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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Weidner
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euphorisches Hochgefühl vermittelten, als er in einer österreichischen Tageszeitung einen Artikel über Jugendvandalismus an Luxusautomobilen fand …
     
    Man sieht, Böses kann einem richtig gut tun, eine First-Class-Kompensation. Wobei eines klar sein muss: Als Kriminologe lehne ich das grundsätzlich ab! Übrigens war das Risiko erwischt zu werden für unseren Kompensator nicht unerheblich. Auf meine Frage danach antwortete er irrational und jugendtypisch-omnipotent: »No risk, no fun!«
    Autoaggression – Energien falsch ausgerichtet
    Bei der Autoaggression – und die kommt bei aggressiv gehemmten Menschen häufig vor – werden die aggressiven Energien gegen den Empfindenden selbst gerichtet. Diese Menschen drücken sich vor anstehenden Konflikten, weil sie Angst vor Auseinandersetzungen mit Gegenspielern und Mitbewerbern haben. Dieses Phänomen tritt besonders bei sogenannten Gutmenschen auf, die ständig Harmonie und Teamgeist anmahnen, in Wirklichkeit aber nur die Konfrontation fürchten.
    Der faule Kompromiss, der eigentlich Entscheidungsschwäche ist, wird nach außen als Konsensfindung und ausgleichende Verhandlungsführung verkauft. Dem eigenen Team kann man derartige Konsensheuchelei vielleicht noch wortgewaltig unterjubeln. Dem eigenen Körper und der eigenen Seele allerdings nicht. Die spüren den Selbstbetrug und reagieren entsprechend: Depressivität, starke Stimmungsschwankungen und Selbstzweifel, Angst, der Situation nicht gewachsen zu sein, quälen |53| den Autoaggressiven, der sich mit Cognac zu beruhigen versucht. Auch Essstörungen wie beispielsweise Bulimie bieten sich als (meist weibliche) Variante an.
    Fakt ist: Die Aggression, die im Berufsleben unterdrückt oder geleugnet wird und kein Ventil findet, führt häufig zur Antriebsschwäche und Passivität oder sucht sich eben auf körperlicher Ebene einen Ausweg. Darunter leidet dann nicht nur der Betroffene, sondern auch sein soziales Umfeld.
    Wir können unseren aggressiven Potenzen nicht entfliehen!
    Autoaggression ist im Berufsleben mehr als kontraproduktiv. Sie schädigt den Autoaggressiven wie die Firma gleichermaßen. Sie ist vor allem bei jenen ausgeprägt, die ihre eigene Aggression ausschließlich negativ besetzen, vielleicht weil ihnen von Kindesbeinen an eingeredet wurde, dass sie lieb, brav und hilfreich sein sollen.
    Es wundert nicht, dass gerade Mädchen diesem Erziehungspostulat besonders stark ausgesetzt sind – mit enormen Nachteilen im späteren direkten Wettbewerb mit Männern, denen man im Heranwachsen mehr Rohheit zubilligt. Die Sozialisationstheorie spricht hier von »geschlechtsspezifischen Verzerrungen«! Die so erzogenen Damen laufen Gefahr, ausschließlich konsens- und teamorientiert zu agieren. Für Konflikt- und Konkurrenzsituationen, wie sie im Berufsleben gang und gäbe sind, ist dieses Handlungsmodell zu wenig hilfreich.
    Es darf nicht ignoriert werden, dass man im Job in Hierarchien steckt, in denen das strategische Mit- oder Gegeneinander einen Teil der Normalität ausmacht. Autoaggression geht Hand in Hand mit Durchsetzungsschwäche.
     
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Dieses Dilemma beschreibt der Personalchef eines international agierenden Lebensmittelkonzerns wie folgt: »Wir haben Topexperten. Aber wenn die eine Gruppe mit zwölf Leuten leiten sollen, versagen sie und kochen aus lauter Harmonie- und Konsensgedudel ihrem Team erst mal Kaffee. Die führen nicht, die wollen geliebt werden und werden deshalb nicht ernst genommen!«
     
    Daher sollten zur Autoaggression neigende beziehungsweise zu liebe Mitarbeiter in Managementtrainings lernen, bissiger, enthemmter, autoritärer und weniger ängstlich zu werden. Sie brauchen sich nicht sorgen, dass sie danach über das Ziel hinausschießen und zu unangenehmen und fiesen Kollegen mutieren. Trainings geben nur einen Tritt in die richtige Richtung – und das auch nur dann, wenn der Seminarteilnehmer es zulässt! Den ganz Ängstlichen bleibt der Trost: Sollten sie den Bogen versehentlich doch einmal überspannt haben, können sie sich immer auch noch entschuldigen! Die Furcht, dass jemand nach einem derartigen Managementtraining ein schlechter Mensch wird, ist unbegründet, denn solche Trainings zielen nicht auf Persönlichkeits
veränderung
, sondern streben nur eine Persönlichkeits
ergänzung
an. Allerdings eine punktgenaue: eben die Peperoni-Strategie!
     
    Wie oben erwähnt, handelt es sich bei diesen beschriebenen Formen der Aggression um Karriere- beziehungsweise

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