Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
verschlimmerten die Dinge nur, dennoch konnte er sich ihrer nicht erwehren. Am dritten Tage bekam er als endgültige Krönung seines Elends eine schwere Erkältung mit schmerzhaftem Husten. Saliman, ein berühmter Heiler, hörte zutiefst besorgt seine Brust ab und wob einen Bann, der sein Leid ein wenig milderte. Hem, der selbst über Heilkräfte verfügte, wusste, dass allein Ruhe und ein warmes Bett wirklich zu helfen vermocht hätten, doch beides war unerreichbar. Sie hatten keine andere Wahl, als weiterzuziehen. Sie erreichten Til Amon lange nach Einbruch der Dunkelheit. Das hohe Tor schien urplötzlich aus dem Nebel und der Dunkelheit aufzuragen. Neben dem Tor hing eine Glockenkette für Spätankömmlinge. Als Soron ungeduldig daran zog, hörten sie die Glocke tief innerhalb der Mauern läuten. Schaudernd standen sie vor dem Tor im Regen, bis ein Wächter einen Schlitz in einer kleinen Nebenpforte öffnete und sich erkundigte, wer sie seien. Nach einer Weile, die Hem unglaublich lange vorkam, ließ er sie hinein.
    Endlich befanden sie sich in geschützter Umgebung. Hem fror, fieberte, war durchnässt bis auf die Haut und zu müde und krank, um sich zu freuen. Bevor Saliman irgendetwas anderes tat, brachte er Hem in ein Bardenhaus, wo er einem Heiler überantwortet wurde, der seine Brust abhörte, besorgt mit der Zunge schnalzte und Hem einen Trunk in Form einer schwarzen Flüssigkeit verabreichte, die so bitter schmeckte, dass der Junge beinah würgen musste. Dann wurde Irc, der sich an Hems Schulter geklammert und versucht hatte, sich in der Kapuze seines Mantels zu verstecken, resolut verscheucht. Hem wurde erst in ein heißes Bad, dann in trockene Kleider gesteckt. Irc, der größten Argwohn gegen den Heiler hegte, beobachtete jeden Handgriff von der Seite des Bades aus: Er hatte die Vorliebe der Menschen dafür, sich rundum zu befeuchten, noch nie verstanden. Hem empfand die Wonne, sich endlich warm zu fühlen, als unbeschreiblich, und er ließ sich wohlig in ein weiches, einladendes Bett fallen, in dem er einschlief, als hätte er seit Wochen kein Auge zugetan.
    Er erwachte spät am nächsten Vormittag, und selbst da nur, weil Irc an seinem Haar zupfte. Schlaftrunken verscheuchte er ihn und versuchte, zurück in einen herrlichen Traum zu kriechen, in dem es warm und behaglich war. Er hatte vergessen, dass er sich in Til Amon befand, und erwartete, dass ihn beim Erwachen wieder die triefenden Zweige, der harte, nasse Boden und die quälende Kälte umfangen würden, die ihn die vergangenen Tage begleitet hatten. Aber die Wärme verschwand nicht; plötzlich erinnerte er sich daran, wo er war, und setzte sich mit einem Schlag hellwach auf.
    Essen, sagte Irc gereizt. Ich bin hungrig.
    Ich auch, erwiderte Hem. In seiner Leibesmitte schien ein gähnendes Lech zu klaffen. Er sprang aus dem Bett und zog die Kleider an, die man ihm in der Nacht zuvor gegeben hatte. Wo ist Saliman ?Er wird wissen, wo es etwas zu essen gibt.
    Mit Irc auf der Schulter tapste er barfüßig aus dem Zimmer und bahnte sich den Weg nach unten. Dort fand er den Heiler vor, der sich bestürzt darüber zeigte, dass Hem das Bett verlassen hatte.
    »Aber mir geht es gut!«, begehrte Hem auf. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben nie besser gefühlt! Außerdem muss ich etwas frühstücken, und ich esse nicht gern im Bett.«
    »Letzte Nacht warst du eines der kränksten Kinder, die ich je gesehen habe«, entgegnete der Heiler streng. »Solange du in meiner Obhut bist, wirst du tun, was ich sage.«
    Hem hatte nicht vor, ins Bett zurückzukehren, und wollte dem Heiler gerade hitzig seinen Standpunkt erläutern, als Saliman eintrat.
    »Guten Morgen, Edadh«, begrüßte er den Heiler. »Und auch dir einen guten Morgen, Hem. Was tust du außerhalb des Bettes?«
    »Mir geht es gut!«, beharrte Hem. »Aber der Heiler will, dass ich zurück ins Bett gehe. Dabei habe ich bloß Hunger. Und Irc auch«, fügte er hinzu, als die Krähe entrüstet krächzte. »Ich hatte gestern gar kein Abendessen …«
    Saliman tauschte einen spöttelnden Blick mit Edadh, dann ließ er Hem auf einem Stuhl Platz nehmen und untersuchte ihn gründlich. Als er fertig war, schaute er zu Edadh auf. »Ich fürchte, er hat recht«, sagte er. »Mit ihm ist alles in Ordnung; die Krankheit scheint völlig verschwunden zu sein. Dieser Junge ist sehr zäh - ich habe schon einmal erlebt, wie er sich auf ähnliche Weise von einem schweren Fieber erholte, und damals konnte ich meinen Augen

Weitere Kostenlose Bücher