Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
sowie seiner Tochter Lyla, die etwa in Maerads Alter war. Doch es nahmen auch andere Barden daran teil, die in keinem Verwandtschaftsverhältnis zu Gahal standen, sondern zusammen arbeiteten oder gemeinsamen Neigungen frönten. Lyla beispielsweise schien die anderen Erwachsenen beinahe als zweite Väter oder Mütter zu betrachten. Maerad, deren Familie durch verheerende Umstände zerschlagen wurde und die bisher vorwiegend in Bardenschulen verweilt hatte, waren die breiter gefassten Auffassungen von Verantwortung und Verwandtschaft in Bardenhaushalten bislang unbekannt gewesen; sie fielen ihr bei Gahal zum ersten Mal auf. Lyla hatte neben Maerad gesessen, und die beiden hatten einander auf Anhieb gemocht. Erstmals war Maerad jemandem in ihrem Alter begegnet, der ihr nicht schon deshalb mit Ehrfurcht begegnete, weil sie mit Cadvan durch die Lande zog.
    Die Unterhaltung hatte sich um Allgemeines gedreht, und Maerad hatte sich durch mehrere Gänge wunderbar zubereiteter Gerichte gekostet: dicken gelben Spargel, herrlich zart gekocht; einen Salat aus Kräutern und Brunnenkresse; frische Forelle, mit Mandeln und Honig gebacken; in Milch und Butter gedünstete Anis-Egerlinge. Danach bestand Gahal darauf, dass sie seinen Limonel probierte, einen Apfelgeist, den er selbst herstellte und der sich als köstlicher (und stärker) als Laradhel erwies. Kein Wunder, dass sie so gut geschlafen hatte.
    Müßig beobachtete sie, wie ein Reiter die Straße heran auf das Haus zuzugetrabt kam, abstieg und an die Tür klopfte.
    Rena hatte ihr ein paar von Lylas Kleidern geliehen, da ihre eigenen gewaschen wurden. Maerad hatte gerade beschlossen, sich anzuziehen und nachzusehen, was der Tag für sie bereithielt, als es an ihrer Zimmertür klopfte.
    »Ja?«, sagte Maerad.
    Lyla steckte den Kopf herein. »Guten Morgen, Maerad! Papa will wissen, ob du Frühstück möchtest.«
    Maerad deutete auf ihr Nachthemd. »Ich bin heute Morgen etwas tranig«, gab sie zurück. »Ich habe mich noch nicht einmal angezogen.«
    »Oh, er hat gesagt, ich soll dir ausrichten, es hat keine Eile.« Schüchtern kam Lyla ins Zimmer. Wie Gahal besaß sie dunkle Haare und Augen. Das Haar hing ihr zu einem langen Zopf geflochten auf den Rücken hinab. »Er wollte nur wissen, ob er das Frühstück schon abräumen soll. Cadvan und Owan sind auch noch nicht aufgestanden.«
    »Tja, ich bin froh zu wissen, dass nicht nur ich so faul bin«, erwiderte Maerad lachend.
    »Außerdem ist Anhil eingetroffen und möchte dich gerne sehen.« »Wer ist Anhil«, erkundigte sich Maerad, schlüpfte unbefangen aus dem Nachthemd und in Unterwäsche.
    »Ein Barde aus Gant. Ich mag ihn, er ist immer sehr nett. Und er sieht sehr gut aus.« Lyla setzte sich aufs Bett. »Ist das deine Leier? Papas Leier ist mit Einlegearbeiten aus Gold verziert und hat goldene Saiten. Aber ich schätze, wenn man jung ist wie wir, bekommt man nur einfache und alte Instrumente. Anhil ist der Bruder von Dernhil - du weißt schon, dem Barden, der in Inneil umgebracht wurde. Ich kannte ihn nicht so gut, nur einmal, als ich noch drei Jahre alt war, bin ich im begegnet, trotzdem war es einfach schrecklich. Es hat mir für Anhil so leidgetan.«
    Maerad war dankbar, das sich gerade das Nachthemd über ihrem Kopf befand und Lyla daher ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Dernhils Bruder! Sie hatte gewusst, dass Dernhil aus Gant stammte, was tatsächlich einen der Gründe dargestellt hatte, weshalb sie hierherkommen wollte, aber der Gedanke, seinen Bruder zu treffen, rüttelte eindringlich all den Kummer ob seines Todes wach. Doch der Augenblick verstrich, und sie zog sich das Kleid über die Schultern.
    Lyla betrachtete sie kritisch mit schief gelegtem Kopf. »Mir gefällt dieses Kleid«, erklärte sie. »Aber ich finde, es sieht an mir besser aus als an dir.« »Ich sollte mich zuerst waschen«, erwiderte Maerad. »Danach komme ich hinunter.«
    »Wir sehen uns dann«, sagte Lyla. »Ich sage Papa Bescheid.«
    Als Maerad gewaschen und gekämmt unten auftauchte, hatte sie sich hinreichend gefasst, um Anhil gegenüberzutreten. Er saß zurückgelehnt und mit einem Fuß über dem Knie auf einem Stuhl im Esszimmer und unterhielt sich mit Gahal. Als Maerad eintrat, stand er auf, und Gahal stellte die beiden einander vor. Schmerzliches Erkennen versetzte ihr einen Stich im Herzen: Einerseits ähnelte Anhil seinem Bruder, andererseits auch nicht; sein Haar schimmerte hellbraun, und er war nicht ganz so groß. Allerdings

Weitere Kostenlose Bücher