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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Untoter kam aus der Ersten Hütte, dem Gebäude, in dem Hem, die vergangene Nacht verbracht hatte, und nahm eine Ankündigung vor, die Hem nicht hören konnte. Danach erfolgte einZählappell. Drei Untote bewegten sich von Block zu Block. Der größte von ihnen hatte eine Schriftrolle in den Händen und rief die Namen auf. Hem war nun »Schwertschwinger, Blut-Block Zwei«; als er genannt wurde, antwortete er zunächst nicht und wurde von seinen Nachbarn gestupst. Der Vorgang dauerte mindestens eine Stunde; die Sterne funkelten bereits unregelmäßig durch vor dem Wind ziehende Wolken am dunklen Himmel, bevor die Kinder in die Messe zum Abendessen gerufen wurden. Niemanden schien es zu stören, steif strammzustehen, während die Untoten ihre Listen überprüften, obwohl Hems Beine zu schmerzen begannen.
    Sein Abendessen erbrach Hem abermals; er behielt es gerade so lange unten, bis er die Latrinen erreichte. Somit hatte er seit der vergangenen Nacht nicht mehr gegessen, und in ihm öffnete sich ein hohler Schmerz. Vermutlich, so dachte Hem, lag es an der Hexerei im Lager, die seine ständige, unterschwellige Übelkeit so weit steigerte, dass er keine Herrschaft mehr darüber hatte. Vielleicht aber auch nur an dem fetten, knorpeligen Ein-topf und demtriefenden Brei aus Hülsenfrüchten, den es dazu gab; oder an der dadurch wachgerufenen Erinnerung an die Küche, die er in der vergangenen Nacht kurz gesehen hatte. Ein Teil von ihm begann, sich zu sorgen. Auch wenn die Mahlzeiten widerwärtig sein mochten, wenn er nicht essen konnte, würde er bald seine Kraft verlieren; und er hatte noch nie so sehr Kraft gebraucht wie im Augenblick. Er wusste, dass er es drei Tage ohne Essen aushalten konnte, ohne Schaden zu nehmen, und vorläufig vermittelte ihm sein Hunger ein Gefühl ungewöhnlicher Wachsamkeit. So unauffällig wie möglich betrachtete er seine Umgebung, brannte sich Einzelheiten ein, um sich später, wenn er nachdenken konnte, eingehender damit zu befassen. Etwas verwirrte ihn: Der an verbranntes Eisen erinnernde Gestank von Hexerei im Lager reichte zwar aus, um ihm Übelkeit zu verursachen, doch es war nicht die Art von Macht, die anzutreffen er erwartet hatte. Sofern seine Schätzung von rund tausend Kindern zutraf, brauchten die Untoten riesige Mengen Magie, um sie alle unter einem Bann zu halten.
    Hem hatte wenig Ahnung von Untotenhexerei, aber er wusste, dass Untote abartige Barden waren, die ihre Bardennamen gegen Unsterblichkeit eingetauscht hatten. Daher schien ihm die Annahme logisch, dass Hexerei mit Magie verwandt war und ihre Gesetzmäßigkeiten, so sehr sie sich von der Ethik des Bardentums unterscheiden mochten, im Grunde genommen dieselben waren. Unbehaglich erinnerte er sich daran, wie er vor langer Zeit in Turbansk geträumt hatte, Licht und Finsternis seien irgendwie dasselbe. Jene Werke von Hexerei, die er verstohlen witterte - Wachbanne an jedem Zugang, wahrnehmungsfähige Holzwände, Vorkehrungen zur Gedankenbeeinflussung und Überwachung -, waren geringer Natur. Sie reichten nicht aus, um den Bann zu erklären, unter dem die Bluthunde standen. Darüber hinaus hatte niemand versucht, etwas mit ihm zu tun. Er war bloß einer von vielen anderen, dem keine Beachtung geschenkt wurde: Niemand hatte versucht, ihn zu verhexen oder auch nur einer Art Massenbann zu unterziehen. Während er auf seiner schmalen Pritsche lag und die Kinder rings um ihn im Schlaf schnarchten, zuckten und weinten, grübelte er und fragte sich, was sie binden mochte. Es war keine Hexerei, zumindest nicht der Art, die er vermutet hatte. Die Untoten mussten etwas anderes einsetzen.
    In jener Nacht versuchte er, Irc über Gedankenberührung zu erreichen. Erwartete bis in die frühen Morgenstunden, ehe er es wagte. Zuerst wob er einen weiteren Schild, um sicherzustellen, dass seine Magie nicht erkennbar sein würde; im Gegensatz zu jenem, den er verwendete, um sein Bardentum zu verbergen, handelte es sich bei diesem neuen um einen äußeren Schild, eine Blase um seinen Körper. Dann entsandte er den Ruf, jene Schwingung, die nur Irc hören könnte und auf die nur Irc antworten würde. Es dauerte eine Weile, bis eine Erwiderung kam -lange genug, um in ihm die Sorge zu wecken, seinem Freund könnte ein Unfall oder Schlimmeres widerfahren sein; aber letztlich spürte er schwach und verschlafen Ircs Stimme.
    Du hast mich geweckt, du federloser Scherzbold, brummelte er. Geht es dir gut? Ja, erwiderte Hem, der unwillkürlich grinsen

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