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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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größeren Manöver. Vorübergehend hatte die Schlacht eine Pattstellung erreicht.
    Das verschaffte den Bewohnern von Turbansk die Gelegenheit, sich der Probleme anzunehmen, die durch die Totenkrähen verursacht worden waren. Leute mit in Arzneien getränkten Kleidern und vermummten Mündern und Nasen, um den Gestank abzuhalten und eine Ansteckung zu verhindern, hatten die Straßen von den toten Krähen gesäubert. Die Kadaver waren teils verbrannt, teils mit Katapulten über die Mauern zurück auf die Schwarze Armee geschleudert worden. Es vermittelte eine unaussprechliche Erleichterung, die Straßen wieder sauber zu sehen und unter freiem Himmel gehen zu können, was die Stimmung in der Stadt merklich hob. Wie jener Soldat im Turm gemeint hatte, waren die Totenkrähen ein Fluch gewesen, der über den tatsächlichen Schaden hinausgegangen war, den ihre Angriffe angerichtet hatten. Mit zwei weiteren Überfällen hatten die Vögel von Turbansk die restlichen Schwärme derTotenkrähen vollends aufgerieben. Am Abend des nächsten Tages kam Ara-kin in den Ernan, kauerte sich auf den Sims von Hems Zimmerfenster und teilte ihm die Neuigkeit mit. Hem überraschte immer noch, wie groß der Vogel war und wie wild und lebendig er in der Enge der Kammer anmutete.
    Das sind Neuigkeiten, auf die niemand zu hoffen gewagt hätte, freute sich Hem. Wie können wir euch danken ?
    Zerstört, was falsch ist, gab der Pelikan zurück. Das genügt. Hem zögerte, bevor er antwortete, und dachte an die mächtige Armee vor den Stadtmauern. Welche Hoffnung besaßen sie schon? Das ist unser aller Wunsch, erwiderte er schließlich.
    Ara-kin neigte den Kopf, dann erhob er sich mit mächtigen Flügelschlägen in die Lüfte und verschwand.
    Zelika und Saliman, der gekommen war, um mit den Kindern zusammen das Abendessen einzunehmen, beobachteten den Jungen und den Pelikan von der Mitte des Raumes aus. Als Hem sich umdrehte, zeichnete seine zierliche Gestalt sich gegen das goldene Licht ab, das durch das Fenster strömte. Er stellte fest, dass Zelika und Saliman ihn eindringlich musterten. Mit einem plötzlich einsetzenden Gefühl der Verunsicherung gesellte er sich wieder zu ihnen auf die Kissen um den niedrigen Tisch. »Das hast du gut gemacht, Hem«, sagte Saliman leise.
    »Es war nur ein Gedanke aus einem Traum«, gab Hem verlegen zurück. Es fiel ihm immer noch schwer, Lob anmutig entgegenzunehmen.
    »Aber es war deine Idee. Jeder andere hätte sie als Irrsinn verworfen. Und sie hat geklappt.« Saliman griff nach einer Feige, brach sie auf, lächelte und betrachtete ihre üppige Farbe. »Ich habe heute Nachmittag einen Sänger gehört, der die Schlacht der Vögel bereits in einem Lied verarbeitet hat. Mittlerweile singt jeder das Loblied der Weißen Krähe.«
    »Die Vögel haben alles selbst getan«, murmelte Hem. Er wollte von etwas anderem sprechen.
    »Nein, Hem, nimm ruhig Lob an, wenn es dir zusteht«, blieb Saliman beharrlich. »Ich muss es dir jetzt sagen: Du und Zelika seid zum neunten Glockenschlag zur Ernani bestellt. Sie möchte von deinen eigenen Lippen hören, wie die Totenkrähen geschlagen wurden. Vielleicht wurde das Lied deshalb verfasst.«
    Hem errötete und ließ den Kopf sinken, um seine Verwirrung zu verbergen. Man erwartete von ihm, dass er vor der Ernani spräche, dachte er abwesend; er hoffte, sein Mund würde sich nicht so staubtrocken wie letztes Mal anfühlen.
    Nach dem Essen geleitete Saliman die Kinder durch den Palast und ließ einen entrüsteten Irc zurück. Bereits nach einem Dutzend Räumen hätte Hem sich hoffnungslos verirrt. Diesmal suchten sie nicht den Thronsaal auf, sondern ein kleineres, wenngleich ebenso wunderschönes Zimmer in Har-Ytans persönlichen Gemächern. Zu Hems Erstaunen öffnete die Ernani auf Salimans Klopfen hin selbst die Tür der Kammer und begrüßte sie.
    Hem blinzelte. Har-Ytan schien ein anderes Wesen zu sein als die erhabene Frau, die er im Thronsaal gesehen hatte; sie wirkte menschlicher, aber genauso eindrucksvoll.Das geflochtene Haar hatte sie sich aus dem Gesicht zurückgebunden, und sie trug einen dünnen Kittel aus schlichtem goldenem Damast über einer weißen Bluse und Hose. Ihre Füße waren nackt, dennoch ragte sie höher auf als Saliman. Sie roch nach Moschus und Jasmin. Hinter ihr erblickte Hem drei oder vier Leute, die sich von niedrigen Sofas um einen Ebenholztisch mit einem Silberkrug und Bechern erhoben, um sie zu begrüßen. »Willkommen«, sagte Har-Ytan und sah Hem

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