Die Peperoni-Strategie
ein gesundheitsschädigendes Jobverständnis erinnere mehr an Krampf und dröge Pflichterfüllung als an Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung, sagen manche Frauen enttäuscht. Das sei nicht ihre Vorstellung von Lebensqualität. Wettbewerbsorientierte Männer begrüßen und fördern diese Rückzugstendenz besonders einfühlsam. Deshalb sei an dieser Stelle vor Frauenverstehern und Womanizern gewarnt. Sie spielen häufig ein doppeltes Spiel!
Vom good girl zur tough woman
Erfolgsmänner pflegen ihre Faszination des Bösen. Erfolgsfrauen orientieren sich immer noch zu stark an
political correctness
und beruflicher Moral. Statt Spaß an der Macht zu haben, bremsen sie sich aus. Und da, wo Aggressionen dennoch triumphierende Hochgefühle vermitteln, werden sie als unmoralisch gewertet. Das ist falsch.
Frauen, die das realisieren, fühlen sich nicht mehr für das Sozialatmosphärische im Unternehmen zuständig. Wird Ihnen |88| das dennoch durch Männer im Job zugeschrieben, sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen: Es wird versucht, Sie auf die klassische Servicerolle zwischen Laufmädchen und »Ser vice-Tussy « festzunageln. Hier hilft weibliche Abwehrrhetorik: »Ich hasse Service! Und ich hasse Männer mit diesem Service-Verständnis«, wäre eine klare Ansage, die von 99 Prozent der Männer eindeutig verstanden wird! Mit dieser bissig-weiblichen Haltung bleibt Aggression als Machtspiel nicht in Männerhand.
Gute Mädchen kommen in den Himmel, positiv-aggressive in die Chefetage!
Die renommierte Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich plädiert für die selbstbewusste weibliche Positionierung, denn Frauen sind von Geburt an nicht die aufopferungswilligeren und verständnisvolleren Wesen. Heutzutage gibt es kein typisch weibliches Führungsverhalten mehr, so Mitscherlich, das als verbindlich postuliert wird. Relevant sind heute, egal ob bei Frau oder Mann:
Spezialwissen,
Sprachkenntnisse,
Netzwerkpflege und
die äußere, möglichst souveräne Erscheinung.
Um sich in der heutigen Wettbewerbsgesellschaft durchzusetzen, müssen Frauen die Mechanismen der Macht kennen. Fakt ist: Frauen haben genauso viel Aggressionspotenzial in sich wie Männer. Libido und Thanatos, Liebesfähigkeit und Zerstörungsdrang rumoren auch im sogenannten »sanften Geschlecht«. Aggressionen ausblenden, ignorieren, verniedlichen, |89| das fördert Autoaggression, also Selbstverletzungen, Depressionen oder Bulimie. Sie hemmungslos ausleben bringt unnötige Gefährdungen und endet vor Gericht oder im Frauenknast. Aber irgendwo dazwischen liegt das gesunde Mittelmaß, das Frauen ausbremst, Täterinnen zu werden, das aber auch ihre Prädestinierung für die Hilfs- und Opferrolle verhindert.
Um nun diese Erkenntnisse in Erfolge umzusetzen, bedarf es der Peperoni-Strategie. Sie unterstützt Sie
dabei, sich von der Aggressionsverdammung abzuwenden, um bewusst mit Ihrer positiven Aggression umgehen zu können;
bei Ihrem Abschied vom geschlechtsspezifischen Gefängnis, das nicht nur ein Durchschauen der männlichen Machtspiele abverlangt, sondern auch noch die Entwicklung eines fairen, weiblichen Alternativkarriereweges;
bei Ihrer Ablehnung des Dornröschen-Komplexes (die heimliche und unrealistische Hoffnung, dass die eigene Qualität entdeckt wird, ohne dass man auf sich selbst aufmerksam machen muss), damit Sie sich selbstbewusst im Unternehmen aufstellen können;
bei Ihrer Analyse der Frauen-Aggressivitätsfalle (Charak termerkmale wie Durchsetzungsstärke und Power, die bei Männern bewundert, bei Frauen aber als zickig und unweiblich diffamiert werden – mehr dazu im Kapitel
Mehr Biss: Strategien für Ihre Durchsetzungsstärke).
Diese Selbstverständlichkeit der Macht müssen sich viele Frauen erst noch erarbeiten. Dass dieser Prozess nicht schwierig sein muss und sogar Spaß machen kann, soll abschließend eine junge Schweizer Bankerin belegen:
Als eher filigranes Wesen wurde sie von männlichen Gesprächspartnern in der Regel zunächst nicht ernst genommen. Oft saßen diese ihr breitbeinig
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mit einer derben non-verbalen Botschaft gegenüber: »Die Kleine nehmen wir uns zum Frühstück vor.« Von diesem primitiv-männlichen Potenzgebaren genervt, ging sie durch eine einfache, ebenfalls non-verbale Aktion in die Offensive: Sie wählte den schönen Peperoni-Leitsatz »One evil action every day keeps the psychiatrist away« und platzierte ihn in großen beweglichen Lettern auf dem Bildschirm ihres Computers. Bei Gesprächen
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