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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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wusstest, dass etwas falsch war«, sagte Saliman. Hekibel, die sich während dieses Gesprächs fast so schweigsam wie Maerad gegeben hatte, schaute auf. »Ich frage mich, woher du es wusstest, und ob dasselbe Wissen uns noch mehr verraten könnte.«
    »Ich verstehe nichts von Magie«, erwiderte Hekibel mit leiser Stimme. »Saliman und ich gelten nicht unbedingt als Anfänger auf diesem Gebiet«, ergriff Cadvan das Wort. »Dennoch hatten wir beide nicht die leiseste Ahnung, dass etwas nicht stimmte.«
    »Vielleicht hat Hekibel es gefühlt, weil sie keine Ausbildung hat, und wir von dem behindert wurden, was wir erwarteten, statt das zu sehen, was sich unmittelbar vor unserer Nase befand«, schlug Saliman vor. »Immerhin ist das keine bardische Magie und wirkt daher auf andere Weise. Vermutlich auf einfachere Art.« »Ich würde sagen, für mich war es ein wenig wie eine Szene in einem Schauspiel, in der jemand den Text vergessen hat, in der die Kulisse nicht passt, in der ein Schauspieler fehlt oder etwas in der Art«, meldete sich Hekibel zu Wort. »Aber, na ja, nur noch schlimmer. In einem Schauspiel wird nur so getan, als ob Menschen sterben, doch ich dachte, wenn es noch lange weitergeht, würden Hem und Maerad wirklich getötet…«
    Erschrocken schaute Maerad auf. »Nicht getötet«, sagte sie. »Vielleicht Schlimmeres …« Stille trat ein, als die anderen darauf warteten, dass sie erklärte, was sie meinte. Sie setzte dazu an, verstummte und biss sich auf die Lippe. »Es ist schwierig, darüber zu sprechen«, begann sie schließlich. »Mir fehlen die rechten Worte; irgendwie scheinen sie nicht zu passen. Ich meine, wie ihr wisst, begibt es sich bei der Magie häufig so, dass die Handlung, wenn die … wenn die Umstände stimmen, einfach folgt. Als die Leier und die Stimmgabel sich so nah beisammen befanden, war es, als erwachte das Baumlied und - und würde zu etwas, fast so, als wäre noch jemand da gewesen.« Angestrengt grübelnd runzelte sie die Stirn. »Und das Baumlied war da, es wollte ganz sein, und dieses Wollen war alles, was vorhanden war, es wurde immer unerträglicher, weil das, was es wollte, nicht geschehen konnte. Auf der ganzen Welt war nichts anderes als dieses Wollen. Und hätte Hekibel das Baumlied nicht wieder einschlafen lassen, wären Hem und ich in diesem Wollen ausweglos gefangen gewesen.« Verzweifelt warf sie die Hände hoch. »Ich kann es nicht richtig ausdrücken«, sagte sie.
    »Was will es?«, fragte Cadvan.
    »Ganz sein. Frei sein. Lebendig sein.« Mit einem unverhofften Anflug von Schmerz fiel ihr die Verbitterung des Winterkönigs ein, als er ihr in seinem kalten Thronsaal in Arkan-da die Bedeutung der Runen auf ihrer Leier verraten hatte. »Arkan sagte… er sagte, die Runen seien tot, Nelsor habe die Macht des Baumlieds in ihnen gefangen wie eine Blume in Eis. Er meinte, sie seien ein Lied, und ich müsste sie spielen. Als ich darauf erwiderte, dass ich die Musik nicht kenne, da sagte er …« Sie schluckte, als sie sich seines frostigen Zorns besann, der seltsamen Mischung aus Furcht und Verlangen, die Arkan in ihr geweckt hatte. »Er sagte: >Glaubst du etwa, irgendetwas könnte leben, wenn es in zwei Hälften zerrissen wird?<«
    Mit leuchtenden Augen setzte Hem sich auf. »Ich bin die Musik«, sagte er. »Das ist es, was Nyanar gemeint hat.« Maerad sah ihn fragend an, und er erklärte es ihr. »Nyanar ist ein Elidhu, mit dem ich in Suderain gesprochen habe. Er war… Ich weiß nicht, wie ich beschreiben soll, wie er war.« Hem setzte ab und erinnerte sich. »Er meinte zu mir, dass wir beide vorhergesagt seien. Zum einen für den Gesang, zum anderen für die Musik.« Hem ließ die Schultern herabsacken und blickte grüblerisch zu Boden. »Nur geschah die Musik nicht. Ich weiß, wie sie klingt … ich meine, wie sie sich anfühlt. Aber das habe ich den ganzen Tag nicht gespürt …«
    »Arkan meinte auch, das Lied könnte nur mit Liebe gesungen werden.« Die roten Flecken oben an Maerads Wangen schillerten heller, als läge sie ein beschämendes Geständnis ab. »Und dass Liebe nicht gestohlen oder geheuchelt werden, sondern nur geschenkt werden könne.« Sie verstummte kurz. »Ich weiß auch nicht, was das bedeutet.«
    »Das sind tiefschürfende Rätsel«, meinte Cadvan halb lächelnd. »Trotzdem denke ich, was immer heute gefehlt hat, Liebe war es nicht.«
    »Vielleicht müssen wir zum Anfang zurückkehren. Ich meine, dorthin, wo all das begann«, schlug Hekibel zögernd

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