehen konnte. Doch bei der Vorstellung, alleine in der erstickenden Finsternis unter Deck zu kauern, riss sie sich zusammen. Das Boot raste etwas hinab, das wie ein bodenloser Abgrund anmutete. Maerad drehte sich der Magen um. Als es endlich das Wellental erreichte, wirbelte es seitwärts, bis Owan mit hektischen Handgriffen etwas dagegen unternahm. Dann wurden sie mit einer Plötzlichkeit, die beinahe Maerads Herz aussetzen ließ, auf den Gipfel der nächsten Woge gehievt. Dort verharrten sie einen Schwindel erregenden Augenblick, ehe sie wieder in tosende Schwärze hinabstürzten, dass sich das Deck steil wie eine Felswand neigte.
    Der Lärm war regelrecht ohrenbetäubend, und der Himmel wies eine eigenartige Farbe auf; ein grünlich-blauer Schimmer haftete den Wolken an. Die Segel waren am Besanmast eingerollt, die Taue, mit denen sie verzurrt waren, ragten waagerecht in den stürmischen Wind, und Owan stand an der Pinne. Panisch sah Maerad sich nach Cadvan um und fürchtete einen Lidschlag lang, er könnte von Bord gefegt worden sein, bis sie ihn am Bug des Bootes erblickte. Rings um ihn herrschte eine widernatürliche Stille; es schien, als könnte ihm der Wind nichts anhaben. Während Maerad die Reling umklammerte und ihr das Herz bis in den Hals schlug, fiel ihr ein Bindungsbann ein, der verhindern konnte, dass sie von Deck geschleudert wurde. Hastig murmelte sie ihn und fühlte sich ein wenig sicherer.
    Mit geducktem Haupt kämpfte sie sich Schritt für Schritt auf Cadvan zu. Ihr Mund war voller Salz, und die Haare peitschten ihr brennend in die Augen. Obwohl sie völlig durchnässt war, bereute sie nicht, die Öljacke angezogen zu haben; sie hielt zumindest den schlimmsten Wind ab. Eine weitere Woge spülte über das Deck; Maerad hielt sich an der Reling fest und japste neuerlich angesichts der Kälte, bis der Schwall über das Boot hinweg war. Sie schaute auf; Cadvan befand sich nur noch fünf Schritte entfernt, dennoch hätten es bei der Geschwindigkeit, mit der sie vorankam, ebenso gut fünfzehn Meilen sein können. Sie tat einen weiteren Schritt, dann verharrte sie jäh, als eine Kälte, die nichts mit der frostigen Umgebung zu tun

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