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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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dergleichen je wieder sehen will. Ich -« Kopfschüttelnd brach er den Satz ab und steckte das Schwert zurück in die Scheide. Er bedachte Maerad mit einem unverwandten Blick. »Ich glaube, Maerad, du bist die größte Gefahr, der ich je begegnet bin.«
    »Nicht für dich«, gab sie zurück. »Für niemanden, den ich liebe.«
    »Ein Blitzschlag oder ein Sturm unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind«, meinte Saliman.
    Maerads Augen loderten vor Zorn auf. »Misstrau mir ruhig, wenn du willst«, zischte sie.
    »Glaub nicht, dass ich dir misstraue«, entgegnete Saliman sanft. »Aber jeder, der bezeugt, was du gerade getan hast, und behauptet, sich nicht vor einer solchen Macht zu fürchten, ist entweder ein Lügner oder ein Narr. Und trotz all meiner Fehler bin ich beides nicht.«
    Maerad begegnete einige Lidschläge lang seinem Blick, und die Härte wich aus ihren Zügen. Überschwänglich schlang sie die Arme um Salimans Hals und küsste ihn auf die Wange, dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort dem Lager zu. Sie wollte mit Hem reden.
    In jener Nacht entfachten sie, vorerst befreit von der Furcht vor Verfolgung, ein großes Feuer und unterhielten sich ausgiebig, während der zunehmende Mond einen klaren Frühlingshimmel erklomm. Außerhalb des Kreises des Feuerscheins herrschte eine kalte Nacht, doch niemand von ihnen spürte den Frost. Cadvan kochte einen Kanincheneintopf, verfeinert mit wildem Salbei und Thymian, und abgesehen von den düsteren Geschichten, die sie alle zu erzählen hatten, war es ein vergnügtes Beisammensein.
    Mit Ausnahme Darsors waren die Pferde in Panik geraten und davongerannt, doch mit Darsors Hilfe wurden sie rasch aufgespürt; nun tratschten sie über nebensächliche Belange von Pferden, während sie zwanglos in der Wiese nahe dem Feuer grasten. Irc war nach dem Aufeinandertreffen mit den Untoten vorsichtig und mit vor Schreck steifem Gefieder zurückgekehrt und war Maerad und Cadvan förmlich vorgestellt worden. Eigentlich wollte er Maerad nicht mögen - er war ein eifersüchtiger Vogel und betrachtete Hem als sein Eigentum -, aber als sie ihn respektvoll begrüßte und ihm etwas zu essen anbot, ließ er sich doch von ihr verzaubern und hopste sogar auf ihren Unterarm, was ein besonderes Zeichen von Vertrauen darstellte.
    Hem war entsetzt gewesen, als er Maerads Hand gesehen hatte, und zunächst versuchte er, den Anblick zu meiden, da er ihn schmerzte. Maerad selbst verunsicherten die fehlenden Finger nicht mehr. Sie gestikulierte mit der Hand so ungehemmt wie vor ihrer Verstümmelung. Allmählich gewöhnte auch Hem sich daran und verspürte nicht mehr jedes Mal einen Stich im Herzen, wenn er sie aus den Augenwinkeln erspähte. Er und Maerad saßen dicht beisammen und scherzten und zankten sich, als wären sie nicht mehr als Bruder und Schwester, die sich nach einer langen Trennung wieder trafen. Jenen Schein trog nur, wie Cadvan fand, die Magie, die immer noch zart unter Maerads Haut flackerte und ihre Gestalt mit einem matten, sich stetig ändernden Strahlenkranz umgab. Maerad blieb blass und fiebrig, und ihre Augen wirkten übernatürlich glänzend. Besorgt sah Cadvan, dass sie sehr wenig aß und nur, wenn sie dazu gedrängt wurde. Den Großteil ihrer Mahlzeit gab sie Irc.
    Alle waren sich darin einig, dass sie nicht bleiben konnten, wo sie waren, doch niemand wusste, wohin sie gehen sollten. Inneil, die nächstgelegene Zuflucht, würde höchstwahrscheinlich von den in Desor versammelten Streitkräften angegriffen werden, und in jene Richtung zu reisen würde vermutlich zu einer unerwünschten Begegnung mit der Armee führen. Die anderen Schulen in Reichweite waren Desor und Ettinor, aber niemand fühlte sich geneigt, dorthin aufzubrechen. Maerad blieb stumm und starrte ins Feuer. Irc hatte sich auf ihren Schoß geschlichen und gurrte, während sie ihm müßig den Hals kraulte, und Hem begann allmählich einzudösen.
    »Die Hauptfrage«, meinte Cadvan, »ist das Baumlied. Wenn wir verstünden, was heute geschehen ist, könnten wir vielleicht entscheiden, was wir tun sollen.« Alle Augen richteten sich auf Maerad.
    »Ich verstehe es auch nicht«, sagte sie gedehnt. »Es ist schwierig zu erklären, sogar mir selbst gegenüber …«
    »Hast du eine Vermutung, was nicht gestimmt hat? «, fragte Saliman. »Etwas hat gefehlt.« Maerad setzte ab, als versuchte sie, einer inneren Stimme zu lauschen, dann schüttelte sie den Kopf. »Aber ich weiß nicht, was …« »Hekibel, du

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