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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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das mächtige Donnergrollen, das unter Umständen gar nicht von Donner, sondern von einstürzenden Türmen herrührte; denn inzwischen bebte die Erde so heftig, dass die Gebäude sich sonderbar wölbten und ihre Mauern Falten schlugen, als wären sie Vorhänge aus Seide. Gewiss war das ein Turm, der da vom Himmel fiel und auf die Straße krachte, sich gespenstisch herabsenkte wie ein träger Springbrunnen aus Stein und die Soldaten vor Hem zerschmetterte, bevor sie auch nur die Arme hochreißen oder aufschreien konnten …
    Dann brach letztlich der Sturm in Form von Hagel und eiskaltem Regen los, und aus dem Himmel kamen kalte Wesen aus geflügeltem Feuer, deren bleigraue, untote Gesichter Hem vor Angst völlig den Verstand verlieren ließen. Wie ein geistloses Insekt raste er durch ein Chaos aus Regen, Stein, Wind und Blut, nicht wissend, wohin er lief, nicht einmal mehr wissend, wer er war.
    Als Hem die Besinnung wiedererlangte, stellte er fest, dass er in einer Stille, die so ohrenbetäubend wirkte wie das Getöse, das ihr vorangegangen war, auf einem Geröllhaufen lag. Ich muss gestol pert sein, dachte er verwundert; er konnte sich nicht daran erinnern. HenV schlug die fest verschlossenen Augen auf und dachte zunächst, er müsste erblindet sein: Es herrschte solche Dunkelheit, dass er rein gar nichts sehen konnte. Aus dem Himmel fiel ihm Wassers aufs Gesicht, und er zitterte vor Kälte.
    Sein ganzer Körper schmerzte. Langsam überprüfte er seine Arme und Beine. Wie durch ein Wunder schien nichts gebrochen. Er setzte sich auf und versuchte auszumachen, wo er sich befand. Offenbar handelte es sich um eine Art Grube; vielleicht, dachte er, ist es deshalb so dunkel.
    Auf Händen und Knien kroch er über den Schutt und verursachte kleine Lawinen aus Kieseln und Steinen, die jedoch keinerlei Geräusche verursachten. Er spähte über den Rand der Grube.
    Anfangs sah er nur Kleckse roter Flammen, die in der Dunkelheit trieben. Blinzelnd schüttelte er den Kopf und schaute erneut hin. Wo war er? Er erkannte nichts um sich herum. Allmählich, als seine Augen sich anpassten, machte er zunächst das schartige Massiv der Berge von Dagra gegen die helleren Wolken aus, dann die Spitze des Ehernen Turms, mehr jedoch nicht. Der Eherne Turm schien in Flammen zu stehen. Weitere Flammenpunkte schwirrten wirr umher, in Mustern,die keinen Sinn ergaben. Hem blinzelte abermals, dann wurde ihm klar, dass es sich um Leute mit Fackeln handelte.
    Immer noch vernahm er keinen einzigen Laut.
    Ich habe Nisrah verloren, dachte er hohl. Er ist weggerannt. Es war alles umsonst… Und dann: Warum ist alles so still ? Warum kann ich den Regen nicht hören ? Er kämpfte sich aus der Grube und stellte fest, dass er sich auf dem Gipfel eines Geröllhaufens befand. Seine Hände waren aufgerissen und bluteten, und es schmerzte, die Steine zu berühren. Als er zu würgen begann, begriff er, dass sie ihn mit Hexerei versengten. Linkisch begann er, die dem Ehernen Turm abgewandte Seite hinab von dem Geröllhaufen wegzukriechen. Sofort wurde sein Kopf ein wenig klarer und vom Nebel der Hexerei befreit. Er sah sich um: Der Boden vor ihm erstreckte sich weit und eben, und Flammenkolonnen strömten auf ihn zu. Soldaten, dachte er. Die auf der Hochebene lagernden Armeen.
    Da begriff er, dass der Geröllhaufen ein Abschnitt der Mauern von Dagra gewesen sein musste. Er befand sich außerhalb der Stadt, er war entkommen. Doch wo steckte Irc? Sein Mund fühlte sich an, als bestünde er aus Staub. Er hatte immer noch sein Bündel auf dem Rücken, aus dem er seinen Wasserbeutel hervorzog. Hem trank einen ausgiebigen Schluck.
    Dadurch fühlte er sich etwas, eine Winzigkeit besser, und er begann zu überlegen, was er tun sollte. Seine Ohren wurden nicht mehr von Stille verstopft. Stattdessen surrte darin ein hohes, lästiges Geräusch, und darunter hörte er das leise Prasseln von Regen, der auf Stein fiel. Hem war völlig durchnässt. Wieder schüttelte er den Kopf, versuchte, ihn von dem Surren zu befreien. Der Lärm musste ihn betäubt haben.
    Sein erster Gedanke war, Irc zu finden, falls er noch lebte. Falls er noch lebte. Wie könnte irgendetwas jene Kreaturen überlebt haben, die Hem am Himmel gesehen hatte? Oder hatte er sie sich in seinem Entsetzen nur eingebildet? Inzwischen war weit und breit nichts mehr von ihnen zu erkennen. Jedenfalls wäre Hem auf sich allein gestellt, falls Irc tot war.
    Er kratzte die spärlichen Reste seiner Kraft zusammen und

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