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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Hälfte… Hems aufgeregte Stimme begann sich zu verlieren, und Maerad verlor die Gedankenverbindung. Enttäuscht biss sie sich auf die Lippe und wollte Cadvan gerade berichten, was Hem ihr mitgeteilt hatte, als Hems Stimme wieder ertönte. Sie leuchtet auch, die Runen sehen aus wie Feuer.
    Ich kann dich nicht richtig hören, sagte Maerad. Hem stieß noch einen Fluch aus, dann verlor sie ihn erneut. Das Summen schwoll an, wurde nicht nur lauter, sondern auch heftiger, sodass es ihren gesamten Geist ausfüllte und es sich schwierig gestaltete, etwas anderes wahrzunehmen. Maerad fand, dass es sich nicht mehr wie eine einzige Note anhörte, sondern wie eine stete, fesselnde Melodie, deren Abfolge sie nicht zu erfassen vermochte. Mühevoll löste sie ihren Geist davon und wandte sich Cadvan zu.
    Er ahnte bereits, dass die Neuigkeiten gut waren, und hatte das Schwert zurück in die Scheide gesteckt.
    »Es ist Hem, und Saliman ist bei ihm«, verkündete Maerad. Sie zitterte vor Aufregung.
    »Saliman?« Einen Lidschlag lang wirkte Cadvan verblüfft, dann lächelte er vor ungetrübter Freude.
    »Und noch zwei Leute, sagt Hem. Irc und Hekibel.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr hervor; Maerad war außer Atem und fühlte sich so schwindlig, dass sie kaum sprechen konnte. Es war ihr unmöglich, die Augen von den Reitern zu lösen: Diese hatten ihre Schritte beschleunigt und bewegten sich nun rasch auf sie zu. Maerad konnte es kaum erwarten, dass sie eintrafen und sie endlich die Arme um ihren Bruder schließen konnte.
    Cadvan spähte mit zusammengekniffenen Augen zu den Reitern. »Ich sehe nur drei«, meinte er.
    »Naja, mir hat er diese Namen aufgezählt.«
    »Da ist ein großer weißer Vogel, der zu ihnen zu gehören scheint«, stellte Cadvan fest. »Vielleicht meint er den Vogel.«
    »Vielleicht«, erwiderte Maerad. »Das hat er nicht gesagt. Und sie glauben auch, dass Untote in der Nähe sind. Außerdem meinte er, dass er die andere Hälfte des Baumlieds hat, eine Stimmgabel, und mit ihr geschieht dasselbe wie mit der Leier.« Maerad schlang die Arme um sich, um das Zittern ihres Körpers zu unterbinden: Die seltsame Musik schwoll in ihr an. Mittlerweile konnte sie die Melodie fast erkennen und nicht mehr sagen, wo der Klang endete und sie selbst begann.
    »Hem hat die verschollene Hälfte des Baumlieds?« Cadvan wirkte völlig verdutzt. »Das sind Neuigkeiten, die jede Hoffnung übersteigen. Tja, vielleicht erklärt das, was hier geschieht. Vielleicht hast du recht, Maerad. Die Leier erwacht. Was das allerdings bedeutet, geht über mein Weistum hinaus.«
    Eine Weile schwiegen sie beide und ließen die Augen auf die herannahenden Reiter geheftet. Maerad vermeinte vor Ungeduld sterben zu müssen. Sie schüttelte den Kopf in dem Versuch, das Summen daraus zu entfernen, doch der Ton wollte nicht verhallen. Stattdessen wurde er immer verschlungener und eindringlicher, je näher die Reiter kamen.
    »Wenn in der Nähe Untote sind«, meinte Cadvan ein wenig später, »müssen wir bereit für sie sein.«
    Maerad starrte ihn an, als sähe sie ihn durch einen Schleier. »Wenn in der Nähe Untote sind, werden wir sie töten«, gab sie mit schwerer Zunge zurück. »Ich werde ihre Gegenwart hier nicht dulden.«
    Cadvan musterte sie erst überrascht, dann mit wachsender Besorgnis. Maerads Körper zitterte so heftig, dass sie sich die Leier mit beiden Armen gegen den Leib drücken musste, um sie nicht fallen zu lassen. Ihr Gesicht war so weiß, dass es durchscheinend wirkte, als wäre jeder einzelne Blutstropfen daraus gewichen, und ihre Augen funkelten vor fiebriger Erregung. Ihr Blick war starr auf die Pferde gerichtet, die immer näher kamen und ihren Bruder zu ihr trugen. Cadvan berührte sie am Arm, um sich zu erkundigen, ob sie Hilfe brauche, doch sie schüttelte seine Hand fast abwesend ab.
    Als Hem sich nah genug befand, um gehört zu werden, winkte er und brüllte. Maerad stand auf und rief zurück, wenngleich sie nicht wusste, was sie sagte. Die Pferde waren noch rund hundert Spannen entfernt, als Hem von Usha glitt, auf dem Boden stolperte und beinahe fiel. Rasch fand er das Gleichgewicht wieder und rannte aus Leibeskräften auf Maerad zu.
    Sie ließ die Leier fallen, die zu ihren Füßen landete, was sie kaum bemerkte: Mittlerweile machte es keinen Unterschied mehr, sie nicht zu halten. Die Musik hatte sich so tief in Maerads Gebeine, in ihr Mark gegraben, dass sie glaubte, sie würde nie wieder frei davon sein. Maerad

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