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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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auszuloten, war sie nutzlos; und vielleicht könnte sie, nachdem sie bereits die volle Wucht seiner Macht zu spüren bekommen hatte, diesmal gegen ihn bestehen. Sie holte tief Luft. Auch in meinen Adern fließt Elidhu-Blut, sagte sie sich. Ich bin Wind, Feh, Wasser und Feuer. Ich bin eine Elidhu, eine Frau und eine Bardin. Er ist nur ein Elidhu. Es fühlte sich nach hohlen Bekundungen an, um sich Mut zu machen, doch mehr hatte sie nicht. Blindlings drängte Maerad in die erschreckende Mitte vor, in die große Leere, die das Lebensblut aus Inneil und den warmen Atem aus jenen saugte, die sie liebte, aus Kriegern und Kindern, aus Sängern und Hirten, aus Handwerkern und Bauern, aus Köchen und Schmieden, aus Fassbindern und Töpfern… Die hohle Gier der Leere verschlang sie, als würde sie unerbittlich in die schwarze Mitte eines mächtigen Strudels gezogen, und sie spürte, wie sie sich darin benommen und verwirrt drehte und bereits schwächer wurde. Es wäre so einfach, meinte eine flüsternde Stimme in ihr, sich nicht zu wehren, sondern sich lediglich der Tödlichkeit des Sogs zu ergeben. Niemand würde es ihr zum Vorwurf machen. Und sie könnte ihre Last abwerfen, einfach in der Finsternis versinken und würde nie wieder etwas wissen müssen…
    Abseits bewussten Zutuns begann etwas in Maera gegen den schrecklichen Zwang anzukämpfen. Sie dachte an all die Menschen, die solches Vertrauen in sie gesetzt hatten, für die ohne sie keine Hoffnung bestand, und mit einer Willensanstrengung schrumpfte sie sich auf geringstmöglichen Raum. Schließlich hörte sie auf, wild in der Kraft des Landrosts zu wirbeln, und verharrte still.
    Nun war Maerad so winzig wie ein Kiesel, so unzerstörbar wie ein Adamantsplitter. Nicht einmal der Landrost besaß die Macht, sie zu zermalmen. Sobald ihr dies klar wurde, spürte sie, wie sie stärker wurde, und wo zuvor Verzweiflung geherrscht hatte, entzündete sich eine reine, unbeherrschbare Wut, eine namenlose Raserei, die sich gänzlich gegen den Landrost richtete. Jenseits ihres bewussten Willens fühlte sie, wie sie sich verwandelte, und alles, was sie als Maerad kannte, ihr Frauenkörper, ihr Bardengeist, sogar ihr wölfisches Ich, begann zu verschwinden, als wäre die Kraft ihres Zorns eine alles verzehrende Flamme.
    Sie glich einem winzigen Stern, der mit unermesslicher Macht unerträglich grell pulsierte, einem unvorstellbaren Strahlen; auch blieb sie nicht winzig, sondern wuchs im Einklang mit ihrer Kraft, wurde heller und heller. Sie war nicht länger sie selbst, nicht einmal ein Bewusstsein. Stattdessen glich sie der Kraft der Sonne; nichts konnte sie verbrennen, da sie selbst Feuer war, die Seele der Flamme, die im Kern des Felses und lebendiger Wesen hauste, die das Antlitz der Erde aufriss, die Gebirge an den Füßen aufbrach, ihren Hochmut zersprengte, sich durch ihre Trümmer grub wie geschmolzener Atem, bis Gestein gleich Strömen weißen Wassers floss und sich selbst in lebendiges Feuer verwandelte.
    Sie, die Maerad gewesen war, gleißte vor dem Landrost. Und er erkannte sie, und sie spürte, wie er zauderte, spürte seine plötzliche Furcht. Dann fühlte sie, wie er sich selbst verwandelte, seine Kräfte gegen sie sammelte, all seine Macht zu einer gewaltigen Faust, einem Hammer aus Stein ballte, einer Lawine, die einem ganzen Berg glich. Doch es war zu spät. Der Stern überstieg seine Kraft bereits bei weitem und versengte die mineralischen Adern seines Wesens mit unerträglichem Feuer, unerträglichem Licht. Noch während der Landrost ihr seinen Geist zuwandte, fiel er in seine eigene Leere zusammen. Sämtliche Gipfel, Täler und Ausstriche seines Wesens waberten und bröckelten. Sein kaltes Bewusstsein schwelte angesichts der unbeschreiblichen Hitze des Sterns, der ihn mit Qualen jenseits seiner Vorstellungskraft verbrannte. Bevor er es begriff, bevor ein Gedanke auch nur beginnen konnte, Gestalt anzunehmen, entzündete sich das Feuer, und was vom Landrost übrig war, ging in einem strahlenden Flammenbogen auf, der flackernd in Dunkelheit erstarb.

 
     
Nachwehen
    Elednor Edil-Amarandh na …
    Die Stimme sang durch den leeren Kosmos gleich einem schwingenden Band kalten Lichts.
    Elednor, flüsterte sie, besinn dich deines Namens. Herz aus Feuer, Flammenblume, erinnere dich an deine Heimat…
    Sie, die Maerad gewesen war, spürte, wie sich inmitten ihrer Raserei eine Stimme formte, eine Stimme, die antworten wollte, die sich mit einer Wärme erhob, die nicht das

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