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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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eins nach dem anderen. Immerhin hatte er herausgefunden, dass Zelika ein Stoßzahn war. Der anfängliche Schrecken, der ihn beim Betreten von Dagra befallen hatte, hatte die Gedanken an Zelika vorübergehend aus seinem Kopf vertrieben, weshalb er aus den Augen verloren hatte, wo genau sie sich befand; zum Glück jedoch waren sie in derselben Reihenfolge in die Kasernen geeilt, in der sie marschiert waren, wodurch die Stoßzähne sich im selben Raum wie der Blut-Block aufhielten.
    Vorsichtig suchte er nach Anzeichen von Untoten. Selbst das Öffnen dieses schmalen Spalts in seinem Bewusstsein ließ ihn zusammenzucken. Die in Dagra herrschende Spannung war nahezu unerträglich: Die Luft selbst schien zu zittern. Plötzlich fielen ihm die Unterhaltung der Untoten vom Vortag und Ircs Vorhersage ein. Imank befand sich in Dagra und trachtete danach, den Namenlosen zu stürzen: Und selbst der Namenlose fürchtete seinen mächtigsten Hauptmann. Kein Wunder, dass die Untoten sie im Laufschritt hatten marschieren lassen - sie hatten Angst.
    Vermutlich lag es daran, dass keine Untoten in der Nähe weilten. Vielleicht hatte er mehr Glück, als er dachte: Es könnte doch eine winzige Aussicht auf Erfolg geben. Etwas ermutigt lenkte er seine Aufmerksamkeit zurück in die Kaserne. Alle Bluthunde schienen äußerst müde, und die Morralinmenge, die ihnen verabreicht worden war, trug zu ihrer Erschöpfung bei; sie alle gähnten, obwohl es noch früh war. Verstohlen spähte er in dem langen Raum auf und ab: Er schätzte die Bluthunde auf rund zweihundert. Somit sollte es sich nicht allzu schwierig gestalten, Zelika aufzuspüren. Mit geschlossenen Augen rollte er sich zusammen und wartete, bis alle Bluthunde einschliefen.
    Dann fertigte er noch vorsichtiger als in Sjug’hakar Im einen magischen Schild an, wobei er ständig darauf achtete, nicht entdeckt zu werden. Anschließend begann er mit dem langwierigen Unterfangen, die schlafenden Geister rings um sich abzusuchen. Überraschend nah und fast sofort stieß er auf Zelikas Schimmer. Sie schliefentang derselben Wand wie er, vierzehn Plätze weiter. Warum hatte er sie dann nicht gesehen? Vermutlich war er zu müde gewesen, außerdem herrschte in der Kaserne sehr schlechtes Licht.
    Er verschloss seinen Geist und wob nach einer kurzen Rast einen Glimmerschleier. Die Hohe Sprache entglitt ihm in seinem Kopf, die Worte zerfransten oder entschwanden ihm völlig, und der Zauber schlug fehl; hartnäckig und quälend langsam fing er von vorne an. Diesmal klappte es: Er war verborgen. Allerdings fühlte er sich viel zu müde, um den Versuch zu unternehmen, ein Ebenbild zu schaffen, damit niemand die leere Pritsche bemerkte. Er würde es einfach darauf ankommen lassen müssen.
    Sorgsam zählend schlich er die Reihe der schlafenden Leiber entlang. Als er die vierzehnte Gestalt erreichte, strich er flüchtig über deren Geist, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht irrte. Sie schlief mit dem Gesicht in der Armbeuge, das grob geschorene Haar ein Gewirr kurzer Locken. Hem schnürte sich die Kehle zu; er hatte Zelikas langes Haar geliebt. Aber es würde ja wieder wachsen … Mit pochendem Herzen beugte er sich hinab und bereitete sich auf die gewaltige Anstrengung vor, sie hochzuheben und zu tragen. Dann jedoch sah er es.
    Um nicht laut aufzuschreien, biss er sich so heftig auf die Lippe, dass sie zu bluten begann. Es war überhaupt nicht Zelika.
    Es war ein Junge. Eine hässliche, halb verheilte Narbe verlief die Seite seines Gesichts hinab, zog die Haut ringsum zusammen und entstellte seine Züge. Hem erinnerte sich, diesen Jungen vor dem Marsch durch Den Raven schon einmal gesehen zu haben, ohne ihn sich besonders einzuprägen. Nun sah er genauer hin und erkannte Zelikas störrisches Kinn, ihre langen Wimpern, ihre fein geschnittenen Wangenknochen. Die ganze Zeit war er Nisrah, Zelikas Bruder gefolgt.

 
Ircs Geschichte
    Hem wusste nicht, wie lange er in jenem dunklen Raum neben Nisrah saß. Die voll e Erkenntnis seiner Torheit brach über ihn herein: Er hatte sich von seiner inbrünstigen Hoffnung in die Irre leiten lassen, hatte seine eigenen Zweifel unterdrückt, hatte sich hochmütig geweigert, auf Hared oder Irc zu hören. Die Untoten konnten Zelika keinem Seelenblick unterzogen haben, sonst hätten sie gewusst, dass auch Hem das Lager bespitzelte. Sie hätten nach ihm gesucht. Doch stattdessen war er fast ohne Fragen in Sjug’hakar Im aufgenommen worden. Niemand hatte auch nur den

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