Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
der Magie der Elementare, durchaus zutreffen könnte.« Nadal nickte und gab Hem die Stimmgabel zurück.
Hem hängte sie sich rasch wieder um und verbarg sie unter seinen Kleidern; irgendwie hatte er das Gefühl, dass man sie nicht mit bloßem Auge betrachten sollte.
»Das sind fürwahr große Schwierigkeiten, und es ist nicht einfach, unseren Weg zu finden«, meinte Nadal. »Wir wissen zu wenig über die Elementare. Schon zu lange verlaufen unsere Wege durch Misstrauen getrennt. Eure Vermutungen erscheinen mir gut, dennoch sind es nur Vermutungen.«
»Ich stimme dir zu, dass es zu viel gibt, was wir nicht wissen«, ergriff Saliman das Wort. »Nichtsdestotrotz sind dies durch Weis-tum untermauerte Vermutungen. Du bist Maerad noch nicht begegnet, Nadal… Sie besitzt eine beunruhigende Macht, die nicht bardischen Ursprungs ist.«
»Auch die Macht dieses Jungen ist keineswegs herkömmlich.« Darauf blickte Hem in die Augen des Obersten Barden und erkannte in deren Blick eine unangenehme Schärfe. »Das habe ich in dem Augenblick gespürt, als du diesen Raum betreten hast. Beherrschst du, so wie deine Schwester, die Sprache der Elidhu?« Hem nickte. »Wir leben in gefährlichen Zeiten… Woher wissen wir, dass diese Macht uns und nicht einer anderen Notwendigkeit dienen wird?«
Hem hielt an «ich und erinnerte sich an die unaussprechliche Traurigkeit des Elidhu Nyanar, als dieser über sein vergiftetes Heim gesprochen hatte, die Hügel von Glandugir, die der Namenlose bis zur Unkenntlichkeit entstellt hatte. »Die Elidhu dienen nur ihren eigenen Zwecken«, räumte er ein, »aber sie hassen die Finsternis so sehr wie wir. Der Namenlose hat auch ihre Heime zerstört.«
»Ja. Ja, da magst du durchaus recht haben.« Abermals fand sich Hem unter Nadals durchdringendem, suchendem Blick wieder. »Manche Weisheiten, die uns als Barden lieb und teuer sind, müssen in diesem Krieg unter Umständen verdrängt werden. Vielleicht handelt es sich dabei tatsächlich um Blindheiten. Dennoch erscheint es mir nach all der Zeit seltsam, die Elidhu, die sich vor der Großen Stille mit dem Namenlosen verbündeten, als auf unserer Seite zu betrachten.« »Hier geht es nicht um Seiten«, sagte Hem. Er wandte sich Saliman zu. »In Afinnil gab es doch Elidhu, oder?«
Saliman nickte. »Ja. Ihnen wurde von den Barden nicht immer misstraut. Außerdem waren es nur der Winterkönig und einige andere abtrünnige Elidhu, die Sharma geholfen haben …«
»Ich stimme dem zu, was du sagst, Saliman«, fiel Nadal ihm ins Wort. »Allerdings gilt es in diesem Krieg, verschiedene Blickwinkel zu betrachten, die nicht minder wichtig sind. Wir dürfen unsere Hoffnungen nicht an einen solch dünnen Faden knüpfen. Vergessen wir nicht, wie verzweifelt die Dinge stehen: Norloch ist an die Finsternis gefallen, ohne dass ein Schwert zur Verteidigung erhoben worden wäre. Und nun erfahren wir, dass Nelac von Enkir eingekerkert wurde und des Verrats bezichtigt wird.«
Mit gequälter Miene schaute Saliman jäh auf. »Ich fürchtete, dass so etwas geschehen könnte, als wir aus Norloch flohen. Dennoch bestürzt mich, dass er wagt, einen gemeinhin so beliebten Barden wie Nelac in den Kerker zu werfen… Er muss seinen Arm für wahrhaft stark halten.«
»Wie ich dir letzte Nacht sagte, hat Enkir aus ganz Annar Soldaten rekrutiert. Seine Garnison ist mittlerweile äußerst mächtig, und die Schulen sind nach wie vor geteilt. Niemand außer den Sieben Königreichen wagt es, ihm offen zu trotzen, und manche meinen inzwischen, er stelle ihr bestes Bollwerk gegen die Armee der Finsternis dar. Der Untergang von Turbansk kam Enkir sehr gelegen: Er bedient sich der Furcht der Menschen und wird sie als Tarnung für seine eigenen Zwecke nutzen. Und einige Schulen werden bereits angegriffen; ich habe gehört, das Tal von Inneil werde in den letzten Wochen heftig aus den Bergen bestürmt, und es herrscht Bürgerkrieg sowohl in Lukernil als auch in Rhön, wo Banditen ungehindert umherstreifen, meiner Vermutung nach mit Enkirs Segen. Armes Annar!«
»Ich frage mich, wie eng Enkir mit der Finsternis zusammenarbeitet«, meldete sich Soron zu Wort. »Mich überrascht, dass er noch keine Armee gen Til Amon entsandt hat, denn genau das hat jeder erwartet.«
»Wir haben Kundschafter bis zur Straße nach II Arunedh ausgeschickt, und es gibt keine Anzeichen einer Armee. Noch nicht. Es sei denn, er hat einen Weg gefunden, seine Soldaten unsichtbar zu machen, oder unsere Kundschafter
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