Die Peperoni-Strategie
bevorzugt bei dissonanten Persönlichkeiten, deren Berufsrealität hinter dem selbst gesteckten Idealbild hinterherhinkt.
Ein Beispiel ist der hoch begabte Chemiker, der vergeblich darauf hofft, dass die Vorgesetzten endlich seine breit gefächerten (Führungs-)
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Qualitäten erkennen, ihn aus dem Laborleben befreien und in elitärere Zirkel katapultieren, wenigstens aber zum Leiter des Forschungslabors bestellen.
Aber nicht einmal das geschieht. Das hängt auch mit dem Selbstmarketing des Mannes zusammen, denn er hat seine Ambitionen bis dato niemandem verraten, und von alleine kommt keiner seiner Chefs darauf. Der Mann leidet unter dem sogenannten »Dornröschen-Syndrom«: Er möchte in seiner Qualität von der Leitung erkannt und – um im Bild zu bleiben – »wachgeküsst« werden, ohne dass er selbst die Werbetrommel für sich rühren muss. Aber das macht niemand, denn man ist ja mit ihm im Labor sehr zufrieden, weil er dort den Laden schmeißt. Seine hervorragenden Laborleistungen führen dazu, dass seine Chefs seinen Status zementieren: »Never change a winning team!« Diese Berufsrealität nagt an seiner Psyche und er ist nicht in der Lage, selbstständig Anstöße zu geben. Das frustriert.
Aber dieser Frust ist selbst- und hausgemacht, denn ein wenig extrovertierte Positionierung hätte hier Wunder wirken können: Durch eine klare Ansage hätte unser Mann seine Karrierechancen deutlich erhöht, denn man hätte ihn nicht mehr ignorieren können. So aber bleibt nur Frust, der sich mit der Zeit wie ein zäher Schleier über seine Seele legt und zu einer negativen, griesgrämigen Nörgel-Attitüde führt, die alle Mitarbeiter nervt, ihn isoliert und sicher eines verdeutlicht: Für zukünftige Leitungsaufgaben ist dieser Chemiker ungeeignet.
Wenn Sie so einen Mann in Ihrer Abteilung haben und ihm nicht zur Karriere verhelfen wollen, weil er Sie so herrlich entlastet, dann sollten Sie wenigstens seine wahren Qualitäten anerkennen und loben. Das tut seiner gequälten Seele gut, und der Mitarbeiter wird Ihnen – wegen dieser direkten Zuwendung – stets treu ergeben bleiben. Was wollen Sie mehr?
Dass die Frustrationsaggression für die Mitmenschen auch schöne Konsequenzen haben kann, zeigt ein erfolgreicher, |46| bewunderter mittelständischen Unternehmer aus der Provinz. Der bietet Leiden auf hohem Niveau – was wiederum ganz gut zu ihm passt:
Er grämt sich über sein Leben im ländlichen Abseits, wäre lieber Konzernchef (was er einmal versuchte, aber nicht schaffte) und ärgert sich darüber, dass er weder von der
Wirtschaftswoche
noch von anderen ökonomischen Publikationen wahrgenommen wird. Obwohl größter Arbeitgeber in der Region und trotz Anerkennung durch Provinzverwaltung und -politik, bleibt ihm die erschütternde Gewissheit: »Ich bin nur zweite Liga.«
Der Unternehmer ist darüber frustriert, ohne sich aber in aggressive Konsequenzen zu ergießen. Er wendet seinen Frust positiv in Richtung Kreativität: Kulturorganisation (»Ich hole den Domingo«) und Mäzenatentum sind die Folge. Auch eine Stiftungsgründung wirkt Wunder: Die gewünschte Größe erhält er dann eben außerhalb der Wirtschaft, zur Freude der kulturell oder sozial antizipierenden Mitmenschen. Die Hoffnung stirbt zuletzt: In unserem Fall brachte wenigstens das Feuilleton der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
eine Randnotiz.
Frustration, positiv gewendet, kann viel Gutes auslösen!
Rache an der Vergangenheit!
Rache ist der irrationale Versuch, Geschehenes rückgängig zu machen. Rachsüchtig aggressive Menschen sind unerträglich. Sie verteidigen sich nicht in einem Kampf, denn die erlittene Gemeinheit ist schon längst geschehen. Sie gehört eigentlich der Vergangenheit an. Man sollte sie als Niederlage ad acta legen, sich nicht weiter darum kümmern und sich natürlich vornehmen, den urhebenden Fiesling zukünftig nicht zu fördern.
|47| Dieses Vernunfthandeln reicht dem rachsüchtigen Zeitgenossen allerdings nicht, denn der macht den irrationalen Versuch, durch seine Taten die Vergangenheit zu korrigieren. Er folgt dem
Lex talionis
, dem Prinzip »Auge um Auge, Zahn um Zahn«.
Ein unschönes Beispiel bietet ein Bauunternehmer. Der erhielt nicht den erhofften staatlichen Auftrag, obwohl er »Büro-Sonderausgaben« des Dezernenten mitfinanzierte und eine Alarmanlage in dessen Privathaus mehr als kostengünstig installierte. Der Bauunternehmer entwickelt nun einen regelrechten Hass auf diesen
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