Die Perfekte Braut
den Weg zu einer kleinen Toilette auf dem Korridor, die mit Waschbecken und Spiegel sowie mit Seife und Handtüchern ausgestattet war, Annehmlichkeiten, die in einem Privathaus eher zu erwarten waren als in einem Restaurant. Sie ließ sich ein paar Minuten Zeit, um sich zu fassen, und benetzte ihre Handgelenke mit kaltem Wasser. Eigentlich hätte sie über ihren Sieg frohlocken sollen. Stattdessen war ihr nicht recht wohl bei der Sache, ja, sie war sogar ein wenig niedergeschlagen. Diese Zusammenarbeit würde sicher nicht einfach zu bewältigen sein. Gideon Malvern war nicht einfach zu bewältigen. Und irgendwie mussten sie eine Möglichkeit finden, ihn zu bezahlen. Auch die Duncans verfügten schließlich über beträchtlichen Stolz. Eine Idee regte sich in den hintersten Winkeln ihres Bewusstseins. Sie lächelte. Ja, das war die ideale Lösung. Aber ob Sir Gideon sie auch so ideal finden würde?
Wieder im Salon setzte sie sich aufs Sofa und nahm eine Tasse Kaffee von ihrem Gastgeber entgegen. Sie räusperte sich. »Sir Gideon, ich möchte die Frage Ihres Honorars klären.«
»Gewiss«, sagte er prompt. »Bringt Barclay den Fall nicht durch, muss er sämtliche Gerichtskosten begleichen, seine wie Ihre. Zusätzlich würde ich Schadensersatz für The Mayfair Lady beantragen, da der Ruf des Blattes durch diese nicht stichhaltige Klage empfindlich gelitten hat. Wenn wir daher gewinnen, Miss Duncan - es ist freilich ein großes Wenn -, dann beträgt mein Anteil abgesehen vom Honorar, das von der Gegenseite beglichen wird, achtzig Prozent der zugebilligten Schadenssumme.«
Prudence verarbeitete dies mit neutraler Miene und sagte dann kühl: »Meines Wissens sind Sie geschieden, Sir Gideon.«
Er zog den Kopf zurück wie eine erschreckte Katze. »Was hat das denn damit zu tun?«
»Es kann nicht ganz einfach sein, ohne Ehefrau ein Kind großzuziehen, zumal eine Tochter.« Sie rührte in ihrer Tasse um.
»Das finde ich gar nicht«, sagte er und betrachtete sie mit finsterem Blick. »Und ich begreife nicht, was dies mit meinen Geschäftsusancen zu tun hat. Sie akzeptieren oder lassen es bleiben.«
Sie nahm einen Schluck Kaffee und stellte das winzige Tässchen wieder hin. »Nun, ich hätte einen gerechteren Vorschlag.«
»Ach?« Er zog die Brauen hoch. Gegen seinen Willen regte sich seine Neugier. Auf seinen Vorschlag hin hatte er Erschrecken, wenn nicht gar einen empörten Ausbruch erwartet, keinesfalls aber diese kühle, überlegte Reaktion. »Und der wäre?«
»Ein ganz altmodischer Tauschhandel, Sir Gideon. Eigentlich ein Austausch von Leistungen.« Sie beugte sich vor und stellte Tasse samt Untertasse auf den Tisch. »Als Gegenleistung für Ihre Verteidigung vor Gericht wird unser Kontaktservice versuchen, für Sie eine Ehefrau und für Ihre Tochter eine Stiefmutter zu finden.«
»Was?« Er starrte sie wie vor den Kopf geschlagen an.
»Es ist ganz einfach. Sollte es uns nicht gelingen, die richtige Partnerin für Sie aufzutun, halten wir uns natürlich an die Aufteilung achtzig zu zwanzig.« Sie lächelte gelassen. »Auch wenn wir den Prozess verlieren sollten, halten wir die Vereinbarung ein und suchen für Sie eine Fra u .« Sie öffnete wieder ihre Handtasche. »Was haben Sie dabei zu verlieren?«
»Ja, in der Tat«, murmelte er mit einem lautlosen Pfiff ob dieser Mischung aus Kühnheit und Gewitztheit. »Aber zufällig habe ich keine Heiratsabsichten, Miss Duncan.«
»Sie sind vielleicht nicht aktiv auf Brautschau, aber wenn Ihnen die Richtige zufällig präsentiert wird, wären Sie doch gewiss nicht abgeneigt. Sie bekämen eine Lebenspartnerin, eine Stiefmutter für Ihre Tochter. Ohne mütterliche Obhut aufzuwachsen ist für ein Mädchen problematisch.«
»Ob Sie es glauben oder nicht, mir reicht eine Scheidung«, sagte er mit schmalen Lippen und einer abschätzigen Handbewegung. »Ich habe genug, und es ist gewiss auch mehr als genug für ein Kind. Aber das können Sie nicht wissen, Miss Duncan, oder? Mit Ehemännern hatten Sie bis jetzt ja wohl nichts zu tun.«
Seine schneidende Bemerkung ließ Prudence ungerührt. Gideon Malvern konnte schließlich nicht wissen, dass ihr Status als ledige Frau ihr gleichgültig war. Ohne seinen Spott weiter zu beachten, überlegte sie. Sie hätte ihn gern gefragt, wer die Scheidung eingereicht hatte, brachte aber die Worte nicht über die Lippen. Unter den gegebenen Umständen war die Frage viel zu vertraulich.
»Ich kann verstehen, dass ein gebranntes Kind das
Weitere Kostenlose Bücher