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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schien, ihn zu halten.
    Bedrohlich langsam umkreisten die Kinder Zelika. Mittlerweile prangten in ihren Gesichtern wieder ausdruckslose Mienen, und aus ihren Bewegungen sprach nur noch unbarmherzige Absicht. Sie alle hatten lange Waffen - Schwerter, Piken, Speere - mit der doppelten Reichweite von Zelikas Kurzschwert. Schwer atmend wich sie zu einem Baum hin zurück.
    »Du warst schon immer ein Trottel, Nisrah«, sagte sie mit harter Stimme. »Tu, was ich dir sage. Komm hinter mich. Wir verschwinden.«
    »Du bist kein Bluthund.« Nisrah spuckte zu Boden.
    Zelika sprach mit ihm, ohne ihn anzusehen, da sie die Augen auf die anderen Kinder geheftet hatte. »Tu nicht so, als könntest du dich nicht an mich erinnern. Natürlich erinnerst du dich.«
    Sie schien überhaupt nicht verängstigt zu sein: Als der größte Junge mit einer Pike auf sie einstach, wich sie seinem Stoß mit einer trügerischen, gefährlichen Anmut aus und hieb ihm in die Kehle. Gurgelnd und Blut spuckend sank er zu Boden, während Zelika herumwirbelte, um den Streich eines weiteren Jungen abzuwehren. Das Mädchen wich indes zurück und musterte sie wachsam. Nisrah tat gar nichts; weder griff er sie an, noch behinderte er die anderen. Er wirkte benommen.
    »Komm hinter mich, Nisrah. Sofort.«
    Nisrah trat einen Schritt auf Zelika zu und zauderte; plötzlich wirkte er verunsichert. Zelika schlug das Langschwert aus der Faust des Mädchens, das daraufhin die Hände hochriss, sie vor Schmerz rang, sich auf Zelika stürzte und dabei ihremKurzschwert auswich. Zelika drehte sich so schnell, dass Hem die Bewegung kaum mitbekam, und das Mädchen landete hart und außer Atem auf dem Boden.
    Mit wachsender Panik hörte Hem, dass jemand auf sie zugerannt kam, obwohl niemand um Hilfe gebrüllt und es bislang kaum Lärm gegeben hatte. Er umklammerte den Schwertgriff, bis die Knöchel weiß hervortraten und dachte an Hareds Mahnung: Keine Heldentaten. Helden neigen dazu, nicht zurückzukehren. Was sollte er tun? Hinauszuspringen und an Zelikas Seite zu kämpfen, käme reinem Selbstmord gleich; dennoch konnte er auch nicht ausharren und einfach dabei zusehen, wie sie starb. Einige quälende Augenblicke schwankte er hin und her, unfähig, zu entscheiden, was er tun sollte; dann holte er tief Luft und begann, aus dem Versteck zu kriechen.
    Er war gerade im Begriff, die Deckung des Glimmerschleiers zu verlassen, als Irc aufkreischte, ihm ins Gesicht flog und ihm fluchend mit Klauen und Schnabel die Wangen zerkratzte. Hem stürzte rücklings, und sein Schwert verhedderte sich im Gebüsch über ihm.
    Du kannst ihr nicht mehr helfen, zischte der Vogel. Es ist zu spät. Sie ist verwildert, hat den Verstand verloren.
    Fluchend und schluchzend robbte Hem vorwärts, doch Irc baute sich vor ihm auf, das Gefieder um den Hals aufgeplustert, ie Schwingen erhoben, die gelben Augen funkelnd. Du kannst ihr nicht helfen, wiederholte er.
    Mittlerweile hatten andere das Geplänkel erreicht. Hem konnte nicht sehen, was geschah; dafür hörte er Geschrei, Grunzen, Gebrüll und das entsetzliche Geräusch von Waffen, die Knochen brachen. Dann drehte sich ihm der Magen um, und er wusste, dass der Untote sich ganz in der Nähe befand. Halb vor Grauen, halb vor Übelkeit krümmte er sich. Wie eine eisige Klinge in seinem Geist spürte er die Richtung des Blickes des Untoten; er spähte prüfend durch das Unterholz, betrachtete das Strauchdickicht und dessen unzulängliche Tarnung; jeden Augenblick würde er den Glimmerschleier durchbrechen, Hem finden und hervorhieven …
    Irc flatterte empor, dann stieß er ein heiseres Krächzen aus und brach oben aus dem Dickicht hervor. Vom Lärm der Krähe abgelenkt, geriet das Auge des Untoten ins Stocken und strich über Hems Versteck hinweg. Hem presste sich in den Boden, fürchtete sich zu sehr, um sich zu bewegen. Zelika brüllte dem Untoten Verwünschungen entgegen: Mittlerweile war sie völlig außer Rand und Band geraten. Ihre Flüche verstummten plötzlich mitten in einem Wort, und Hem glaubte, dass sie getötet worden sein musste. Achtlos entsandte er seine Sinne und berührte einen Lidschlag lang ihre warme, atmende Gegenwart: Sie war weder tot noch verwundet. Stattdessen musste sie ein Bann zum Schweigen gebracht haben. »Fesselt sie«, befahl der Untote. Seine Stimme schien aus entsetzlich weiter Ferne zu stammen, obwohl er nur wenige Schritte von Hem entfernt stand. »Sie könnte nützlich sein. Lasst die anderen zurück.«
    Hem lag wie

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