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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nichts gegen einen zusätzlichen Gast beim Grillen, oder?«
    »Nein, es kommen auch ein paar Leute aus der Gegend. Palmer, ich fände es toll, wenn du mitkommst, falls das kein zu großes Opfer für dich ist. Ich rufe Dale an und frage, ob das in Ordnung geht.«
    »Braves Mädchen. Bring deine Mutter gleich mit, dann kann sie sich mein Haus auch ansehen.«
    »Mal sehen. Das hängt davon ab, ob sie selbst motorisiert sein möchte. Manchmal übernachtet sie bei ihm. Allerdings könnte Dale sie auch zurückfahren.« Sie verabredeten eine Uhrzeit zur Besichtigung von Palmers Bude, wie Sami sie bei sich nannte, und dann setzte Sami sich mit einer Schale Obst auf den Balkon.
     
    »Das ist ja ein nettes Viertel. Hier war ich noch nie«, sagte Lily zu Sami, als sie in ein ruhiges Wohngebiet einbogen. Aufgrund ihrer zyklonsicheren Bauweise zeichneten sich die Häuser nicht durch großartige Architektur aus, doch das machten sie mit üppigen Gärten wieder wett. Dort sah man wild wuchernde Bougainvilleen in allen Farben, Paradiesvögel, samtene Rasenflächen, mit Sprinkleranlagen gehätschelt, sowie stilisierte japanische Gärten. Sogar die verwahrlosten Gärten der Bewohner ohne grünen Daumen sahen in ihrem üppigen Wuchern malerisch aus.
    Auf einen geweißten Stein an einer kurzen Schotterzufahrt, die hinter Eukalyptusbäumen und Akazien verschwand, war die Nummer vierzehn gepinselt. Das Haus selbst war nichts Besonderes – niedrig, mit einem schrägen Blechdach und Schiebetüren an einer Seite. Doch als Palmer sie hineinführte, sahen sie, dass das vordere Zimmer auf eine lange Veranda hinausging. Sie verlief um einen kleinen Pool und einen gestalteten Garten herum, in dem Hängematten an schattigen Bäumen hingen.
    »Das ist ja cool! Ein bisschen balinesisch«, fand Sami. »Wie lange kannst du hier wohnen?«
    »So lange ich will. Der Eigentümer hat den Löffel abgegeben, und seine Tochter lebt im Ausland. Es ist voll möbliert und so weiter. Umso besser für mich, denn ich habe nur das mit, was ich auf dem Rücken tragen kann.« Er sah um sich. »Allerdings bin ich es nicht gewohnt, dass die Nachbarn so nahe sind.«
    »Der Dudelsack?«, meinte Lily lächelnd.
    »Eben. Na ja, wenn das hier ein typischer Vorort ist, reiße ich mich halt zusammen. Am Ende muss ich sowieso zurück in die Betonwüste. Aber daran mag ich jetzt noch nicht denken. Im Augenblick hab ich in diesem Teil der Welt genug zu tun. Stimmt’s, Sami?«
    »Ich muss zugeben, die Gegend hier steckt voller Überraschungen. Wenn man in der Stadt lebt, hat man keine Ahnung, wie das Leben hinter den sieben Bergen ist.« Sie drohte ihrer Mutter mit dem Finger. »Und sag jetzt bloß nicht: Das hab ich dir doch gesagt.« Ihre Mutter lächelte nur.
    »Ich hole nur eben den Kartoffelsalat und den Fusel, und dann können wir los«, sagte Palmer.
    »Kartoffelsalat!«, flüsterte Lily Sami verblüfft zu. Palmer kehrte mit einer Schüssel Kartoffelsalat zurück, der köstlich aussah, und der Fusel stellte sich als ausgezeichneter Jahrgang aus Margaret River heraus. Die Frauen grinsten sich erneut an, während Palmer zum Auto vorausging.
    Lily fiel auf, dass die zerzauste Gestalt, als die sie Palmer zum ersten Mal getroffen hatte, nun in blauer Hose und weißem Baumwollhemd ziemlich elegant aussah. Seinen Lederhut hatte er allerdings nicht abgelegt, und die Haare hatte er mit einem geflochtenen, afrikanischen Band zurückgebunden. Um die Handgelenke trug er schmale farbige Schnüre und ein Armband aus Leder und Gold, aber keine Uhr.
    Während der Fahrt brachte er die beiden mit Geschichten von seinen Umzügen zum Lachen. »Bei meinem letzten großen Umzug habe ich mir einen Laster gemietet, alles draufgestapelt und bin damit quer durch Melbourne gefahren. Und dann bin ich stecken geblieben, unter einer Brücke. Taucht ein Verkehrspolizist auf, macht sich ausgiebig Notizen, sieht mich an und meint: ›Sie stecken also fest? Wie kann man nur so blöd sein?‹ Und ich sage: ›Aber nein, ich liefere eine Brücke aus!‹«
    Die beiden Frauen lachten, dann fragte Lily: »Und wo sind Sie jetzt zu Hause?«
    »Überall, wo ich gerade bin. Ich bin nicht der Typ, den es lange an einem Ort hält.«
    »Also, Palmer, besitzt du denn gar nichts? Irgendwelche Vermögenswerte – abgesehen vom Dudelsack?«
    »Sami!«, ermahnte Lily sie.
    »Keine Sorge. Sami und ich haben bereits andere persönliche Dinge besprochen«, sagte Palmer, und Lily zuckte innerlich zusammen.
    Sie hatte den

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