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Die Pension am Deich: Frauenroman

Die Pension am Deich: Frauenroman

Titel: Die Pension am Deich: Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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gegen die Fensterscheibe. Anne duckt sich unwillkürlich, als könnte sie von ihnen getroffen werden.
    »Ich warte auf dich in unserem Hausboot.«
    Um dieses Versprechen von ihm zu hören, hat sie Kerzen auf ihrer Fensterbank angezündet. Jeden Abend. Jahrelang. »Unser Hausboot«, hat er gesagt. Wie oft hat sie ihn das schon im Geist sagen lassen und sich dabei glücklich gefühlt. Und nun? Nun packt sie nicht in fliegender Eile ihre Klamotten und reist zu ihm. Sie ist müde und zu verwirrt und irgendwo ist ihr schmerzlich bewusst: Seine Bitte kommt zu spät.

Kapitel 23
     
     
    Tomke und der Mann ohne Hund
     
    Was für eine Nacht! Tomke drückt den Rücken fest gegen den Türrahmen und schließt die Augen. Und was für ein Glück!
    Tomke Heinrich, du hättest eine frische Witwe mit nach Hause bringen können. Nur weil du es nicht lassen kannst und deine Nase in fremde Angelegenheiten steckst.
    Stimmt, aber es ist gutgegangen. Herr Habermann hat den Schock überlebt. Mehr noch. Der Schock hatte anscheinend eine heilende Wirkung. Alles eingefädelt durch ihr feines, kleines Komplott. Mitausgeheckt von Linda Loretta. Dass die sich so spontan darauf eingelassen hat, erscheint Tomke im Nachhinein wie ein kleines Wunder. Sie hat mit ihrer Lieblingsautorin zusammen eine Ehe gerettet. Jawohl, da ist sie sich sicher. Die Ehe der Habermanns hat Hoffnung auf Zukunft.
    Monika hat auf der Rückfahrt nicht viel geredet. Eigentlich hat sie gar nichts mehr gesagt. Aber sie war entspannt. Sie war nicht mehr dieses unsichere, selbstzweiflerische Frauchen. Sie wusste wieder, zu wem sie gehört. Das würde Tomke auch gerne wissen. Sie löst sich vom Türrahmen und geht ins Badezimmer. Im Spiegel begegnet sie ihrem übermüdeten Gesicht. Sie streckt sich die Zunge heraus. Ja, schlafen wäre jetzt das Vernünftigste. Aber sie würde nicht in den Schlaf kommen. Das ist ihr klar. Spätestens, wenn sie in der Waagerechten zu liegen käme, wäre sie wieder hellwach.
    Die grauen Stoppeln sind schon nachgewachsen. Kann nicht angehen, in zwei Tagen. Aber der schneeweiße Nachwuchs beweist ihr das Gegenteil. Bevor sie lange ins Grübeln kommt, wird sie ein Versprechen einlösen. Sie wird sich ihr Haar wieder färben. Mit routinierten Handgriffen mixt sie sich ihre altvertraute Tönung Rote Kastanie zusammen und verteilt sie auf ihrem Haar. Das geht Ratz Fatz. Ein eindeutiger Vorteil dieser Haarlänge. Den sie nicht lange genießen wird. Der zweite Teil ihres Versprechens lautet, es wieder wachsen zu lassen. Und der dritte Schwur. Tomke sieht sich fest in die Augen. Paul ade. Für immer und ewig. Das war ein gewagtes Versprechen. Ein sehr gewagtes. Man sollte auf seine Worte immer gut aufpassen, wenn man in Gefahr ist. Das ist mal sicher. Aber versprochen ist versprochen. Der Schwur beruht nicht auf irgendwas, sondern auf nicht weniger als Herrn Habermanns Leben.
    Draußen klappen Wagentüren. Die Brötchen werden schon geliefert. Tomke zieht sich eine Jacke über. Sie wird die Tüte gleich reinholen. Wer weiß, vielleicht kann sie später doch noch einmal schlafen.
    Als sie die Haustür öffnet, zieht sie den Kopf ein. Der Wind hat zugenommen und weht ihr ungemütlich kühl entgegen. Er kommt von der Landseite. Wetterwechsel. Der Frühling beendet hiermit sein Gastspiel. Die Wetterfrösche haben orakelt, es soll so ekelig bleiben. Schade. Auf so ein Schmuddelwetter ist sie nicht scharf. Wieder das Anklöttern von dicken Jacken und Mützen. Das fällt umso schwerer, nachdem sie ein paar Tage mit kurzärmligen Oberteilen nach draußen konnte. Wieder weiß, wie es ist, wenn einem die Sonne auf die nackte Haut scheint und die Helligkeit gute Laune macht. Das Frühlingsintermezzo hat nicht ausgereicht, um ein Sonnendepot anzulegen. Das wird kein lauschiger Tanz in den Mai. Die werden morgen nasse Füße bekommen.
    Tomke holt die Brötchentüte und gleich noch das Jever´sche Blatt aus dem Zeitungskasten. In dem Augenblick kommt der Mann mit Hund vorbei. So nah sind sie sich noch nie begegnet. Dabei erscheint er ihr schon wie ein alter Bekannter.
    Sie sieht ihm gerade in die Augen. Sie haben ein warmes Hellbraun.
    »Guten Morgen«, grüßt er sie freundlich.
    »Moin«, erwidert Tomke und schaut suchend die Straße entlang.
    »Wo ist er denn?«
    Der Mann schaut sie irritiert an. »Wen meinen Sie?«
    Tomke sieht ihn verwundert an. Begriffsstutzig hätte sie ihn nicht eingeschätzt. »Na, Ihr Hund.«
    Jetzt lacht der Mann. Ein leises, sympathisches

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