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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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hatte sinken lassen, um den eigenen Tod zu gewährleisten, hätte es sich um einen echten Kampf gehandelt. Dennoch zeigte ihr Lehrmeister sich zufrieden mit dem Ausmaß ihres Könnens.
    »Ihr wisst euch eurer Haut größtenteils zu erwehren«, verkündete er, wobei er sich schwer atmend auf sein Schwert stützte. »Zelika, bei dir gehe ich sogar so weit zu sagen, dass du die Tradition deines großen Hauses anerkennenswert fortführst. Klein zu sein kann zum Vorteil gereichen - erinnert euch daran, wenn ihr gegen jemanden um euer Leben kämpft, der doppelt so groß ist wie ihr. Aber wenn ihr klug seid, solltet ihr überhaupt nicht kämpfen müssen. Der gerissenste Krieger ist derjenige, der sein Schwert nie zieht.«
    Zelika konnte ihre Freude über seine Worte nicht verbergen, die Balsam für ihren verletzten Stolz waren. Aus Hareds Mund kam dies in der Tat einem hohen Lob gleich. »Du solltest mit Zelika weiter arbeiten«, sagte Hared zu Hem. »Du bist schnell und scheust dich nicht davor, schmutzig zu kämpfen. Aber ich glaube, du bist aus der Übung. Ich erwarte von euch beiden, dass ihr täglich miteinander arbeitet, um sicherzustellen, dass ihr in Höchstform kommt. Mehr kann ich euch in kurzer Zeit nicht beibringen. Der Rest ist Glück.« Hem nickte.
    »Und jetzt«, fuhr Haued fort, »will ich, dass ihr hier wartet.« Er ergriff die Lampe, die er auf den Hof mitgebracht hatte, nickte kurz zum Abschied, ging durch das Tor davon und verriegelte es hinter sich.
    Hared war so schnell aufgebrochen, dass Hem und Zelika keine Zeit hatten, umihn zu fragen, wann er zurückkommen würde. Sie blieben in völliger Finsternis auf jenem seltsamen Platz zurück. Rings um sie herrschte die ungetrübte Stille der unterirdischen Stadt-von nichts durchbrochen wie im Palast, wo man zumindest die Geräusche der anderen dort lebenden Menschen vernahm.
    Hem entfachte ein magisches Licht, in dessen mattem Schein die beiden Kinder einander anstarrten.
    »Er hat uns eingesperrt!«, stieß Zelika entrüstet hervor.
    »Ja«, pflichtete Hem ihr bei. Ein Teil von ihm hätte am liebsten gelacht; er hätte etwas Derartiges erwarten und vorbereitet kommen sollen. »Ich vermute, das ist ein Test. Und ich bin durstig. Hast du etwas zu trinken mitgebracht?«
    Zelika schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht. Ebenso wenig etwas zu essen. Vielleicht gibt es hier irgendwo einen dieser kleinen Bäche. Kannst du etwas hören?«
    Sie lauschten angestrengt, doch in der Nähe befand sich kein fließendes Wasser. »Wie kann er es wagen, uns einzusperren!«, empörte sich Zelika mit funkelnden Augen. »Dieser Sohn einer räudigen Hündin!« Sie verpasste ihm noch ein paar weitere, weniger schmeichelhafte Bezeichnungen, ehe sie in brütendes Schweigen verfiel.
    »Natürlich wagt er es«, sagte Hem. »Er würde uns keiner echten Gefahr aussetzen, das glaube ich nicht…«
    »Hrmpf.« Zelika kauerte sich auf den Boden. »Ja, er hat gesagt, wir sollen warten. Vielleicht besteht darin der Test - zu sehen, wie geduldig wir sind.«
    Hared konnte jederzeit zurückkehren. Vielleicht würde er sie einige Stunden schmoren lassen. Tage? Bestimmt nicht, er würde wissen, dass sie Wasser brauchten. Hem schluckte. Er spürte bereits, wie trocken seine Kehle sich anfühlte, und verdrängte jegliche Gedanken an etwas zu trinken. Stattdessen betrachtete er die Gebäude, die den Hof umgaben. Ihnen haftete etwas Gespenstisches an; die meisten hatten leere Eingänge, die im fahlen magischen Licht wie gähnende, schwarze Mäuler wirkten.
    »Hast du dir gemerkt, wie wir hierher gelangt sind?«, fragte Hem.
    »Nicht richtig«, gab Zelika zurück. »Ich bin bloß Hared gefolgt, deshalb habe ich nicht besonders darauf geachtet.« Mürrisch krümmte sie sich. »Dabei ist heute Soron mit Kochen an der Reihe. Ich hoffe, Hared lässt uns nicht zu lange hier, ich will das Abendessen nicht verpassen.«
    »Vielleicht will er, dass wir von hier entkommen.«
    »Vielleicht will er auch, dass wir seinen Befehlen gehorchen.«
    Hem wog die Möglichkeiten ab. »Ich denke, wir sollten warten, zumindest eine Weile. Ist Hared danach noch nicht zurück, sollten wir versuchen, von hier zu verschwinden. Wollen wir uns mal umsehen?«
    Zelika willigte ein; schließlich gab es ohnehin nichts anderes zu tun. Missmutig - zumal der Durst ihnen allmählich richtig zuzusetzen begann - sahen sie sich entlang der leeren Eingänge um, verspürten allerdings nicht die Neugier dabei, die sie dazu getrieben hatte, so

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