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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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herrschte für gewöhnlich selbst so früh im Jahr einiger Verkehr -Bauern, die ihre Waren zum Markt brachten, die ersten PilanelHandwerker, die aus Zmarkan kamen, oder Barden, die ihren Aufgaben nachgingen. Doch sie begegneten niemandem. Die Menschen, die an der Straße lebten und sich einen Großteil des Lebensunterhalts mit solchen Reisenden verdienten, bestätigten Cadvans Beobachtung; die ummauerten Dörfer und Ortschaften ließen ihre Tore mittlerweile sogar bei Tag verschlossen, jene, die keine Mauern besaßen, waren größtenteils verlassen worden. Der Grund dafür offenbarte sich in den niedergebrannten oder verwüsteten Häusern, an denen sie gelegentlich vorüberkamen.
    Der Regen setzte ein, sobald sie den Wagwald hinter sich gelassen hatten, und anfangs verlangsamte er ihr Vorankommen nur auf Schrittgeschwindigkeit. Doch als der Inlan ein paar Tage nach dem Abschied vom Wagwald über seine Ufer trat, waren sie gezwungen, die Weststraße zu verlassen und im Galopp vor den rasch ansteigenden Fluten nordwärts zu fliehen. Sie waren nicht die Einzigen auf der Flucht; das Gebiet südlich von Desor bestand aus einer fruchtbaren Ebene, gesprenkelt mit zahlreichen Gehöften und Dörfern, und die Überschwemmungen suchten sie alle heim. Plötzlich wurden all die Menschen, die bis dahin verborgen gewesen waren, sehr deutlich sichtbar: Maerad und Cadvan beobachteten etliche kleine Gruppen, die im Regen stetig auf höher gelegenes Gelände zustapften, die meisten zu Fuß. Manche trieben Vieh vor sich her und führten von Ochsen oder Pferden gezogene Wagen, die hoch mit ihren Habseligkeiten beladen waren. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Überschwemmung hatten Maerad erstaunt. In den Bergen, wo sie als Kind gelebt hatte, gab es dergleichen nicht, und sie hätte sich keine solche Verheerung auszumalen vermocht.
    Maerad und Cadvan hatten beschlossen, sich in nordöstlicher Richtung zu halten, da sie es vorzogen, den Flüchtlingen fernzubleiben, und schon bald stellten sie fest, dass ein stetig wachsender See sie von ihnen trennte. Letztlich wurden sie an den Rändern des Wagwalds vorbei zur Ostgrenze des Hohlen Landes getrieben, ehe sie endlich dem ansteigenden Wasser entrannen.
    Als die Fluten sich nicht weiter ausbreiteten, blickten sie über einen gewaltigen braunen See, aus dem vereinzelt Bäume, Geländerücken oder höhere Gefilde ragten, die zu Inseln geworden waren. Auf einigen dieser vorübergehenden Eilande drängte sich bunt zusammengewürfelte Bevölkerung aus Ziegen, Kühen, Füchsen und triefnassen Kaninchen. Anzeichen von Menschen entdeckten sie nicht; mittlerweile befanden sie sich fernab des bewohnten Tieflands. Meilenweit keine Aussicht auf eine Schänke, dachte Maerad missmutig.
    »Wir hätten den Bauern folgen sollen«, meinte sie, nachdem sie und Cadvan ihre Mahlzeit beendet hatten. »Dann wären wir Desor näher. In all den Wirren hätte uns niemand bemerkt.«
    »Vielleicht hast du recht«, gab Cadvan zurück. Er lehnte an dem Fels, und der Feuerschein warf Schatten über seine Augen, während er seine Stiefel mit einer Mischung aus Talg und Öl einrieb. »Aber es ist schwer zu sagen, ob es uns besser ergangen wäre, wenn wir es getan hätten.«
    »Uns läuft die Zeit davon«, sagte Maerad.
    Cadvan bedachte sie mit einem jähen Blick. »Ich weiß, Maerad. Selbst ich kann es fühlen. Aber sofern du nicht auf eine bislang unbekannte Kraft zugreifen kannst, die uns über mehrere Wegstunden Wasser zu befördern vermag - was ich, wie ich gestehen muss, nicht gänzlich ausschließe -, fürchte ich, dass wir vorläufig hier festsitzen.«
    »Du meinst, indem ich mir Flügel wachsen ließe oder so?«
    »Wäre das so seltsam? Immerhin kannst du auch die Gestalt einer Wölfin annehmen. Vielleicht könntest du dich auch in ein anderes Tier verwandeln. Was mir natürlich wenig helfen würde, es sei denn, du würdest ein Riesenvogel wie jene, die angeblich in den südlichen Wüsten leben und Eier so groß wie ein Mensch legen.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und Maerad ergriff den Talg, um sich um ihre eigenen Stiefel zu kümmern. Sie zog ihren Mantel enger um sich, während sie das Leder einrieb, und dachte darüber nach, was Cadvan gesagt hatte. Ihr war klar, dass er es als Scherz gemeint hatte, aber bestand die Möglichkeit, dass sie etwas tun konnte, um sie über die Fluten hinwegzubefördern? Sie hatte sich bisweilen selbst schon gefragt, ob sie die Gestalten anderer Tiere annehmen

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