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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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töten. Dafür würde er ein paar Lederriemen oder etwas Seil stehlen müssen; er glaubte zu wissen, wo er dies finden könnte. Es würde schwierig sein, aber nicht unmöglich. Zuerst jedoch musste er herausfinden, wo sie steckte.
    Hem lauschte immer noch so vielen Unterhaltungen wie möglich und versuchte, etwas aufzuschnappen, das ihm verraten könnte, wo Zelika sich befand. Es war zum Haareraufen; im Lager kursierten ständig jede Menge Gerüchte, die von einem Ohr zum nächsten wanderten, Geschichten über diese blutige Tat, jene grausame Strafe, über den Krieg, für den sie alle ausgebildet wurden. Aber niemand erwähnte ein Mädchen, das unlängst gefangen genommen worden war, und wohin man es gebracht hatte. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Hem wagte nicht, dIrc?te Fragen zu stellen, weil er fürchtete, jemand könnte sie für seltsam oder verräterisch halten. So musste ersieh denn stundenlanges Gerede anhören, gegen seine Langeweile ankämpfen und die Ohren für jede Einzelheit gespitzt lassen, die ihm verraten konnte, wo sie festgehalten wurde. Auf diese Weise hörte Hem vom Blinden Haus.
    An seinem siebenten Tag im Lager tauchte ein neues Mädchen im Blut-Block Zwei auf. Ihr Gesicht war so abgehärmt, dass es beinah skelettartig wirkte, ihre Haut aschfahl, und ein regelmäßiges Zittern durchlief ihren Körper. Neugierig starrte Hem sie an und fragte sich, ob sie, so wie er, einfach am Tor aufgekreuzt war. Aber durch das Belauschen eines geflüsterten Gesprächs, das sie mit Spalterin führte, als die Bluthunde sich in die Betten legten, erfuhr er, wo sie gewesen war: im Blinden Haus. Der Name breitete sich schlagartig in der Hütte aus und sandte einen Schauder durch jeden Bluthund, der ihn hörte.
    Dorthin, so erzählten die Kinder, wurden die Schwächsten gebracht, wenn sie zu oft bei der Ausbildung zusammenbrachen. Aber auch andere landeten dort, wurde mit leisen Stimmen gemunkelt-jene, die unredlich waren oder Regeln brachen. Man fürchtete sich davor mehr als vor den entsetzlichen Strafen, die Hem gesehen hatte, wenngleich er nicht verstand, weshalb; über jene Grausamkeiten wurden üble Witze gerissen, aber niemand scherzte über das Blinde Haus. Und jeder konnte dort landen: Die letzte Anführerin des Blut-Blocks, ein Mädchen namens Hass, das jeder für einen der pflichtbewusstesten Bluthunde überhaupt gehalten hatte, war drei Tage lang hingeschickt worden und derart verändert zurückgekehrt, dass es nicht wieder zu erkennen gewesen war. Danach hatte sie versucht, aus Sjug’hakar Im zu fliehen und war den Kötertod gestorben.
    Hem erinnerte sich daran, dass ihm bei seiner Ankunft in Sjug’hakar Im mit dem Blinden Haus gedroht worden war. Damals hatte er nicht gewusst, was das bedeutete. Das Erste, was er tat, war, in Gedanken sein Verhalten der vergangenen Tage durchzugehen. War er als Schwertschwinger wirklich überzeugend? Lenkte er trotz allem Aufmerksamkeit auf sich? Unbehaglich fiel ihm ein, dass dem untoten Befehlshaber bei der Ausbildung sein Kampfgeschick aufgefallen war. Hem hatte sofort gewusst, dass dies ein Fehler gewesen war, und er war überzeugt davon, dass die Untoten ihn seither im Auge behielten. Einmal war er sogar aus dem Block geholt worden, um eine bestimmte Fertigkeit vorzuführen. Dabei hatte er sich zwar ein wenig ungelenk angestellt, aber nicht allzusehr: Er wollte wie jemand erscheinen, der eine natürliche Begabung zum Kampfer, aber keine Erfahrung besaß, nicht wie jemand, der zu verstecken versuchte, was er konnte. Er wusste allerdings nicht, ob sein Schauspiel zu überzeugen vermocht hatte. Sein zweiter Gedanke waren jene gequälten Schreie aus der Hütte auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers, die er während eines seiner Raubzüge in den Gemüsegarten gehört hatte. Damals hatte er vermutet, dass sich in der Hütte eine Art grässlicher Kerker verbergen musste; er war völlig sicher, dass dies das linde Haus war. Sein dritter Gedanke war, dass Zelika sich wahrscheinlich dort befand. Danach verbrachte Hem den Großteil seiner Zeit damit, Je besessen darüber nachzugrübeln, wie er in das Blinde Haus einbrechen und Zelika befreien könnte. Wie immer war er zwischen einem zermürbenden Gefühl der Dringlichkeit und angespannter Vorsicht gefangen. Wenn Zelika sich im Blinden Haus befand, musste sie Folterungen jenseits jeder Vorstellungskraft erleiden, und dennoch, würde er gefasst, würde man ihn töten und er hätte sich den Versuch

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