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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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viel von Nal-Ak-Burat zu erkunden. Vielleicht gab es einen Weg nach draußen, doch bald stand fest, wenn dem so war, dann nicht vom Hof aus. Die Felsdecke reichte auf die Mauern der Gebäude herab, sodass die beiden Kinder im Wesentlichen wie in einer großen Höhle eingeschlossen waren. Und das Tor war verriegelt. Ohne große Hoffnung versuchte Hem ein paar Öffnungszauber. Er war überzeugt davon, dass die Magie an jenem Ort auf nichts ansprechen würde, was er sagte, und dass Hared sie nicht eingeschlossen hätte, wenn ein schlichter Öffnungszauber reichte, um sie zu befreien. Natürlich behielt er Recht.
    Als Nächstes spähten sie ohne Begeisterung durch einige der Eingänge. Sie führten in kahle, winzige Räume, die sich wie Gräber anfühlten. In den Winkeln einiger davon schimmerten seltsam leuchtende Pilze, die Hem sonst noch nirgendwo in Nal-Ak-Burat gesehen hatte; sie wirkten beunruhigend wie fahle, aus dem Stein wachsende Hände, und darunter wuselten Insekten, die sich vor dem Licht verbargen. Alle Wände überzogen Malereien bedrohlicher Halbmenschen mit Köpfen von Vögeln oder Fröschen oder den Beinen von Echsen oder Ziegen. Die Wesen schienen mit ausdruckslosen, unbeweglichen Augen zurückzustarren, die Hem die Nackenhaare aufrichteten.
    »Also sitzen wir fest«, meinte Zelika. Sie bedachte Hared mit weiteren Schmähungen, dann biss sie sich auf die Lippe. »Hoffentlich kommt er bald zurück.«
    Die Kinder nahmen die Rüstungen ab - die zwar nicht schwer, aber ungemütlich waren -, und setzten sich auf den Steinboden. Sie brauchten eine Weile, um die richtige Stelle dafür zu finden, nicht zu nahe bei den Eingängen, aber auch nicht zu weit davon entfernt. Obwohl sie es beide nicht aussprachen, hatten sie das unbehagliche Gefühl, einer der Vogelmenschen könnte durch einen Durchgang herausgeflattert kommen, wenn sie nicht hinsahen. Sie hefteten die Augen auf das Tor, durch das Hared verschwunden war. Gewiss würde er bald zurückkehren. Er konnte sie doch nicht die ganze Nacht hierlassen, oder?
    Der Steinboden erwies sich als sehr kalt und hart, und je länger sie darauf saßen, umso kälter und härter wurde er. Ihre Lippen fingen an, vor Durst zu brennen, und Irc, der sich unglücklich auf dem Boden in der Nähe niedergelassen hatte, begann, bei Hem um Essen zu betteln, indem er verärgert auf seine Sandalen einpickte.
    Sie warteten eine lange Zeit. Wie lange, ließ sich unmöglich abschätzen: In der unveränderlichen Luft schien sich jeder Augenblick endlos hinzuziehen. Abgesehen von ihren eigenen Atemgeräuschen und vereinzelten, rastlosen Bewegungen, herrschte solche Stille, dass Hem das Blut durch seine Ohren rauschen hören konnte. Er konnte nur daran denken, wie durstig er war. Schließlich stand er auf.
    »Hared hat uns einen netten Streich gespielt«, meinte er düster. »Aber ich werde nicht wie ein Kleinkindhier herumsitzen und warten, bis er uns hinauslässt. Dieser Ort verursacht mir Gänsehaut. Es muss einen Weg nach draußen geben.«
    »Sehen wir uns noch einmal um«, schlug Zelika vor. »Jedenfalls ist das besser, als hier rumzusitzen. Allmählich wird mir alles taub.«
    Die Kinder stampften mit den Beinen auf und streckten die Glieder, um das Blut in Bewegung zu bringen, dann begannen sie sorgfältig, die Höhle zu erforschen. Es war, wie Zelika meinte, besser als gar nichts, wenngleich Hem es als kaum besser empfand, je länger sie sich umsahen. Er mochte diesen Ort immer weniger.
    Den Platz, auf dem sie ausgebildet worden waren, umgab etwa ein Dutzend Eingänge. Sie fingen mit jenem neben dem Tor an und arbeiteten sich planvoll nach links vor. Diesmal betraten sie die Räume, in die sie zuvor nur gespäht hatten, und überprüften die Wände genau auf Anzeichen eines Ausgangs.
    Beide konnten sie das wachsende Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden. Hem glaubte, dass es an den Augen der auf die Wände gemalten Kreaturen lag; sie schienen wie lebendige Augen zu starren, aber wenn er sie näher betrachtete, entpuppten sie sich bloß als Farbe, verblasst und feucht, einige Flecken fehlten darin.
    Sie arbeiteten sich zum Raum gegenüber dem Tor vor, ohne auf etwas Bemerkenswertes zu stoßen. Jene Kammer erwies sich als die größte. In ihrer Mitte befand sich eine Steinplatte gleich einem Tisch, übersät mit aufwändigen Reliefs aus Runen und winzigen Menschengestalten. An der Schwelle blieben Hem und Zelika unwillkürlich stehen und gaben sich unbewusst die

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