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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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kämpfen. Hem nutzte solche Gelegenheiten, um verstohlen die Gesichter der Bluthunde zu mustern; allerdings stellte er mit wachsender Verzweiflung fest, dass er einige Blöcke nie aus der Nähe zu sehen bekommen würde, und solange er nicht alle kannte, würde er nie sicher sein, ob Zelika sich im Lager aufhielt.
    Nach zwei Tagen schwindender Hoffnung beschloss er, zu versuchen, mit seinem Geist nach ihr zu tasten. Wenn sie im Lager war, selbst wenn man sie verhext hatte, würde er es mit Sicherheit spüren … Allerdings bedurfte dies noch schwierigerer Magie als ein Tarnbann, und war viel gefährlicher: Weil er eine Gedankenberührung versuchen musste, bestand die handfeste Gefahr, dass ein Untoter ihn wahrnehmen könnte. Er gestattete sich eine Nacht durchgehenden Schlafes, bevor er das Unterfangen in Angriff nahm.
    Als die Bluthunde leise schnarchten, fertigte er seinen Schild an und rief sich Zelikas Bild ins Gedächtnis. Wie jeder Mensch besaß sie ihre eigenen einzigartigen geistigen Schwingungen: Sie glichen einer bestimmten Musik, einembestimmten Geruch, einem bestimmten Schimmer. Selbst wenn Zelika verhext wäre, würden sie noch spürbar sein, wenngleich unter Umständen etwas verzerrt, aber er wusste, dass er sie erkennen würde, wenn er sie spürte. Vorsichtig, behutsam sandte Hem seinen magischen Sinn hinaus in das Lager und suchte nach einer Spur ihrer Gegenwart.
    Hem versuchte, planvoll vorzugehen. Er begann am südlichen Ende des Lagers und arbeitete sich spiralförmig vor, befühlte jeden Geist, dem er begegnete, bis er sicher war, dass es sich nicht um Zelika handelte. Doch schon sehr bald wurde er verwirrt: Manche Träume waren lauter als andere, manche Geister hervorstechender, und seine Fähigkeiten ließen sich nicht genau genug lenken, um sie eindeutig voneinander zu unterscheiden oder einen Überblick über seine Richtung zu bewahren. Die Träume der Bluthunde drangen in seinen Kopf, Träume von Gewalt und Grauen, oder vereinzelte Erinnerungen an frühere Leben, die selbst Morralin nicht völlig auszulöschen vermochte. Es waren zu viele. Einmal spannte sich seine Kopfhaut vor Angst, weil er beinah einen Untoten berührt hätte. Hem spürte, dass sich der Wachbann an der Hütte zu regen begann, und er war noch nicht fertig. Verzweifelt streifte er über einige dunkle Orte hinweg, an denen er noch nicht gewesen war - ohne sich die Mühe zu machen, jeden einzelnen Geist abzutasten, achtete er einfach auf ein Zeichen, eine Spur. Und im letzten Augenblick vermeinte er, sie zu spüren. Er berührte einen besonders schlimmen Knoten mehrerer ineinander verhedderter Geister, ein Gewirr albtraumhafter Gefühlsregungen, das ihn zusammenzucken ließ. Aber irgendwo darunter befand sich eindeutig etwas: ein winziger, vertrauter Schimmerin der aufgewühlten Finsternis, ein leichter Duft, der an Zelika erinnerte, verwaschen und undeutlich, von Hexerei vernebelt, verdunkelt und von grässlichen Schmerzen verzerrt - hastig fasste er nach, versuchte, näher heranzugelangen, um völlig sicher zu sein; doch das Gefühl verpuffte, und er spürte, wie der Wachbann sich anspannte, kurz davorstand, aufgelöst zu werden, daher musste er sich zurückziehen. Mit pochendem Herzen lag er auf seiner schmalen, klumpigen Pritsche, völlig erschöpft von seinem Unterfangen. Er konnte fühlen, wie der Wachbann sich langsam entspannte, und atmete vor Erleichterung aus. Er hatte Zelika gespürt, davon war er überzeugt. Sie befand sich irgendwo im Lager. Vielleicht in einem Kerker? Wo sie weilte, hielten sich so viel dunklere Geister auf. Sie war verhext, auch dessen war er sicher, und das würde ein Problem darstellen.
    Er dachte daran zurück, wie sie versucht hatte, ihren Bruder zu überreden, mit ihr zu kommen; Nisrah hatte sie nicht einmal erkannt. Die Hexerei war mächtig, und er konnte nicht erwarten, dass Zelika sich ihr zu widersetzen vermochte. Vermutlich würde sie ihn nicht, freiwillig begleiten. Er musste herausfinden, wo sie steckte, dann würde er sie irgendwie außer Gefecht setzen und aus Sjug’hakar Im hinaustragen müssen. Allerdings war sie eine ausgebildete Kriegerin, und er konnte nicht sicher sein, dass es ihm gelingen würde, sie bei einem Kampf zu überwältigen, erst recht nicht, wenn der Wahnsinn sie packte; er würde irgendeinen Schlafzauber einsetzen müssen. Und dann würde er sie fesseln müssen, bis die Wirkung der Hexerei nachließ, da sie sonst unter Umständen versuchen könnte, ihn zu

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