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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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sonst nicht erfahren hättet«, rechtfertigte er sich mürrisch. »Selbst Saliman sagt, er hätte nicht gewagt, Dagra zu betreten. Und ich konnte Zelika nicht im Stich lassen. Vielleicht weißt du einfach nicht, was es bedeutet, jemandes Freund zu sein.«
    Nach dieser spitzen Bemerkung verschlossen sich Hareds ohnehin selbst im besten Fall harte Züge vollends, und er sagte nichts mehr. Danach behandelte er Hem mit etwas weniger Respekt. Ein paare Tage später, nach mehreren langen, sich im Kreise drehenden Streitgesprächen, verließen Hem, Soron und Saliman Nal-AkBurat und brachen zunächst nach Til Amon auf. Soron konnte es kaum erwarten, nach Hause zurückzukehren, und Hem rückte nicht von seiner Überzeugung ab, dass er seine Schwester Maerad finden musste, die sich, dessen war er sicher, irgendwo in Annar aufhielt.
    Hared wollte, dass Saliman in Nal-Ak-Burat bei den anderen Barden des Widerstands bleiben sollte, um gegen die Schwarze Armee zu kämpfen. »Saliman, ich will offen sein«, sagte er während eines Gesprächs. »Die vergangenen zwei Wochen, seit Imank verschwunden ist und Chaos in der Schwarzen Armee herrscht, war es einfacher, sich zu bewegen, das kann ich dir versichern.
    Aber sobald sich Sharma neu formiert - was vermutlich nicht lange dauern wird -, werden die Streitkräfte nicht mehr geteilt sein. Ich hege keine Zweifel, dass die Lage hier dann wesentlich schwieriger wird, und das Licht weiß, sie ist so schon schwierig genug. Und einen Barden wie dich wegen einer aussichtslosen Suche zu verlieren - das ist hart, Saliman. Sehr hart.«
    Für Hareds Begriffe kam dies nachgerade Betteln gleich, und Saliman wusste, dass dies ein Zeichen seiner Verzweiflung war.
    »Hared«, erwiderte er freundlich, »ich verstehe dich, mein Freund. Ich verstehe dich sehr gut. Und ich kann nicht behaupten, dass ich mich nicht hin- und hergerissen fühle … Es ist immer möglich, dass ich mich irre. Ich weiß, dir muss es wie Wahnsinn erscheinen, aber ich kann mich nicht gegen mein Weistum entscheiden. Ich wusste von Beginn an, dass Hem in dieser Angelegenheit eine wichtige Rolle zu spielen hat. Bisher hat er mich nicht widerlegt. Und ich weiß auch, dass wir seine Schwester finden müssen.«
    Hared hörte die Entschlossenheit in Salimans Stimme und wusste es besser, als mit ihm zu streiten, doch er schüttelte traurig den Kopf.
    Am folgenden Tag verließen Hem, Soron und Saliman die Sicherheit der Höhlen von Nal-Ak-Burat, brachen in Richtung Westen auf, durch Narak hindurch, und überquerten unter Lebensgefahr den Undara nach Savitir, bis sie schließlich die Ränder der Neera-Sümpfe erreichten. Dort wandten sie sich nach Norden und umgingen die Sümpfe rechter Hand.
    In all der Zeit hatten sie niemanden sonst gesehen; Saliman führte sie abseits der Straßen und Pfade, und sie mieden sämtliche Dörfer. Die Landschaft, durch die sie wanderten, war einsam: Bei Einbruch der Dunkelheit hörten sie die traurigen Rufe der Brachvögel in die Nacht hallen. Gelegentlich stießen sie auf Anzeichen des Krieges, einen niedergebrannten Kuhstall oder die Überreste geschlachteter Ziegen, doch sie alle waren erkaltet, Mahnmale einer längst vorübergezogenen Gewalt, und Beweise für Hexerei gab es nur sehr wenige. Dennoch blieben sie wachsam, und Hem hatte den Eindruck, dass die Landschaft selbst sie argwöhnisch beobachtete, als verfolgten Augen ihre Anwesenheit und warteten ungeduldig darauf, dass sie weiterzogen. Sie reisten rasch; abgesehen von der Dringlichkeit ihres Unterfangens ließ auch die seltsame Leere des Landes keinen Wunsch aufkommen, unnötig Zeit zu verlieren.
    Endlich erreichten sie die nördlichen Ausläufer der Neera-Sümpfe und wandten sich wieder gen Westen in Richtung der Südstraße. Dort verdoppelten sie ihre Vorsichtsmaßnahmen: Falls die Schwarze Armee Kundschafter hatte oder, schlimmer noch, nordwärts nach Süd-Annar marschierte, würden sie hier am wahrscheinlichsten auf Schwierigkeiten stoßen. Mit gebührendem Abstand zur Straße auf ihrer Linken reisten sie Richtung Norden, getarnt durch Schattenlabyrinthe und Schilde, damit sie für das blanke Auge unsichtbar waren. Irc überprüfte die Straße regelmäßig. Nichts, so berichtete er, bewegte sich darauf, so weit sein Blick reichte.
    Das Schlimmste, das sich von ihrer Wanderung sagen ließ, war, dass sie sich eintönig gestaltete. Soron wurde lebhafter, je näher sie Til Amon kamen, der Stätte seiner Geburt. Es war lange her, seit er den Ort

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