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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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geworden war, und an der Oberfläche schien alles unverändert zu sein - sie scherzten, und abends redeten sie miteinander, wenngleich sie ihre Leiern nicht hervorholten. Cadvan brachte ihr bei, wie man den Schwarzstein verwendete, der seit Thorold vergessen in ihrem Bündel gelegen hatte. Maerad entwickelte einiges Können im Umgang damit, obwohl es sich tückisch gestaltete, ihn einzusetzen, zumal er sich dem Willen so schwer unterwarf, wie er zu erblicken oder zu berühren war. Aber selbst, dass Cadvan vorübergehend wieder in seine Lehrmeisterrolle schlüpfte, konnte nicht ganz den Schatten vertreiben, der nun zwischen ihnen lag und umso mächtiger schien, weil er unausgesprochen blieb.
    Maerad wusste eigentlich gar nicht, wie es dazu gekommen war. Sie vertraute Cadvan nach wie vor, doch sie war außerstande, sich dem zu widersetzen, was in ihr schwärte. Und je schwerer es ihr fiel, mit Cadvan zu sprechen, desto schwieriger wurde es, einen Weg zurück zu ihrer vorherigen Freundschaft zu finden. Cadvan, der sich sonst schon eher zurückhaltend gab, schwieg nun die meiste Zeit gänzlich. Auch dies widerstrebte ihr, da sie sich schuld daran fühlte und es ihr gleichzeitig so vorkam, als ob er sein Schweigen gleichsam als Waffe gegen sie einsetzte.
    Sie trieben die Pferde an, so gut es ging, wenngleich sich nach mehreren Tagen schnellen Reitens eine anhaltende Erschöpfung tief in ihre Knochen eingenistet hatte. Das Wetter war tatsächlich umgeschlagen; oftmals kämpften sie sich mit in die Gesichter gezogenen Kapuzen durch peitschende Sturmböen, während ihnen der Regen in die Augen prasselte. Ihre Lager waren kalt und freudlos. Die Pferde büßten den hervorragenden Zustand ein, den sie in Gant erlangt hatten, und begannen, mager auszusehen. Dennoch trieb sie ein düsteres Empfinden der Dringlichkeit über ihre Grenzen hinweg an. Im Morgengrauen brachen sie auf, und wenn der inzwischen fast volle Mond genug Licht spendete, um ihren Weg zu erhellen, ritten sie häufig bis lange nach Einbruch der Dunkelheit weiter. Sie brauchten nur zwei Tage, um die sechzig Meilen nach Caln Marish zu bewältigen, wo die Straße wieder nach Norden bog. Nach weiteren drei Tagen erreichten sie den Usk, der weitere neunzig Meilen entfernt verlief.
    Maerad erinnerte sich, dass sie über zehn Tage für dieselbe Strecke vom Usk zum Aldern benötigt hatten, als sie vor Monaten über die Valverras geritten waren. Sie war froh über die Bardenstraße, trotz ihrer Trostlosigkeit. Als weißes, unveränderliches Band erstreckte sie sich vor ihnen bis hin zum Horizont. In diesen Gefilden erwies die Straße sich als weniger gut gewartet, an manchen Stellen war sie sogar fast völlig weggebrochen, dennoch bot sie insgesamt einen besseren Zustand als erwartet. Zu ihrer Rechten erstreckten sich die felsigen Hochebenen der Valverras, zu ihrer Linken die Marschen von Caln mit demselben klappernden schwarzen Ried, das sie gesehen hatten, bevor sie nach Edinur gelangten. Zahlreiche Vögel bevölkerten die Umgebung und flogen untertags in großen, wirbelnden Schwärmen über ihre Köpfe oder tschilpten nachts von den stillen Tümpeln und Mooren aus in kläglichen Tönen. Maerad nahm oft gespenstische Lichter sowohl auf der Valverras als auch über dem Morastland war, wenn sie nächtens hinschaute, doch sie war klug genug, ihnen nicht zu folgen; Cadvan hatte ihr einige Geschichten über Menschen erzählt, die sich von jenen Sumpflichtern in die Irre leiten ließen. Wenn der Wind aus dem Moor blies, erfüllte ein widerwärtiger Moder verfaulenden Pflanzenwuchses die Luft.
    In all den Tagen begegneten sie keiner Menschenseele - dies war keine stark bereiste Straße. Die meiste Zeit sprach weder Cadvan noch Maerad, außer zu den Pferden. Die allgegenwärtige Stille rings um sie schien das Hufgeklapper der Pferde auf dem Pfad zu verstärken. Maerad verbiss sich mit geradezu abartigem Vergnügen in ihre Einsamkeit, als wäre sie eine ätzende Saat. Sie spürte, wie sie angesichts dieses beschwerlichen Ritts abhärtete, regelrecht geschmiedet wurde. Ich bin stärker, dachte sie bei sich. Und ich werde noch stärker werden.
    Sie überquerten den Usk, der laut über die seichten Kiesel der Furt rauschte, danach setzten sie die Reise nordwärts durch weniger kahles, wenn auch genauso einsames Land fort. Mittlerweile befanden sie sich hoch im Norden von Annar in einem als Predan bekannten Gebiet. Ein Großteil der nördlichen Gefilde Annars war bestenfalls

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