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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nachgedacht, ob es in unserer Mitte einen Spitzel geben könnte.«
    »Ja.« Hem konnte Hareds Gesicht nicht sehen, aber allein der Tonfall jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Er wollte nicht in der Haut eines Verräters stecken, der von Hared enttarnt wurde, dachte er. Der Barde würde keine Gnade kennen. »Aber zumindest all jenen in Nal-Ak-Burat vertraue ich.«
    Unweigerlich lauschte Hem, und nun schaute Hared zu ihm auf. Hastig beschäftigte Hem sich mit seinem Frühstück und versuchte, so auszusehen, als hätte er nicht zugehört.
    »Guten Morgen, Junge«, begrüßte ihn Hared. »Saliman hat mir von einigen deiner Abenteuer erzählt. Wir haben diese Totenkrähen gesehen, aber nur aus der Ferne. Wir brauchen hier jemanden, der etwas von Vögeln versteht. Unser Vogelmeister wurde erst vor zwei Tagen getötet.«
    Mit hochrotem Kopf nickte Hem. »Ich mag Vögel«, sprudelte er hervor. »Lass dich von Hared nicht einschüchtern«, riet ihm Saliman, den Hems Verlegenheit zu belustigen schien, wodurch dem Jungen die Lage nur noch peinlicher wurde. »Er ist zäh und knorrig wie ein alter Olivenbaum, aber wenn es brenzlig wird, gibt es keinen besseren Mann, den man hinter sich haben könnte.«
    »Oh. Das glaube ich gern«, sagte Hem. Während einer unbehaglichen Stille löffelte er den Rest des Dohls in sich hinein, so schnell er konnte.
    »Die Hundsoldaten sind offenbar nicht in der Lage, Kinder zu wittern«, meinte Hared nachdenklich. »Das ist unseren Leuten aufgefallen. Und der junge Hem scheint mir ein gewiefter Bursche zu sein. Vielleicht könnte er uns als Spitzel dienen. Ich habe mir schon den Kopf über diese Kinderarmeen zerbrochen -«
    »Hem wird nichts dergleichen tun«, fiel Saliman ihm scharf ins Wort. »Denk nicht mal daran, Hared. Er besitzt nicht die nötigen Fähigkeiten dafür.« »Fähigkeiten kann man sich aneignen.«
    Hem schaute auf in Hareds kalten Blick, und sein Herz schlug schneller. »Ich hätte nichts dagegen, so etwas zu machen«, verkündete er langsam. »Ich würde gerne etwas tun. Zelika bestimmt auch. Ich meine, wenn Ihr denkt, ich könnte helfen …«
    »Hem, ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst«, mahnte ihn Saliman. »Gefahr lauert überall«, entgegnete Hem verbittert. »Außer vielleicht hier. Aber ich kann nicht den Rest meines Lebens unter der Erde fristen.« Plötzlich überkam ihn eine überwältigende Sehnsucht, die Wärme der Sonne auf der Haut zu spüren und Wind einzuatmen, der nach Gras und Bäumen roch, statt die kalte, abgestandene Luft unter der Erde. »Ich habe schon zu lange kein Sonnenlicht mehr gesehen.«
    Saliman schaute missbilligend drein, sagte jedoch nichts mehr, und die Unterhaltung wandte sich anderen Dingen zu. Hem, der sich etwas wohler fühlte, weil Hared ihn nicht mehr wie einen möglichen Verräter behandelte, nutzte die Gelegenheit, um den Barden verstohlen zu mustern. Er fand ihn zugleich faszinierend und abstoßend. In seinen Zügen lag eine an Grausamkeit grenzende Erbarmungslosigkeit, die ihn frösteln ließ. Wie Saliman zu ihm stand, war schwierig einzuschätzen: Einerseits vertraute er ihm eindeutig, andererseits glaube Hem nicht, dass er ihn als Freund betrachtete. Hem erfuhr, dass sich das Geflecht der Höhlen unter Savitir durch Nazar bis fast nach Den Raven erstreckte und von den Barden verwendet wurde, um Auskünfte zu erlangen, die vertrauenswürdigen Barden in Annar zugespielt oder dafür eingesetzt wurden, um kleine Angriffe gegen die Schwarze Armee hinter der Front zu unternehmen. Während der Namenlose seine Macht in Suderain festigte, nahm eine Widerstandbewegung Gestalt an.
    »Unsere einzige Macht liegt in Wissen«, erklärte Hared. »Wir sind nicht viele, aber unter uns befinden sich einige der begabtesten Barden von ganz Edil-Amarandh. Jetzt mögen wir verlieren, doch wir kämpfen, damit es Hoffnung für die Zukunft gibt. Wir treten in ein Zeitalter wie die Große Stille ein, als der Namenlose über unsere Welt herrschte und das Licht nur an solchen Orten wie diesem bewahrt wurde. Trotzdem waren die jüngsten Verluste ein harter Schlag.«
    Saliman nickte beiläufig. »Dieser Kampf wird auf vielen Ebenen ausgetragen«, sagte er. »Erinnerst du dich an Maerads Zukunftstraum, Hem? An die Stimme, die aus dem Schatten zu ihr sprach und sagte: Ich lebe im Herzen jedes Menschen?« Er bedachte Hared mit einem durchdringenden Blick. »Es ist für jeden Menschen die Zeit gekommen, sich zu entscheiden, worauf er sein Vertrauen

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