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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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solange genug Licht herrschte. Selbst Hem bereitete Kopfzerbrechen, wie weithin sichtbar sie sein mussten, wenngleich er das Essen und die Unterhaltung genossen hatte, die ihm das Herz erleichterten. Die Barden bedanken sich bei ihren Gastgebern und bereiteten sich zum Aufbruch vor. »An eurer Stelle würde ich nordwärts ziehen, so schnell ihr könnt«, meinte Saliman. »Und ich würde keine Feuer mehr anzünden. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die eigentliche Armee euch einholt, aber es wird Kundschafter und Vorreiter entlang der Straße geben.«
    »Danke für Euren Rat«, sagte Karim. »Vielleicht begegnen wir uns in Til Amon. Wie immer werden wir dort im inneren Kreis auftreten.«
    »Wir werden die Augen nach euch offen halten«, ergriff Soron das Wort. »Möge das Licht euren Pfad erhellen.«
    Karim verneigte sich tief. »Und den euren, meine guten Herren.«
    »Lebt wohl«, sagte Hekibel lächelnd. »Ich hoffe, unsere Wege werden sich erneut kreuzen. Ich würde nur allzu gern deine Krähe in unseren Stücken auftreten lassen; ich bin sicher, wir könnten eine Rolle für ihn finden.«
    Irc krächzte auf Hems Schulter einen leisen Abschiedsgruß. Er war vollgestopft mit Essen und döste halb.
    »Ich hoffe, sie kommen zurecht«, meinte Hem, als sie sich außer Hörweite befanden. »Ich fände es fürchterlich, wenn ihnen etwas geschähe.« »Irgendwie glaube ich, sie werden zurechtkommen«, erwiderte Soron. »Hekibel scheint mir eine sehr vernünftige Frau zu sein. So oder so, wir haben alles getan, was wir konnten.«

 
     
Til Amon
    Die nächsten paar Tage waren gezeichnet von ständiger Müdigkeit. Während die drei Gefährten sich zuvor stetig und vorsichtig vorwärtsbewegt hatten, verließen sie sich nun zur Tarnung auf starke Tarnbanne und hielten sich so dicht an der Straße, wie sie wagten. Sie brachen vor dem ersten Tageslicht auf, marschierten bis lange nach Einbruch der Dunkelheit und legten eine mörderische Geschwindigkeit vor.
    Irc flog morgens und abends die Straße zurück, um das Vorankommen der Schwarzen Armee zu überprüfen. Er berichtete, dass sie weiter hinter ihnen zurückfiel. Als sie die Gabelung erreichten, an der die Straße nach Til Amon abzweigte, die südwärts um den Osidh Am herum verlief, hatte die Schwarze Armee gerade erst die Neera-Sümpfe hinter sich gelassen. Die klaren Wintertage waren vorüber. Mittlerweile wanderten sie durch schweren Regen. Saliman kam dies gelegen, weil er glaubte, dies würde die Armee zusätzlich verlangsamen und die Barden auf der Straße noch besser tarnen, allerdings gestaltete sich der Marsch dadurch schlechtweg elend.
    »Die Frage ist, ob die Armee nach Til Amon abbiegt oder geradewegs weiter Richtung Süd-Annar marschiert«, meinte Saliman, während er die Straße nach Til Amon entlang starrte. »Ich fürchte, es ergäbe mehr Sinn für sie, Til Amon einzunehmen und sich so einen Stützpunkt zu schaffen, von dem aus sie SüdAnnar über Lauchomon oder Lukernil angreifen können.«
    Soron wirkte grimmig. »Das denke ich auch«, pflichtete er Saliman bei. »Und wenn Enkir ebenfalls auf Feldzug ist, wird Amon zwischen zwei Übeln gefangen sein. Dennoch ist es ein schwierig einzunehmender Ort, weil ihn der See umgibt. Sie werden die Stadt belagern müssen.« Er seufzte, vermutlich eingedenk der Belagerung von Turbansk und des Gemetzels und der Zerstörung, die danach folgten. Die beiden anderen nickten trübsinnig schweigend, und sie marschierten weiter.
    Von der Gabelung der Südstraße nach Til Amon waren es etwa zwanzig Wegstunden, die sie in drei Tagen zurücklegten. Die Berge erhoben sich zu ihrer Linken: graue nackte Felsrücken, deren Gipfel in dichten Wolken verborgen lagen. Am ersten Tag erreichten sie den See von Til Amon, ein riesiges Gewässer, das sich eisengrau unter dem grauen Himmel südlich vor ihnen erstreckte. Der Wind, der aus den Bergen herab über den See auf sie zufegte, war schneidend kalt. Die Nächte waren kurz und unbehaglich.
    Wenn Hem im unzulänglichen Schutz einer kleinen Tanne oder im Windschatten eines überhängenden Felsens kauerte, erschöpft und doch außerstande zu schlafen, fragte er sich, ob es ihm auf der Reise durch Den Raven körperlich so miserabel ergangen war. Das war unbestreitbar ein dunklerer Weg als dieser gewesen, doch diese Reise gestaltete sich eher noch unangenehmer. Die Kälte drang ihm tief in die Knochen und wich nie. Gedanken an warme, gemütliche Betten oder heiße Mahlzeiten

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