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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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beantworten zu können, Sir Gideon. Meine Schwestern und ich müssen anonym bleiben, weil wir Theorien und Ansichten vertreten, die - weil wir Frauen sind - von unserer Leserschaft automatisch abgetan werden würden, falls herauskäme, wer sie zu Papier bringt. Der Erfolg des Blattes beruht auf dem Geheimnis der Herausgeberschaft und auf seinem Insiderwissen.«
    »Ach ja, Insiderwissen«, sagte er. »Ich verstehe natürlich, dass niemand offen mit Ihnen sprechen würde, wenn er wüsste, dass er sich der ironischen, wenn nicht gar boshaften Feder von The Mayfair Lady ausliefert.«
    »Boshaft würde ich bestreiten«, erwiderte Prudence, wobei ihr ein wenig Röte in die Wangen stieg. »Ironisch, gewiss, und Dummheit können wir nicht ausstehen, aber ich glaube nicht, dass wir gehässig sind.«
    »Zwischen Bosheit und Gehässigkeit besteht ein Unterschied«, sagte er.
    »Das ist für mich zu subtil«, lautete ihre frostige Antwort.
    Er zuckte mit den Achseln, zog die Brauen hoch, machte aber keinen Versuch, seine Behauptung zu korrigieren.
    Prudence brauchte eine Weile, um sich wieder zu fassen. Sie wusste, dass sie und Constance dazu neigten, ihrem scharfen und spöttischen Witz freien Lauf zu lassen, doch war es ein sehr privates Vergnügen, bei dem Chastity für gewöhnlich ihr einziges Publikum war. Doch sogar ihre sanftmütige Schwester konnte sich angesichts gesellschaftlicher Anmaßung oder offenkundiger Dummheit zu beißender Ironie versteigen, zumal wenn jemand darunter zu leiden hatte. In ihrer Zeitung machten sie diese Fehler lächerlich, nannten aber niemals Namen.
    Während sie noch ihre Gedanken sammelte, sprach Sir Gideon weiter. »Miss Duncan, falls Sie es nicht schaffen, von der Anklage der Verleumdung freigesprochen zu werden, ist es um die Existenz Ihrer Zeitung geschehen. Und wenn Ihre und die Identität Ihrer Schwestern enthüllt wird, dann bedeutet das ebenso das Aus für Ihre Zeitung, wenn ich Sie richtig verstanden habe.« Er setzte sein Glas ab. »Und jetzt sagen Sie mir, welche juristische Hilfe ich Ihnen bieten kann.«
    Das war es also. Seiner Beurteilung nach hatten sie nicht die geringste Chance. Hatten nie eine gehabt. Es war also ein Katz-und-Maus-Spiel. Aber warum? Warum dieses sorgsam ausgeklügelte Dinner, nur um zu beobachten, dass sie flatterte wie ein Falter auf einer Nadelspitze? Nun, was immer seine Gründe sein mochten, sie war nicht gewillt, sich mit seiner Einschätzung brav abzufinden und sich auf ihren gar nicht so fröhlichen Weg zu machen.
    Wieder nahm sie die Brille ab und putzte die Gläser mit ihrer Serviette. »Sir Gideon, vielleicht verlangen wir das Unmögliche, doch gab man mir zu verstehen, dass Unmögliches Ihre Spezialität ist. Wir sind nicht bereit, uns mit dem Verlust der Mayfair Lady abzufinden. Zeitung und Kontaktservice verschaffen uns das nötige Einkommen. Wir würden niemals Klienten aus unseren Kreisen für diesen Service gewinnen können, wenn man wüsste, wer dahinter steht. Das muss Ihnen doch klar sein.«
    »Dieser Kontaktservice... das ist wohl eine Art Eheanbahnung, die Sie anbieten. Ich wusste nicht, dass Sie das selbst machen.« Das hörte sich amüsiert und leicht ungläubig an.
    Unverändert kühl sagte Prudence: »Ob Sie es glauben oder nicht, Sir Gideon, wir sind sehr erfolgreich. Sie würden sich wundern, welch unwahrscheinliche Partnerschaften wir schon angebahnt haben.« Mehr sagte sie nicht, da die zwei Kellner wieder erschienen, Kalbsscaloppini auftrugen und edlen Rotwein einschenkten.
    Gideon kostete Wein und Fleisch, ehe er mit einem leichtem Kopfschütteln äußerte: »Sie und Ihre Schwestern bilden unbestreitbar ein unternehmungslustiges Trio.«
    Prudence, die noch immer ihre Brille auf dem Schoß hatte, richtete ihren kurzsichtigen Blick auf ihn. Sofort fiel ihr ein, dass dies ein Fehler war. Immer wenn sie die Brille abnahm, veränderte sich sein Ausdruck auf beunruhigende Weise. Sie setzte sie deshalb wieder auf und sah ihn nun unverwandt und mit tiefen Falten zwischen den Brauen und hartem Blick hinter den Gläsern an. Alles an ihr deutete auf Überzeugung und absolute Entschlossenheit hin, das Unmögliche zu schaffen. »Unternehmungslustig oder nicht, wir müssen diesen Fall gewinnen. So einfach ist das.«
    »So einfach«, sagte Gideon und nickte bedächtig. »Ich soll eine Zeitung im Zeugenstand verhören. Angenommen, wir umgehen irgendwie diese Schwierigkeit, so erhebt sich schon die nächste. Würden Sie so gut sein und mir

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