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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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zertreten. Wie kann ich etwas zerstören, das nicht da ist?
    Er ist nicht nicht da, widersprach der Winterkönig. Er ist hier. Genau wie ich. Als sie die Bedeutung der Worte Arkans begriff, vergaß Maerad ihre Wut, vergaß sogar den Winterkönig selbst. Natürlich war der Landrost hier - sie spürte seine Gegenwart überall, sie verdichtete die Luft selbst mit Furcht, mit einer unerbittlichen Tödlichkeit. Das Nichts war lediglich seine Mitte. Sie hatte den Fehler begangen, alle ihre Aufmerksamkeit auf sein Nichts zu richten.
    Ein zusammenhangloser Gedanke zuckte durch ihren Verstand, ein Bruchteil von etwas, das sie während ihrer kurzen Lehrzeit bei Dernhil gelesen hatte. Darin war das Licht als Kugel beschrieben worden, in deren Mitte das Überall war, während der Umfang das Nirgendwo darstellte. Irgendwie hatte der Landrost sich in etwas Ähnliches verwandelt, allerdings umgekehrt: Seine Mitte war das Nirgendwo, sein Umfang das Überall.
    Diese Erkenntnis war schön und gut, allerdings wusste sie immer noch nicht, was sie tun sollte. Blind suchte sie nach Arkan; wenn er behauptete, dass sie den Landrost zerstören könnte, dann würde er bestimmt auch wissen, wie. Doch sie konnte keine Spur von ihm ertasten; der Winterkönig schien verschwunden zu sein. Maerads Mut sank. Gleichzeitig flammte die Wut in ihr wieder auf. Was wollte der Winterkönig überhaupt hier? Sie hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er nicht versuchte, sie zu täuschen; jedenfalls glaubte sie nicht, dass er gekommen war, um ihr zu helfen. Viel wahrscheinlicher mutete an, dass er beabsichtigte, ihren Untergang herbeizuführen, dass er für seine eigenen böswilligen Zwecke mit dem Landrost unter einer Decke steckte und vorhatte, Maerad zu fangen, nachdem Inneil eingenommen war. Und selbst wenn der Winterkönig nicht im Bund mit dem Landrost stand, war die Aussicht darauf, dass sie den Landrost zerstören könnte, etwa so gut wie jene, dass sie mit bloßen Händen einen Berg abtragen könnte.
    Auf den Mauern tobte ein verzweifelter und wilder Kampf, um den Landrost davon abzuhalten, Inneil zu überrennen. Allerdings waren es nicht die Gebirgsmenschen, die über die Zinnen schwärmten, wie Maerad gedacht hatte: Erklömmen sie die Mauern, würden auch sie zu Opfern der Leere, die das Leben aus Inneil sog. Sie lagerten unten an ihren Feuern und warteten die Vernichtung der Verteidiger ab; sobald sie tot wären, könnten die Angreifer die Schule unbehelligt betreten, um zu plündern und zu brandschatzen. Vorerst entsandte der Landrost seine Werwesen, um die Verteidigung auszulöschen.
    Cadvan hatte einen magischen Schild um Maerad gewoben, um sie zu schützen, während sie einen eigenen Schlag gegen den Landrost auszuführen versuchte. In ihrem Elend nach dem Gespräch mit Indik hatte sie vergessen, es selbst zu tun. Ihre Lage war zwar ernst, aber nicht ganz so schlimm, wie Maerad befürchtet hatte: Von all den Kämpfern entlang der Mauern waren nur drei Männer und Frauen der Kälte erlegen. Ihre Leben waren unmerklich aus ihren Körpern entwichen, während sie über die Zinnen gespäht hatten. Weitere acht waren entweder bewusstlos oder am Rande der Erstarrung eilends zu Heilern gebracht worden. Sie alle waren Barden, wie Indik verkniffen gegenüber Cadvan erwähnte. Die Soldaten spürten die Kälte und die schleichende Starre zwar auch, waren jedoch nicht ganz so anfällig dafür wie diejenigen, die Magie beherrschten. Und vermutlich trug die Notwendigkeit zu kämpfen dazu bei, die Todeskälte des Landrosts zu bannen, wenngleich Cadvan ihr beharrliches Ziehen durchaus spürte, als würde ihm langsam das Blut aus dem Leib gesaugt, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte.
    Cadvan vermutete, dass der Landrost den Angriff früher als geplant ausgerufen hatte. Vermutlich hatte Maerad ihn irgendwie dazu bewogen, schneller zu handeln. Er schaute zu ihr hinüber. Kaum sichtbar stand sie an der Mauer. Ein leichter Schimmer von Magie ließ ihre Gestalt verschwommen wirken. Maerads plötzliche Eingebung hatte wahrscheinlich viele Menschen vor dem Tod gerettet. Allerdings, dachte Cadvan, bot der Landrost den Bewohnern Inneils vielerlei Wege zu sterben.
    Er machte ein entschlossenes Gesicht und wappnete sich für eine erbitterte Schlacht mit Schwertern und Magie. Schulter an Schulter mit Indik schleuderte er weißes Feuer gegen die Angreifer und trieb sie über die Zinnen zurück oder hackte sie nieder, sodass die Leichen der Werwesen sich auf den

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