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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schenkte den Schmerzen keine Beachtung, als der Junge ihn biss. Zu Hems Erleichterung ergriff der vorbeigehende Mann nur die Flucht; vermutlich hielt er sie für Gespenster, zumal er Stimmen hören, aber nichts sehen konnte. Hem war so wütend, dass er Nisrah auf die Beine zerrte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass seine Fesseln ihn dabei schmerzen könnten; dann setzte er ihm das Schwert mit solchem Nachdruck an die Kehle an, dass es die Haut durchdrang.
    »Ich sagte, keine schmutzigen Tricks«, knurrte er Nisrah ins Ohr.
    Danach stapfte Nisrah teilnahmslos vor ihm weiter. Hem fing an, den Anblick seiner hängenden Schultern zu hassen: Sie erinnerten ihn an die eigene Hoffnungslosigkeit und Erniedrigung.
    Als die Nacht in Dagra Einzug hielt, eine tiefe Schwärze, durchbrochen einzig von den zunehmendenBlitzen, begann Hem daran zu zweifeln, dass sie das Tor je finden würden. Er suchte nach der Straße der Waffenschmiede, durch welche die Bluthunde auf dem Weg zur Kaserne marschiert waren, doch er schien sich nicht einmal in ihrer Nähe zu befinden. So wanderten sie stattdessen durch ein endloses Gewirr vielgeschossiger Gebäude, geschwärzt von Rauch und besudelt vom Gestank faulender Lebensmittel und menschlicher Ausscheidungen. Mittlerweile bebte die Erde ohne Unterlass wie ein zitterndes Tier, und das Gewicht der Luft wurde unerträglich. Es schien unglaublich, dass der drohende Sturm noch nicht ausgebrochen war, so drückend hing er über ihnen.
    Endlich bogen sie in eine größere Gasse und stolperten hinaus auf eine der breiten Straßen, die strahlenförmig vom Ehernen Turm ausgingen. An einem Ende schnitt der grausame Dorn des Ehernen Turms eine schwarze Wunde in die Berge dahinter. Im Gegensatz zu den Nebenwegen wimmelte es auf dieser Straße vor Leuten. Hem duckte sich und hielt Nisrah fest. Überall waren Soldaten mit flammenden Fackeln, die groteske Schatten warfen: Untote auf Pferden, Hundsoldaten, Fußsoldaten.Sie standen in Habachtstellung, als wären sie bereit für eine Schlacht, doch niemand rührte sich, und ihre Augen leuchteten rot durch die Schatten.
    In der Hoffnung, das Tor auszumachen, kniff Hem die Augen zusammen, doch es war so dunkel, dass er das Ende der Straße nicht erkennen konnte. Keuchend sog er die trockene Luft ein, während er fieberhaft überlegte. Der schnellste Weg zum Torwäre diese Straße hinab: Sollte er es wagen, in den Schatten unter den Mauern unmittelbar vor den Nasen der Streitkräfte des Namenlosen entlangzuschleichen? Kehrte er hingegen in das Gewirr der Gassen hinter ihm zurück, würde er sich sofort wieder verirren und vielleicht nie den Weg finden. Unentschlossen zauderte er eine Weile; dann packte er Nisrah, der teilnahmslos neben ihm stand, lief auf die Hauptstraße hinaus und hielt sich in den Schatten.
    Er lief, so schnell er konnte, und trieb Nisrah vor sich her. Dennoch fühlte es sich zu langsam an. Sein Gefangener behinderte ihn, und trotz des Schutzes des Glimmerschleiers fürchtete er, von einem Untoten gespürt zu werden, weshalb er sich so weit wie möglich von jenen fernhielt, die er sah. Ständig begleitete ihn die Angst, Nisrah könnte jeden Augenblick einen erneuten Fluchtversuch unternehmen, was unter so vielen Soldaten und Untoten verheerend gewesen wäre. Er schaute zum Himmel auf, hoffte verzweifelt, dass der Sturm losbrechen würde; Regen böte ihnen wirksamere Deckung als jeder Glimmerschleier. Doch die Tropfen wollten einfach nicht fallen: Die Mauern selbst wirkten angespannt wie überlastete Drähte und summten vor zurückgehaltener Macht, und immer noch baute der Sturm sich auf, immer noch bebte die Stadt unter seiner bevorstehenden Ankunft.
    Schließlich sah er sich keuchend um, wollte herausfinden, wo er war, und stellte ungläubig fest, dass sich das Stadttor fast geradewegs vor ihm befand, höchstens zweihundert Schritte entfernt. Die Zahl der Soldaten hier war geringer als weiter vorne auf der Straße, was seine Aufgabe einfacher gestalten würde. Durch pures Glück war er auf die Straße gestoßen, die zum Tor führte. Einen Augenblick lang erschlaffte er vor Erleichterung. Dann holte er tief Luft und bereitete sich darauf vor, Nisrah zum Tor zu scheuchen, eine Stelle zu suchen, an der sie beide vor den Untoten verborgen wären, und nach Irc Ausschau zu halten, der bereits eine halbe Ewigkeit auf sie warten musste. In jenem Augenblick fingen die Dinge an, schiefzugehen. Hem fiel auf, dass Nisrah nicht mehr mit

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