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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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sie Gefechtsmanöver. Leises Gebrüll drang durch die unbewegte Luft zu ihnen. »Ausbildung«, flüsterte Zelika. »Sie marschieren schon seit kurz vor Sonnenaufgang.« »Von hier kann man sie nicht richtig sehen«, meinte Hem. »Wir sehen genug«, entgegnete Zelika in scharfem Tonfall. »Erinnere dich daran, was Hared über Helden gesagt hat. Seien wir froh, dass es nicht regnet, so haben wir sehr klare Sicht. Ich bin müde; weck mich, falls sich etwas tut.«
    Damit kroch sie zurück in ihr Versteck, während Hem verharrte, das Lager beobachtete und dachte, dass er sich wesentlich sicherer fühlen würde, wenn es regnete. Trotz seines Glimmerschleiers fühlte er sich durch das klare Licht höchst ungeschützt. Er vertrieb sich die Zeit damit, zu zählen, wie viele Menschen sich im Lager aufhalten könnten, daneben prägte er sich alles ein, was er sah, speicherte es in seinem Gedächtnis. Es war schwierig zu sagen, ob es sich bei den Gestalten, die er sah, um Kinder handelte; auf diese Entfernung konnte er gerade noch Hundsoldaten von Menschen unterscheiden, mehr jedoch nicht. Die Spiele, zu denen Hared sie in Nal-Ak-Burat gezwungen hatte, schienen nun nicht mehr so sinnlos; Hem wusste, dass er sich bestens an alles erinnern würde.
    Mitte des Vormittags sah er, wie die Tore sich öffneten und eine Kolonne von Leuten unter Führung eines einzelnen Reiters das Lager verließ. Zu Hems Erschrecken marschierten sie die Hügel empor und hielten auf ihr Versteck zu. Eine Zeit lang beobachtete er sie noch, dann kroch er zurück ins Gebüsch, um Zelika zu wecken. Bis sie zu ihrem Aussichtspunkt vorrobbte, war die Kolonne hinter einem niedrigen Hügel zu ihrer Linken verschwunden. Stumm befahl Hem Irc, der ungeachtet aller Warnungen mit ein paar einheimischen Meenahs zu zanken begonnen hatte, still zu sein und sich zu verstecken.
    Als die Kolonne wieder hinter dem Hügel auftauchte, befand sie sich wesentlich näher. Nun konnte Hem sie deutlicher erkennen. Es waren eindeutig Kinder, wahrscheinlich um die hundert, alle Mitleid erregend dürr. Ihr Haar war kurz, bis dicht an die Kopfhaut geschoren, was es schwierig gestaltete, ihr Geschlecht zu bestimmen. Anhand ihrer Hautfarbe vermutete Hem, dass sie vorwiegend aus den östlichen Gefilden Suderains stammten; keines der Kinder wies die schwarze Haut der Turbansker auf. Sie trugen ein buntes Gemisch von Rüstungen, von staubigen Keramikpanzern über Absonderlichkeiten aus gehärtetem Leder und Kettenhemden über zerlumpten Kitteln und Hosen. Ein paar von ihnen wirkten winzig und waren vermutlich um die zehn Jahre alt. Geführt wurden sie von einer berittenen Gestalt in einem Mantel. Hem wusste durch einen Schauder, der ihm Gänsehaut verursachte, dass es sich um einen Untoten handelte.
    Trotz der uneinheitlichen Aufmachung marschierten die Kinder in einem gespenstischen Gleichschritt, der Hem die Nackenhaare sträubte. Von den üblichen Tollereien junger Leute war nichts zu erkennen; sie stapften mit entschlossener Zielstrebigkeit vor sich hin. Hem spürte, dass Zelika neben ihm zitterte, wenngleich er nicht zu sagen vermochte, ob vor Angst oder Aufregung.
    Auf einen gebrüllten Befehl hin hielt die Kolonne nur wenige hundert Spannen von Hems und Zelikas Versteck entfernt an. Rasch bildeten die Kinder Gruppen zu je etwa einem halben Dutzend und brachen danach in verschiedene Richtungen in den Wald auf. Hem hielt den Atem an, als eine Gruppe weniger als zwölf Schritte vor ihnen vorbeiging. Aus dieser Nähe konnte er ihre Gesichter erkennen, die im Marschieren unablässig von einer Seite zur anderen schauten. Obwohl Hem sich ungemein davor fürchtete, entdeckt zu werden jagte ihm dies mehr Angst als alles andere ein. Sie besaßen die weichen, unvollendeten Züge von Kindern, doch ihre Gesichter glichen ausdruckslosen Masken mit glasigen und irgendwie unerbittlichen Augen. Als sie sich Hem näherten, stieg ihm beißend Galle in die Kehle, und sein ganzer Körper pochte vor Übelkeit.
    Die Gruppe zog an ihnen vorüber und verschwand in den bewaldeten Hügeln. Hemund Zelika hörten, wie ihre marschierenden Schritte sich zwischen den Bäumen entfernten. Irc teilte Hem mit, dass er ihnen folgen würde; und als Hem ihm mit einem Anflug von Sorge beipflichtete, dass dies eine gute Idee sei, flatterte die Krähe durch die Bäume davon. Als Hem spürte, wie die Berührung von Ircs Geist in der Ferne entschwand, fühlte er sich plötzlich schmerzlich einsam.
    Er lauschte dem Kreischen

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