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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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antwortete er. »Es ist ein Pilanel-Name. Mein ganzes Leben wurde ich so genannt.«
    »Du bist ein Barde«, meinte sie. »Trotzdem bevorzugst du nicht deinen Bardennamen. Ist das nicht merkwürdig? Hast du überhaupt deinen wahren Namen erhalten?« »Nein, Fürstin.«
    »Und möchtest du einen wahren Namen haben?« »Ich weiß nicht, Fürstin.« Ihre Fragen und der nachdenkliche Blick, mit dem sie ihn musterte, bereiteten ihm Unbehagen. »Nur wenige Barden verzichten auf ihre wahren Namen«, erklärte sie. »Die besten und die schlimmsten.«
    Hem wusste nicht, was die Ernani damit meinte. Der einzige Barde, von dem er wusste, dass er seinen Namen verstoßen hatte, war der Namenlose. Wollte sie andeuten, dass Hem böse war? Er fühlte sich in dieser Gesellschaft völlig fehl am Platz. Nach einem weiteren Schluck aus dem Silberbecher schaute er flehentlich zu Saliman.
    »Fürstin, Ihr vergesst die Macht Eurer Gegenwart«, ergriff Saliman das Wort, wobei der Hauch eines Lächelns um seine Mundwinkel spielte. »Hem ist noch sehr jung.« »Und dennoch hat er ein Problem gelöst, an dem selbst II Hanedr gescheitert ist, der größte Hauptmann dieser Stadt«, entgegnete Har-Ytan.
    Bei dieser Bemerkung grinste II Hanedr Hem an.
    »Wir hatten weder genug Pfeile noch Barden, um sie alle vom Himmel zu holen«, sagte er. »Die Wahrheit ist: Wir hätten keine weiteren Angriffe zu bewältigen vermocht. Das Beseitigen der Kadaver, die bereits auf den Straßen lagen, bedurfte aller Kräfte, die wir erübrigen konnten, und die Krankheit, die von ihnen ausging, hat uns viele Kämpfer gekostet. Aber niemand kam auf den Gedanken, sich an Tiere zuwenden, obwohl Tiere gegen uns eingesetzt wurden.«
    »Die Vögel von Turbansk sagen, dass die Totenkrähen keine Tiere waren«, warf Hem ein. »Sie verstanden die Hohe Sprache nicht. Irc meinte, sie wären wahnsinnig.« Ihn schauderte, als er an den zweiköpfigen Kadaver dachte, den er in Salimans Gemächern gesehen hatte, oder daran, wie die Federn von der Haut der Totenkrähen abgefallen waren, als wären sie nicht richtig daran angewachsen. »In gewisser Weise war es fast so, als wollten sie sterben.«
    »Das sähe dem Namenlosen ähnlich, Kreaturen zu erschaffen, die sich nur nach dem Tod sehnen«, meinte Juriken nachdenklich. »Denn das Leben ist etwas, das uns die Tiere beibringen können: Für sie zählt nur der gegenwärtige Augenblick; Vergangenheit und Zukunft sind Trugbilder.«
    »Vielleicht war es das, was der Pelikankönig mit >falsch< gemeint hat«, warf Zelika ein, um Hem ein Stichwort zu liefern.
    Er aber nickte erneut nur unsicher. Eine kurze Pause entstand.
    »Ich bin neugierig: Wie ist dir das eingefallen, und warum besitzt dein Wort unter den Vögeln von Turbansk solches Gewicht?«, fragte Har-Ytan. »Ich bin durchaus gewohnt, wozu Barden in der Lage sind, dennoch scheint mir das recht wunderlich.« »Ich habe schon immer mit Vögeln geredet. Und von den Totenkrähen habe ich geträumt«, antwortete Hem. »Als ich Fieber hatte, da träumte ich von ihnen. Und als ich aufwachte, wusste ich, was zu tun war.«
    Har-Ytan hielt den dunklen Blick auf sein Gesicht gerichtet, bis er zu Boden schaute. Die Schärfe ihrer Wahrnehmung, die ihm zuvor nicht bewusst gewesen war, verursachte ihm Unbehagen; Har-Ytan war nicht nur mächtig, sondern auf eine Weise feinfühlig, die er nicht erahnen konnte. »Ein Träumer«, meinte Har-Ytan schließlich. »Deine Schwester ist auch eine Träumerin. Vielleicht sind es die Träume unserer jungen Menschen, die uns den Weg durch die uns heimsuchenden Schatten weisen werden. Ich bin froh, dich zu kennen, Hem. Und ich danke dir für das, was du getan hast.«
    »Ich fühle mich geehrt, Fürstin«, gab Hem mit belegter Stimme zurück. Plötzlich wünschte er inständig, Maerad wäre an seiner Seite; sie wäre nicht so vor Ehrfurcht erstarrt wie er, sie würde Har-Ytan ins Gesicht blicken und ihr mit der ihr eigenen Geradlinigkeit antworten. Seine Schultern sackten herab.
    Obwohl man sich ihm gegenüber äußerst freundlich verhielt, behagte es Hem nicht, der Mittelpunkt solcher Aufmerksamkeit zu sein. Mundar schenkte ihm nachdrücklich keine Beachtung, Alimbar sah immer noch so aus, als versuchte er zu verbergen, dass er eine Fliege verschluckt hatte, und insgesamt hatte Hem das Gefühl, dass er sich vor den bedeutendsten Persönlichkeiten von Turbansk zu einem völligen Narren machte. Har-Ytan jedoch, die sein Unbehagen spürte, begann, mit Saliman zu

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