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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schwankte, als wäre sie einer Ohnmacht nahe, und breitete die Arme aus; Hem kam herbeigerannt und umschloss seine Schwester mit den Armen, drückte sie so leidenschaftlich, dass ihr der Atem aus der Lunge gepresst wurde. Einen schier endlosen Augenblick verweilten sie so eng umschlungen, dass sie das wilde Pochen seines Herzens im ganzen Leib spüren konnte, und sie vermochte nicht zu sagen, ob ihre Wangen nass vor Tränen waren oder die seinen.

 
     
Ein Atemzug
    Da Cadvan der letzte Mensch der Welt war, den zu sehen Saliman erwartet hatte, erkannte er ihn zunächst nicht. Er zügelte Minna vom Trab zum Schritt, als sie sich näherten, und ritt gemächlich auf Maerads und Cadvans Lager zu. Hekibel folgte ihm scheu. Irc kauerte auf ihrer Schulter und wirkte recht beleidigt; er hatte in die Luft flattern müssen, als Hem vom Pferd gesprungen war, und vermuüich war er etwas eifersüchtig.
    Saliman hatte die Gestalt zu Maerads Rechter zwar bemerkt, doch seine Aufmerksamkeit war völlig von Hems ungestümem Lauf zu Maerad und der zu ihren Füßen lodernden Leier gefesselt. Als Hem und Maerad einander umarmten, empfand er dies als einen für fremde Augen zu persönlichen Moment, wandte den Blick taktvoll ab und sah plötzlich unmittelbar in Cadvans Gesicht. Vor Erstaunen wäre er um ein Haar von Minna gefallen. Er vergaß alles andere, sogar die seltsame, betörende Musik, die seine Bardensinne erfüllte und seinen Geist mit ihrer wachsenden Macht verwirrte. Jäh zügelte er Minna, stieg ab und stand Cadvan von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Cadvans Züge hellten sich mit einem unvermittelten strahlenden Lächeln auf. »Saliman!«, rief er aus.
    Saliman umarmte Cadvan beinah so innig wie Hem Maerad, dann trat er einen Schritt zurück, hielt seinen Freund auf Armeslänge und rang nach Worten. »Ich bin nicht sicher, ob ich dich nicht erwürgen sollte!«, meinte er schließlich. Cadvan lachte. »Was für eine Begrüßung für einen alten Freund!«
    Saliman musterte Cadvans Züge mit ernster Miene. »Ja, du bist es«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Cadvan, ich hatte gehört, du wärst tot. Seit zwei Monaten trauere ich um dich. Und dich nun jenseits jeder Hoffnung hier vorzufinden, mitten in der Wildnis …«
    Schlagartig wurde auch Cadvan ernst. »Es tut mir leid, dir unnötig solchen Kummer bereitet zu haben, mein Freund«, erwiderte er. »Mich ließen umgekehrt die Neuigkeiten aus Turbansk um dich fürchten, und ich habe mich oft gefragt, ob ich dich je wieder sehen würde.«
    »Ich habe dir viel - zu viel - zu erzählen«, sagte Saliman. Er sah sich um, als fiele ihm gerade wieder ein, wo er sich befand. »Und ich bezweifle nicht, dass wir uns in diesem Augenblick in großer Gefahr befinden. Ich bin überzeugt davon, dass wir von Untoten verfolgt werden, mehreren Untoten, wenngleich sie vermutlich nicht uns gefolgt sind, sondern von Maerad angezogen werden wie Motten von Licht ihre Macht strahlt wie ein Leuchtfeuer über diese Hügel.«
    »Das fürchte ich auch«, pflichtete Cadvan ihm bei. »Ich kann sie spüren, und sie kommen immer näher. Dennoch vermute ich, dass sie das geringste unserer Probleme verkörpern. Hier sind Mächte entfesselt, die ich weder kenne noch verstehe. Aber sag, wer ist deine Freundin?«
    Hekibel war verlegen hinter Saliman zurückgeblieben und hielt die Zügel der beiden Pferde, während Irc bockig auf ihrer Schulter hockte. Als Saliman ihren Arm ergriff und sie vorwärtsführte, lächelte sie schüchtern.
    »Cadvan, Hekibel, ich darf euch jeweils eine liebe Freundin beziehungsweise einen lieben Freund von mir vorstellen. Und das hier, Cadvan, ist Irc, eine höchst ungewöhnliche Krähe. Aber ich fürchte, wir haben keine Zeit…«
    Cadvan wollte eben etwas erwidern, doch in diesem Augenblick wirbelten alle zu Hem und Maerad herum, als hätte sie jemand gerufen. Hekibel stieß einen Schrei aus und schlug sich die Hand vor den Mund.
    Während sie sich unterhalten hatten, hatten sich Hem und Maerad voneinander gelöst und standen nun nebeneinander, wobei sie sich an den Händen hielten. Maerad hatte mit der freien Hand ihre Leier ergriffen, Hem mit der seinen einen kleinen, unerträglich grellen Gegenstand, von dem Saliman wusste, dass es sich um die Stimmgabel handelte. Sie schienen in einem Taumelzustand zu sein; ihrer beider Mienen wirkten ausdruckslos, und beide umgab ein schimmernder Glanz, der sich völlig vom silbrigen Licht von Magie unterschied: Er waberte durch sie

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