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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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einem Zug trank er den Wein aus und seufzte. »Jedenfalls sind wir, soweit ich das beurteilen kann, was alles andere als weit ist, den Umständen entsprechend bestmöglich für den Angriff gerüstet. Die Banne halten, und abgesehen von der bitteren Kälte ist vorläufig alles in Ordnung. Ich wünschte nur, wir wüssten, was uns erwartet.« »Ja, diese Ungewissheit ist das Schlimmste«, pflichtete Maerad ihm bei. »Tja, Maerad, du weißt, dass wir für jede Hilfe, die du in dieser Hinsicht bieten kannst, äußerst dankbar sind«, sagte Malgorn. »Sieh mich nicht so an, Cadvan, du weißt, dass es stimmt. Maerad ist hier genauso gefährdet wie wir alle. Und sie ist nicht mehr ganz so kalkweiß wie zuvor.«
    Cadvan schaute zu Maerad, die seinem Blick begegnete. »Natürlich hat Malgorn recht«, sagte sie. »Und ja, ich fühle mich nicht mehr so schlecht.« Allerdings, dachte sie bei sich, auch nicht besonders gut.
    Cadvan äußerte sich dazu nicht, sondern begann, mit Malgorn über Dinge zu plaudern, die nichts mit der gegenwärtigen Lage zu tun hatten, wobei die beiden Scherze einstreuten, um die Spannung zu mindern, und Maerad ertappte sich dabei, dass sie unwillkürlich mit ihnen lachte. Vielleicht ging es ihr doch schon wieder ganz gut.
    Dennoch wollte sie sich, als Cadvan sich an sie wandte und Indiks Frage über den Nebel an sie weiterleitete, zunächst weigern. Es wäre einfach gewesen zu behaupten, dass sie mehr Zeit brauchte… Ihr graute vor dem Gedanken zu versuchen, den Landrost zu erfühlen. Insbesondere fürchtete sie, sich dadurch dem Winterkönig auszusetzen, der sie mit erschreckender Genauigkeit aufzuspüren vermochte. Sie sehnte sich danach, so zu bleiben, wie sie war, abgeschirmt in ihrem eigenen Kopf, unberührt von den größeren Kräften, die ihr böswilliges Bewusstsein gen Inneil streckten.
    Stattdessen setzte sie sich auf und schüttelte die Decke ab, die sie sich um die Schultern geschlungen hatte. Sie schloss die Augen und tastete sich durch ihre eigene innere Dunkelheit zu der seltsamen, unbestimmbaren Welt der Gefühle vor, in der ihre Magie ihre Macht besaß. Maerad tastete sich ganz behutsam vor. Sie wollte nicht bemerkt werden. Es erschien ihr durchaus möglich, dass der Landrost dachte, es wäre ihm gelungen, sie zu vernichten, und daher nicht mit ihrer Rückkehr rechnete; genauso gut jedoch konnte es sein, dass er besonders wachsam sein würde.
    Sie spürte, dass der Landrost nahe war, sehr nahe. Seine Gegenwart erfüllte ihr gesamtes Wesen mit Furcht, und um ein Haar hätte sie sich instinktiv zurückgezogen. Doch sie hielt an sich und machte sich so klein wie möglich. Dann entsandte sie unendlich behutsam ein paar Bewusstseinsranken. Als nichts geschah, streckte Maerad sie weiter aus, allzeit bereit, sie jäh zurückschnellen zu lassen, wenn es sein musste.
    Die Absicht des Landrosts vermochte sie überhaupt nicht zu lesen. Sie spürte nur eine gewaltige Schwere, ein wachsendes, schreckliches Gewicht, doch nichts schien sich wirklich zu regen. Verwirrt kehrte sie ins Wachhaus zurück, wo Cadvan mit ernster Miene wartete.
    »Er ist da«, sagte sie. »Am Tor, glaube ich. Was er macht, kann ich nicht sagen. Er könnte den Nebel heraufbeschworen haben, andererseits könnte der auch von selbst eingesetzt haben.«
    Cadvan nickte und gab die Botschaft an Indik weiter. Maerad stand auf und stellte fest, dass ihre Beine nicht mehr zitterten. Gut, dachte sie. Es geht mir gut. Sie ging zum Tisch und schenkte sich ein Glas Medhyl ein. Der Kräutergeschmack in ihrem Mund fühlte sich wie die Frische sehr kalten Wassers an, und sie spürte, wie sich die Wirkung des Getränks in ihrem Körper ausbreitete und die schlimmste Müdigkeit vertrieb. Sie schenkte sich ein weiteres Glas ein und wischte sich den Mund ab.
    »Draußen könnte ich deutlicher fühlen«, meinte sie.
    »Draußen ist es sehr kalt«, erwiderte Malgorn. »Obendrein ist es eine seltsame klamme Kälte, trotzdem ist nirgends Eis. Dabei fühlte es sich sogar kälter als eisig an, als müsste alles gefroren sein, eine richtige Totenkälte. Das ergibt keinen richtigen Sinn.«
    »Totenkälte?«, hakte Maerad nach. Eine plötzliche Vorahnung verursachte ihr Übelkeit.
    »Nur so eine Redewendung…«, sagte Malgorn. Dann bemerkte er den Ausdruck in Maerads Gesicht. »Was denkst du gerade?«
    »Ich weiß nicht…« Maerad kramte nach Worten. »Der Landrost tut gar nichts. Er … schart… irgendetwas… aber was? Ich meine, während wir

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