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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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immer war Frauen in Frankfurt so etwas verwehrt. Überdies hatte sie keinen Meistertitel. Würde überhaupt jemand bei einer Frau kaufen, die sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte? Auch sie würde exkommuniziert werden. Besser war es für alle, wenn alles so blieb, wie es bisher war. Wenn sie es gewusst hätte, wäre sie dann mit Isaak in Florenz geblieben? Wahrscheinlich. Doch die Gelegenheit war vertan, würde nicht wiederkommen. Nein, Isaak durfte nicht erfahren, dass Sibylla von ihm schwanger war. Sie musste sich von ihm trennen, durfte ihn niemals wiedersehen, sobald sie in Frankfurt eingetroffen waren. Das war sie ihm schuldig. Eine Trennung aus Liebe. Ja, sie würde sich von Isaak trennen, weil sie ihn liebte, weil sie nicht wollte, dass er ihretwegen Nachteile erlitt, in Unfrieden mit der Kirche, den Nachbarn, in Unfrieden auch mit Isabell und Adam lebte. Er brauchte seine Arbeit wie sie die ihre. Sie wollte nicht, dass er litt, wollte ihn um keinen Preis unglücklich machen. Sie liebte ihn mehr als sich, das wusste sie nun, doch sie war nicht geschaffen, glücklich zu sein. Deshalb würde sie auf ihn verzichten. Auch, wenn es ihr das Herz brach. Auch, wenn sie noch nicht wusste, wie Wolfgang Schieren auf ihre Schwangerschaft reagieren würde. Und auch, wenn Isaak sie hassen würde, weil sie ihn verlassen hatte.
    Wieder stieg eine Welle der Übelkeit in Sibylla auf. Nur mühsam gelang es ihr, dem Kutscher ein Zeichen zu machen, dass der Wagen halten sollte.
    Sie erbrach sich im Straßengraben, Isaak hielt sie, reichte ihr einen Krug Wasser. Jede seiner Berührungen spürte sie mit doppelter Heftigkeit. Jedes Mal fragte sie sich, wie oft er sie noch berühren konnte. Und bereits jetzt spürte sie den großen Kummer, der sie überrollen würde, wenn sie sich von ihm getrennt haben würde. Doch sie wollte das Kind, wollte es von ganzem Herzen. Wollte es als Beweis ihrer Liebe, als lebendige Erinnerung.
    Viel zu früh näherten sie sich den Stadttoren Frankfurts. Noch ein letztes Mal ließ Isaak Kopper den Wagen halten. Ein letztes Mal gingen sie ein kleines Stück in den Wald hinein, eine letzte innige Umarmung, ein letzter Kuss.
    «Es ist kein Abschied für immer», beteuerte Isaak Kopper und hielt Sibylla so fest an sich gepresst, dass es ihr beinahe die Luft nahm. «Wir werden uns so oft sehen, wie wir können. Und wer weiß, vielleicht führen uns unsere Geschäfte schon bald wieder nach Florenz. Ich vertraue auf Gott und bin sicher, dass er einen Weg findet, uns eines Tages zusammenkommen zu lassen.»
    «Ja», erwidertete Sibylla. «Auch ich vertraue auf Gott.»
    Als Isaak zum letzten Mal Sibyllas Gesicht in seine Hände nahm und mit dem Finger behutsam die Umrisse ihrer vollen Lippen nachzeichnete, glänzten Tränen in seinen Augen.
    Sibylla aber war stumm, ihre Augen trocken. Keine Träne rollte über ihre Wangen, kein Seufzer stieg aus ihrer Brust auf. Der Kummer, das bevorstehende Leid hatten sie schon jetzt erstarren lassen. Von nun an würde sie in der Erinnerung leben und die Last eines großen Geheimnisses allein tragen müssen. Sie wusste, wie schwer es sein würde, damit zu leben, ahnte auch, dass der Schatten wiederkommen würde. Isaaks Liebe hatte sie vor der echten Sibylla Wöhler geschützt. Bei ihm konnte sie die sein, die sie war. Niemals hatte sie sich verstellen müssen, niemals lügen. Er liebte sie, und Sibylla war beinahe sicher, dass er sie auch lieben würde, wenn er das Geheimnis ihrer Herkunft kannte. Beinahe sicher. Ein Rest Zweifel jedoch blieb, würde an ihr zu nagen beginnen, sobald sie Isaak und seine Liebe verloren gab, und würde bleiben bis an das Ende ihres Lebens. Die Wahrsagerin hat Recht gehabt, dachte Sibylla und zog noch einmal den vertrauten Duft des Geliebten ein. Niemals wollte sie ihn vergessen. Nur die Liebe kann mich heilen. Ich habe es erlebt. In Florenz, das schattenlos und voller Freude für mich war. Jetzt wird der Schatten zurückkehren, und ich muss damit leben.
    «Gott schütze dich, Isaak», sagte Sibylla und löste sich langsam aus seinen Armen. «Gott schütze und behüte dich.»
    Wenig später fuhren die Wagen rumpelnd durch die Tore der Stadt Frankfurt.
     
    «Du Hure, du verdammtes Flittchen. Ich prügele dir den Hurenbalg aus dem Leib, Dirne, verfluchte.»
    Wolfgang Schieren schäumte. Sein Gesicht war puterrot, an seiner Schläfe hatte sich eine dicke Ader gebildet, in seinen Mundwinkeln stand weißer Schaum.
    Er stand vor Sibylla, griff nach

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