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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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hast, wird es nicht wieder verschwinden. Wahrscheinlich ist es tatsächlich das Schlimmste, was du tun kannst.«
    Maerad nickte elend. »Ich - ich kann einfach nicht«, sagte sie.
    »Ich weiß, dass ich schwach bin, Cadvan. Und ich schäme mich dafür. Aber ich kann einfach nicht.«
    Mit ausdrucksloser Miene nickte Cadvan, dann drehte er sich nach Westen, spähte zu den Reitern und verharrte reglos. Ein leicht silbriger Schimmer erhellte seine Gestalt, und Maerad wusste, dass er versuchte, sie abzutasten. Das Licht erlosch, und er blieb lange nachdenklich stehen.
    »Wer immer sich uns da nähert, ist abgeschirmt«, verkündete er schließlich. »Ob es sich um Untote oder Barden handelt, vermag ich nicht zu sagen. Und es ist etwas sehr Mächtiges bei ihnen, Maerad. Ich weiß nicht, was es ist, aber mich beschleicht eine durchdringende Vorahnung. Etwas von großer Macht nähert sich uns, und ich kann nicht sagen, was es ist. Spürst du denn gar nichts?«
    Maerad begegnete Cadvans Blick. »Es ist Hem«, beharrte sie. »Das habe ich dir doch gesagt.« »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach. Glaubst du, ich würde meinen eigenen Bruder nicht erkennen?«
    »Aber du willst nicht versuchen, mit ihm zu sprechen? Nicht einmal das? Ich weiß, dass du dich die vergangenen Tagejeglicher Magie verschlossen hast, Maerad, und ich verstehe - so gut es mir möglich ist - die Angst, die dich dazu bewegt; aber ich sage dir, jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür. Und ich fürchte, im Augenblick spricht aus dir deine Hoffnung, nicht dein Weistum.«
    Maerad hatte keine Antwort auf Cadvans Zweifel. Sie waren, das wusste sie, durchaus berechtigt, und seine Vorahnung, dass Untote zu ihnen unterwegs waren, traf wahrscheinlich zu, wenngleich sie selbst ihre Gegenwart nicht spürte. Wie Cadvan gesagt hatte, hatte sie ihren Geist gegen jegliche Magie verschlossen, und ihre Kräfte schlummerten hinter dicken Gattern, die sie nicht öffnen wollte. Tatsächlich hatte sie, abgesehen von einer Überzeugung, die umso stärker wurde, je länger sie die herannahenden Gestalten beobachtete, keinen Grund zu glauben, dass einer der beiden Reiter Hem sein könnte. Trotzdem vermochte in diesem Augenblick nichts, was Cadvan sagen oder tun konnte, Maerad dazu zu bringen, ihre Kräfte zu entfalten; und Cadvan wusste es.
    Cadvan löste sein Schwert in der Scheide und begann die Banne, die er rings um das Lager angebracht hatte, auf ihre Festigkeit zu überprüfen. Maerad trug ihr Schwert nicht, und er forderte sie auf, sich zu bewaffnen. Beinah hätte sie sich geweigert, doch dann sah sie den Ausdruck in seinen Augen und entschied, dass es sich nicht lohnte, darum zu streiten. Sie ließ ihre Leier auf dem Felsen liegen, als sie sich auf den Weg ins Lager machte.
    Als sie zurückkehrte, schien Cadvan ihre Meinungsverschiedenheit bereits vergessen zu haben.
    »Maerad, hörst du dieses Geräusch?«, fragte er.
    »Welches Geräusch?«, gab Maerad zurück und sah sich um, als wäre es etwas Sichtbares.
    »Es ist wie - ein leises Summen. Es hat vor kurzem eingesetzt, und ich vermag nicht zu sagen, woher es stammt. Und ihm haftet der Geruch von Macht an. Mir gefällt das ganz und gar nicht.«
    Maerad legte den Kopf schief und lauschte aufmerksam. »Ich höre nur den Wind, die unter unseren Füßen wachsenden Steine und den Ruf der Vögel«, sagte sie. »Darunter«, erwiderte Cadvan. »Hörst du es denn wirklich nicht?« Allmählich klang er ungeduldig, und Maerad versuchte es erneut. Wieder hörte sie nichts. »Ich glaube«, meinte Cadvan, »du brauchst dein Bardengehör.«
    Maerad öffnete den Mund, um Einwände zu erheben, dann jedoch befand sie, dass ihr Gehör vermutlich der geringste ihrer Bardensinne war und es wahrscheinlich nicht schaden könnte, rasch ein wenig damit zu lauschen. Dann würde sie zumindest wissen, wovon Cadvan redete. Vorsichtig entsandte sie ihr Gehör, wobei sie nicht einmal versuchte, eine größere Entfernung abzudecken.
    Kaum hatte sie es getan, bedauerte sie es. Was Cadvan als leises Summen wahrnahm, war für Maerad ein unerträgliches Dröhnen, ein einziger lang gezogener Ton, der jeden Knochen in ihrem Leib in Schwingung versetzte. Selbst ihre Zähne schienen in ihrem Kopf zu klappern. Panisch versuchte sie, ihre Bardenohren zu schließen, doch die Schwingungen wirkten wie ein Keil, der ihre Sinne aufzwängte, und es gelang ihr nicht, sosehr sie sich auch bemühte. Sie schrie vor Schmerz auf und stolperte vorwärts. Cadvan fing

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