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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Plötzlich beugte er sich vor und ergriff zu Maerads Überraschung ihre Hand. »Du bist sehr jung. Zu jung, würde ich sagen. Vieles lastet auf deinen Schultern junge Bardin. Ich hatte schon vor heute Abend von deinen außergewöhnlichen Kräften gehört, dennoch bezweifle ich nicht, dass du jede Hilfe brauchst, die du bekommen kannst.«
    »Es gibt vieles, das ich nicht verstehe«, erwiderte Maerad. »Aber ich lerne.« »Auf Gant kannst du zählen. Doch Annar ist geteilt.« Gahal ließ ihre Hand los und schaute zu Cadvan. »Einige sind Enkir treu ergeben geblieben - Verbündete der Finsternis oder jene, die glauben, dass er als Oberster Barde nur gegen die Finsternis handeln kann. Dann gibt es noch welche, die zwar zutiefst beunruhigt oder anderer Ansicht sind, aber sich davor fürchten, von Norloch zu Aufwieglern erklärt zu werden. Selbst in Gant kann ich nicht sicher sein, dass es keine Spitzel gibt. Und die Finsternis klebt euch auf den Fersen. Es wird nicht einfach sein, durch Annar zu gelangen.«
    »Trotzdem glaube ich, dass es weniger gefährlich wäre als Sturmhunde«, meldete Owan sich zu Wort. »Diesmal war es nur einer, und er hätte uns beinahe versenkt.«
    »Wie immer müssen wir zwischen zwei Übeln wählen«, meinte Cadvan. »Es gibt keine sicheren Pfade.«
    »Nein«, bestätigte Gahal. »Tja, ich habe euch vor den Gefahren Annars gewarnt, damit betrachte ich meine Pflicht als erfüllt. Die Entscheidung müsst ihr selbst treffen.«
    »Für mich deutet alles darauf hin, dass die Zeit knapp für uns wird«, sagte Cadvan. »Hast du vom Ritual der Erneuerung in Busk gehört?«
    Gahal seufzte schwer. »Ja«, antwortete er. »Es wird dich nicht überraschen zu hören, dass es auch in Gant um ein Haar fehlgeschlagen wäre, und ich bezweifle nicht, dass es in einigen Schulen Annars tatsächlich fehlgeschlagen ist. Etwas kehrt die Finsternis in uns allen hervor. Dies ist nicht bloß ein Krieg der Waffen und Gefechtsstrategien, Cadvan.«
    »Nein«, pflichtete Cadvan ihm bei. »Das steht schon seit geraumer Zeit fest.« Maerad schauderte. »Ich hatte in Norloch einen schlimmen Zukunftstraum«, ergriff sie das Wort. »Und ebenso in Inneil. Außerdem war da eine Stimme, die sagte: >Es gibt mich wieder, doch niemand wird meinen Hort finden, denn ich lebe in jedem menschlichen Herzen. «<
    Überrascht sah Gahal sie an. »Bist du auch noch eine Seherin?«
    Maerad erwiderte nichts, doch Cadvan rührte sich und antwortete: »Ja, das ist sie. Das war schon immer eine Gabe des Hauses Kam. Wir haben dir viel zu erzählen, Gahal, und nicht nur über Maerad. Aber ich bin froh zu wissen, dass wir auf Gant zählen können. Wenngleich ich nichts anderes erwartet hatte.« Eine kurze Stille entstand, dann leerte Gahal sein Glas und erhob sich. »Leider verursacht meine Neugier Unhöflichkeit. Bestimmt möchtet ihr euch erfrischen«, sagte er. »Eure Zimmer warten auf euch; ich zeige sie euch. Und dann laben wir uns an einem Abendessen, das eurer Heldentaten würdig ist.«
    Am nächsten Morgen erwachte Maerad mit einem Gefühl völligen Wohlbehagens. Ihre Haut fühlte sich weich und sauber an statt kratzig und rau vor Salzwasser. All die Wehwehchen und die Müdigkeit waren verschwunden. Nach dem Unbehagen einer Hängematte empfand sie ein richtiges Bett als herrlich. Gemächlich streckte sie sich und lauschte den Geräuschen, die durch die Fenster drangen: dem Gackern von Hühnern, die auf der Straße schabten; dem Geplauder von ein paar Männern, die sich im schweren Dialekt von Ileadh miteinander unterhielten; dem Muhen von Rindern, das aus der Ferne ertönte; dem Krah-krah von Raben. Warmes Vormittagslicht fiel durch das Fenster ein und lockte sie aus dem Bett. Sie grub die Zehen in den weichen Teppich und schaute aus dem Fenster. Von Gahals Haus aus konnte sie über die Dächer des Weilers bis zum Fluss hinabsehen, der sich silbrig schimmernd zwischen den Hügeln hindurchwand. In der Nähe des Weilers lag ein Flickenteppich von Feldern mit einer weißen Straße, welche mitten hindurch und in die Birkenwälder verlief, die sich die Hügel hinauf erstreckten und sich in der Ferne purpurn verfärbten. Maerad hatte nach einem ausgedehnten Abendessen, das sich als genauso fröhlich erwies, wie Gahal vorhergesagt hatte, lang und tief geschlafen. Zum Essen hatte sich Gahals Haushalt gesellt, der rund zwanzig Leute zählte. Seine unmittelbare Familie bestand aus seiner Gemahlin Rena, seinen beiden erwachsenen Söhnen Nik und Beijan

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