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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verbringen. Aber ich bin Saliman zumindest ebenbürtig, und dennoch konnte ich die Krankheit nur aus dem Blut weniger vertreiben. Und sie sind trotzdem tagelang bettlägrig.«
    »Sind viele krank?«, fragte Hem.
    »Nicht so viele, wie es sein könnten. Du wirst mehr durch Pfeile und Feuer Verwundete vorfinden als durch die Totenkrähen Erkrankte. Und das ist dir zu verdanken, wie ich höre.« Der alte Barde lächelte.
    Hem errötete und stammelte: »Nicht mir, den Vögeln der Stadt…«
    »In dir verbirgt sich mehr, als das Auge zu erkennen vermag.« Oslar starrte Hem indie Augen, und ein sanftes Licht erfüllte die innere Sicht des Jungen, als er spürte, wie der Geist des Barden den seinen berührte. Kurze Stille trat ein, dann seufzte Oslar. »Allmählich verstehe ich, weshalb Saliman dich hiergelassen hat, wenngleich er sein eigenes Wissen besitzt, das mir verborgen ist. Gibt es überhaupt Wissen, das den Wissenden nicht betrübt? Aber mich erwarten zahlreiche Aufgaben. Komm mit, Hem, du musst dich für mich um diejenigen im Laternenraum kümmern, dadurch wird Urbika entlastet, um mir zu helfen.«
    Hem folgte Oslar, verwirrt über das, was der Barde gerade gesagt hatte. Was dachte Saliman, dass er im Krieg gegen den Namenlosen auszurichten vermochte ? Nachdem er das Ausmaß der feindlichen Streitkräfte gesehen hatte, glaubte er nicht mehr, dass er etwas bewirken könnte. Aber Saliman schien der Überzeugung, dass er eine Rolle zu spielen hatte. Vielleicht würde er ihm eines Tages verraten, worin sie bestand.
    Im Laternenraum versorgte Hem Patienten mit vergleichsweise leichten Verletzungen - Fleischwunden oder einfachen Knochenbrüchen. Wer gehen konnte, blieb nicht in den Heilhäusern, da es nicht genug Betten gab; stattdessen wurden sie in der Stadt untergebracht und kamen morgens und abends her, um Heiltränke oder Salben abzuholen oder um sich ihre Verbände wechseln zu lassen. Es war friedlich in den Heilhäusern. Die dicken Mauern hielten sowohl den Gefechtslärm als auch die sengende Hitze des Tages draußen. Die Verwundeten lagen auf ihren Pritschen, ohne sich zu beklagen, beobachteten, wie das Sonnenlicht, das durch die vergitterten Fenster einfiel, langsam um die fahlblauen Wände wanderte, oder unterhielten sich leise miteinander. Die meiste Zeit arbeitete Hem allein und ging selbstsicher von Bett zu Bett, um sich um verschiedene Bedürfnisse zu kümmern - Wasser hier, einen neuen Verband dort, eine Salbe, einen Trank oder einen schmerzstillenden Zauber anderswo. Hem war nie ein besonders nachdenklicher Junge gewesen, aber in den kühlen, weitläufigen Räumen des Heilhauses ertappte er sich dabei, dass er zwischen seinen einzelnen Aufgaben auf eine neue Weise grübelte. Das Gefühl, mit einer solchen Ver- trauensrolle bedacht worden zu sein und gebraucht zu werden, war für ihn völlig neu, und er gelangte zu dem Schluss, dass er es mochte. Die Kunde über den seltsamen Jungen aus Annar, der einen weißen Vogel hatte, in den Heilhäusern arbeitete und die Totenkrähen vertrieben hatte, hatte sich verbreitet. Fremde grüßten ihn lächelnd inder melodischen Sprache von Turbansk, riefen ihn bei seinem Spitznamen Lios Hlaf und ließen sich ohne Fragen von ihm versorgen; niemand bekrittelte sein Alter. Er mochte das Lächeln der Krieger, deren Wunden er versorgte, und ihren freundlichen Dank. Er mochte das Gefühl, dazuzugehören.
    Hem erinnerte sich an seine Ankunft in Turbansk zurück: Es war, als dächte er an einen Fremden. Mittlerweile verspürte er keine Notwendigkeit mehr, wütend auf die Barden zu sein. Was er in seiner anfänglichen Unwissenheit als herablassend und beleidigend empfunden hatte, erkannte er nun als freundlichen Respekt.
    Obwohl Hem verwundete Soldaten behandelte, fiel ihm bisweilen nur dann ein, dass in Turbansk Krieg herrschte, wenn er das Heilhaus zum Abendessen verließ und den leisen Kampflärm im Wind hörte. Die Erkenntnis wurde jedes Mal von einer beklemmenden Bestürzung begleitet und vermittelte ihm ein eigenartiges Gefühl der Unwirklichkeit; er hatte einen inneren Frieden wie nie zuvor gefunden, dennoch hatte er nie in größerer Gefahr geschwebt. Wäre er doch nur nicht in einer Zeit des Krieges hergekommen, dachte Hem; wenn er nur bleiben und die Kunst des Heilens von Oslar erlernen könnte.
    Bei solchen Gelegenheiten dachte er an Maerad. Er besann sich eines seltsamen Ausdrucks, der manchmal über ihr Gesicht gehuscht war, wenn sie Nelacs Schüler in Norloch

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