Die Perfekte Braut
genau erklären, wie Sie die in der Zeitung erhobene Anschuldigung wegen betrügerischer Machenschaften aufrechterhalten wollen?«
»Ich sagte schon, Sir Gideon, dass wir eine ziemlich genaue Vorstellung haben, wo wir Beweise finden werden.«
Er legte einen Finger an die Lippen. »Verzeihen Sie, Miss Duncan, aber ich halte diese Versicherung für unzulänglich.«
»Sie werden sich damit abfinden müssen. Im Moment kann ich mich dazu nicht deutlicher äußern.« Sie trank einen Schluck Wein, legte die gefalteten Hände auf den Tisch und beugte sich näher zu ihm heran. »Sir, Gideon wir brauchen einen Verteidiger Ihres Formats und bieten Ihnen einen Fall, der für Sie eigentlich eine Herausforderung sein müsste. Meine Schwestern sind keine hilflosen Angeklagten. Wir sind mehr als befähigt, zu unserer Verteidigung entsprechende Aktivitäten zu entfalten.«
»Und sind Sie auch befähigt, mein Honorar aufzubringen?« Nun betrachtete er sie mit unverkennbarer Belustigung, wobei seine Brauen sich ein wenig hoben.
Prudence hatte die Frage nicht erwartet, zögerte aber nicht. »Nein«, sagte sie.
Er nickte. »Wie ich mir dachte.«
Ihre Stirnfurchen wurden tiefer. »Wie konnten Sie das wissen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Das gehört zu meinem Geschäftssinn, Miss Duncan. Ich nehme an, dass Ihr Schwager, Max Ensor, Ihnen nicht angeboten hat, Sie zu unterstützen.«
Wieder spürte Prudence, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Constance... wir... würden ihn nie darum bitten. Und er würde es nie erwarten. Es handelt sich um unser Unternehmen. Constance ist von ihrem Mann finanziell nicht abhängig.«
Seine Brauen wölbten sich um ein weniges mehr. »Ungewöhnlich.«
»Wir sind keine gewöhnlichen Frauen, Sir Gideon. Und genau deshalb bieten wir Ihnen diesen Fall ja an«, erklärte Prudence mit größter Unbekümmertheit den Tatsachen gegenüber. »Falls wir gewinnen - und wir werden gewinnen, weil unser Fall gerecht ist -, wollen wir zu gern mit Ihnen die erstrittene Summe teilen, und zwar in dem von Ihnen vorgeschlagenen Verhältnis. Aber unsere Anonymität können wir nicht preisgeben.«
»Sie glauben tatsächlich, Sie werden gewinnen, weil Ihr Fall gerecht ist?« Er lachte, und e s war dieses verächtliche Lachen, das sie so verabscheute. »Was lässt Sie glauben, das gerechte Anliegen Ihres Falles garantiere Gerechtigkeit vor Gericht? Seien Sie nicht naiv, Miss Duncan.«
Prudence lächelte ohne Wärme. »Das, Sir Gideon, ist just der Punkt, weshalb Sie unseren Fall übernehmen werden. Sie lieben den Kampf, und die besten Kämpfe sind jene, bei denen der Sieg am schwersten errungen wird. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, und wenn wir verlieren, büßen wir auch unser Einkommen ein. Unser Vater büßt seine Illusionen ein, und wir haben die Ziele unserer Mutter verfehlt.«
Sie breitete die Hände in einer auffordernden Geste aus. »Können Sie einem Kampf mit solchen Einsätzen widerstehen?«
Er schaute sie an. »Hat man Sie wegen Ihrer Überredungskunst zur Sprecherin gemacht, Prudence, oder gab es einen anderen Grund?«
»Wir teilen uns die Pflichten je nach den Umständen«, erwiderte sie spitz, wobei sie verspätet bemerkte, dass er zum ersten Mal ihren Vornamen benutzt hatte. »Jede meiner Schwestern hätte sich gern mit Ihnen befasst, doch hatten sie anderes zu tun.«
»Sich mit mir befasst?« Er lachte, und diesmal aus purer Belustigung. »Ich muss sagen, Prudence, dass Sie sich leichter mit mir befasst hätten ohne diese...«, er vollführte eine vielsagende Geste, »...ohne dieser Schauspielerei... das züchtige Lächeln und das grässliche Kleid.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss Ihnen sagen, meine Liebe, dass Sie nicht überzeugend sind. Entweder Sie verfeinern Ihre schauspielerischen Fähigkeiten oder Sie geben die Täuschung auf. Ich weiß sehr gut, dass Sie eine Frau mit Raffinesse sind. Ebenso weiß ich, dass Sie gebildet sind und Dummköpfe nicht ertragen können. Deshalb möchte ich Sie bitten, mich nicht wie einen solchen zu behandeln.«
Prudence seufzte. »Das war keineswegs meine Absicht. Ich wollte sicher sein, ernst genommen und nicht für eine leichtfertige Salonschwätzerin gehalten zu werden.«
»Glauben Sie mir, Miss Duncan, das wäre ausgeschlossen.« Das verwirrende Lächeln lag wieder in seinen Augen, und diesmal hatte sie ihre Brille gar nicht abgenommen.
Prudence wagte den entscheidenden Schritt. Irgendwann musste sie ihn tun, und damit würde es wenigstens
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