Die Pension am Deich: Frauenroman
kann. Vor allem, dass er weiß wie es ist, wenn man hinter seinem Rücken eine Intrige spinnt. Weil man ihm nicht vertraut. Was heißt man? Nicht irgendwer, sondern seine Ehefrau. Die Einzige, auf die er Steine bauen kann, wie er immer so schön betont. Pah! Von wegen Steine. Keinen Einzigen hat er sich getraut!«
»Es müsste etwas sein, das ganz anders erscheint als es ist. Trügerisch für den Betrachter«, nimmt Anne souverän Monikas Faden auf. »Eine kompromittierende Situation für deinen Mann. Aus der du, ohne ihm die Chance einer Erklärung zu geben, Konsequenzen ziehst.«
Tomke runzelt ihre Stirn und streicht sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus dem Gesicht. »Noch mal von vorne. Momentan verstehe ich nur Bahnhof.«
»Ganz einfach. Monikas Mann müsste mit einer anderen Frau zusammen fotografiert werden. Ohne sein Wissen. Selbstverständlich hat er zu dieser Person keine Beziehung. Aber er wird es nicht beweisen können. Er wird einzig und allein auf Monikas Vertrauen angewiesen sein. Glaubt sie ihm oder glaubt sie ihm nicht.«
»Genial«, ruft Tomke begeistert. »Genau das ist es. Ist Anne nicht wunderbar?«
Monika atmet tief durch. Sie weiß nicht recht. Anne hat zwar ihre wirren Gedanken in verständliche Worte gefasst. Aber es hört sich fremd an und unangenehm kühl.
»Das müssen natürlich heikle Fotos sein. In eindeutiger Pose. Ich bin sicher, da findet sich eine Frau. Ich meine für Bares«, überlegt Tomke weiter.
»Ja, das denke ich auch. Aber das muss gut vorbereitet werden«, erwidert Anne.
»Genau das ist es!«, funkt Monika ungehalten dazwischen. »Für Vorbereitungen habe ich keine Zeit und auch keine Nerven. Versteht ihr nicht? Ich weiß gerade nicht, wie ich die nächste Nacht mit Frank überstehen soll! Ich kann nicht mit ihm in einem Zimmer schlafen! Das ist das Thema!«
»Halt mal! Still eben!« Tomke breitet beide Arme aus und wirkt wie eine Dirigentin zu Konzertbeginn. Sie hat eindeutig einen Geistesblitz.
»In einem Zimmer schlafen! Ja, das ist es! Warum bestellen wir ihm nicht einfach eine Dame aus dem horizontalen Gewerbe aufs Zimmer. Gleich heute. Dann soll er mal erklären, dass er nichts damit zu tun hat.«
»Hm, ich weiß nicht«, sagt Anne skeptisch. »Das klingt reichlich platt. Nein, das ist zu abwegig.«
Monika nickt heftig. Tomke hat aber auch verrückte Einfälle. Frank und eine Prostituierte. »Das ist mehr als abwegig. Wenn ich für Frank eine Hand ins Feuer legen müsste, dann dafür, dass er sich niemals mit so einer einlassen würde.«
»Wenn du das man meinst«, kontert Tomke trocken. »Da haben sich schon andere geirrt. In Köpfe kann man noch nicht reingucken.«
»Das ist wahr«, stimmt ihr Monika zu. »Aber – also ich glaube, Frank ist noch nie neben einer anderen Frau als mir aufgewacht. Vor uns war er mit keiner fest zusammen. Wenn überhaupt.«
Sie ist immer leiser geworden.
»Dann wird es Zeit, dass wir ihm so ein Erlebnis organisieren«, schlägt Tomke betont unternehmungslustig vor.
»Nun guckt mich nicht an, als wäre ich eine Faseltante. Das hat Hand und Fuß. Ernsthaft. Passt auf, wenn Monikas Mann schläft, legen wir ihm eine fremde Dame ins Bett. Die braucht nur abzuwarten, bis er aufwacht. Stellt euch das einmal vor! Ich meine, sein Gesicht. Der wird mächtig ins Grübeln kommen: Um Himmels willen. Wer ist das? Träume ich? Dann wird er feststellen, die neben ihm ist ganz nackig. Er versucht, sich zu erinnern. Verzweifelt. Warum ist meine Frau nicht hier? Ich habe doch nicht wirklich? Nein, hat er nicht. Aber wie erklärt er seiner Frau, dass er unschuldig ist und mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat. Ich sage euch, in den Moment fallen ihm alle Sünden ein.«
Tomke hat rote Wangen vor Begeisterung.
»Das ist eine wirklich unglaubliche Geschichte. Wir sollten zusammen ein Buch schreiben«, stellt Anne kopfschüttelnd fest.
Tomke schaut sie verunsichert an. »Du meinst, der Plan taugt nicht fürs echte Leben?«
»Nein, so meine ich das nicht«, sagt Anne.
Monika wirft ihr einen düsteren Blick zu. »Aber ich meine das: Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen! Außerdem ist schon eine Stunde rum und wir reden und reden.«
»Wir reden nicht nur. Wir haben bereits eine brauchbare Idee«, erwidert Anne ganz ruhig. »Leider gefällt sie dir nicht.«
»Was heißt, gefällt mir nicht. Es geht nicht um gefallen oder nicht gefallen. Natürlich reizt mich die Vorstellung, Frank so in Bedrängnis zu bringen. Keine
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