Die Peperoni-Strategie
Förderung durch Dritte können Sie nicht setzen, das ist zu ungewiss. Berichten Sie stattdessen selbst regelmäßig und dezent von den Fähigkeiten, die Sie der Firma zu bieten haben. Streuen Sie sie in das Flurgespräch ein, beim Mittagessen, in der Meeting-Pause. Die soziologische Theorie des Interaktionismus nennt das Positiv-Labeling: Sie versehen sich mit einem positiven Stempel, einem positiven Label. Die mündliche Wiederholung der eigenen Stärken ist dabei zwingend notwendig, denn nur sie garantiert – wie gute Werbung –, dass die Mitmenschen diese nicht vergessen. Sie werden recht schnell bemerken, wann Ihre Stärken vom Bewusstsein Ihres Umfeldes internalisiert worden sind. Leicht genervt signalisieren Ihnen dann Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzte, dass sie Bescheid wissen. Das sollte Sie nicht beschämen. Es ist die positive Rückmeldung, dass Ihre Botschaft angekommen ist. Sie können jetzt einen Gang zurückschalten!
Faszinierend bis kurios ist bei dieser Strategie der Echo-Effekt: Im Halbjahres-Feedbackgespräch wird Ihr Vorgesetzter nämlich genau die Eigenschaften loben, die von Ihnen selbst gestreut und durch gelegentliche Leistung unterfüttert worden sind. Denn unterschiedliche Mitarbeiter, die davon hörten, haben diese Positiv-Eigenschaften (»motiviert, zeigt Leistung, ist analytisch«) weitergetragen, auch nach oben. Erfolg hängt also faktisch nicht nur von der korrekten Leistung ab, sondern auch davon, dass und wie diese gestreut wird. Das Selbstmarketing sichert diesen Prozess ab. Ohne Eigenwerbung laufen Sie Gefahr, dass Dritte Gerüchte über Sie in Umlauf bringen, die weniger schmeichelhaft sind, als das, was Sie selbst in die Diskussion |104| werfen wollen! Fakt bleibt: Geredet wird über einen so oder so – also ist es klüger, die Themen selbst vorzugeben.
Stellen Sie nun eine Liste zusammen mit allen Stärken, die Sie bei sich erkennen. Gehen Sie dazu Ihren Berufsalltag durch: Welche Aufgaben erledigen Sie routinemäßig, welche Herausforderungen wurden Ihnen fernab vom Tagesgeschäft anvertraut? Welche Eigenschaften und welche Fähigkeiten mussten Sie einsetzen, um diese Aufgaben zu bewältigen? Machen Sie dies am besten schriftlich, dann behalten Sie den Überblick – und Sie sehen schwarz auf weiß, wie viele Stärken Sie haben.
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Notieren Sie auch, welche »unangenehmen« Eigenschaften – also die politisch nicht ganz so korrekten Fähigkeiten – nötig waren, um die Aufgabe zu einem guten Abschluss zu bringen. Mussten Sie jemanden ausstechen, um das Projekt zu erhalten? Mussten Sie in Ihrem Team drängeln, damit die Deadline eingehalten werden konnte?
Vermerken Sie in Ihrer Liste auch, was Dritte über Sie sagen. Welche Eigenschaften werden an Ihnen hervorgehoben? Wofür werden Sie gelobt? Auf was sind andere neidisch?
|105| Wählen Sie danach die Stärken aus, die Sie in Ihrer Firma lancieren möchten: Was schätzt Ihr Vorgesetzter besonders? Womit können Sie ihn beeindrucken? Wie steht es mit dessen Vorgesetzten? Welche Eigenschaften bevorzugt der? Gibt es in Ihrem Unternehmen Fähigkeiten und Stärken, die traditionell großgeschrieben werden? Wie formuliert der Firmeninhaber die Corporate Identity? Wenn Sie die gefragten Eigenschaften bei sich hervorheben können, sichern Sie sich Pluspunkte. Überlegen Sie aber auch, welche Fähigkeiten »unter der Hand« geschätzt werden: Eher Verhandlungsstärke als Vermittlungsfähigkeit? Eher Abschlusssicherheit als Kompromissbereitschaft? Entdecken Sie auch diese Stärken bei sich, heben Sie sie hervor – allerdings in einer wohlbedachten Wortwahl.
Bevor Sie jedoch mit Ihrem Selbstmarketing an die Öffentlichkeit gehen, sollten Sie mit einem Menschen Ihres Vertrauens vorab prüfen, welche Stärken als besonders glaubwürdig bei Ihnen erlebt werden. Beginnen Sie damit, diese zu streuen. Glaubwürdigkeit vereinfacht den Prozess und verdeutlicht, dass Sie keinen Etikettenschwindel betreiben. Das, was Sie anpreisen, muss substanziell vorhanden sein, sonst mutiert man zum narzisstischen Schaumschläger. Peinlich!
Der einzige Mensch, auf dessen Lob und Positiv-Würdigung man sich verlassen kann, ist man selbst. Daher: bitte keine Schüchternheit beim dezenten Sprechen über die eigenen Stärken!
Das Beste an diesem Verfahren ist: Indem Sie sich auf Ihre Stärken konzentrieren, schaffen Sie sich ein wunderbares kognitives Bollwerk gegen Kritiker, Nörgler und Wadenbeißer. |106| Kognitiv heißt, dass
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