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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Frau konnte von der Tür aus unmöglich bis in den Garten gesehen haben, dachte Sami.
    »Muss sie nicht sehen. Das sein
Mimi
-Lichter.«
    Rakka bellte kurz. Dann rannte sie zur anderen Seite des Gartens und quer über den Rasen wieder zurück. Schließlich drehte sie sich im Kreis, fiel auf den Bauch und legte zitternd den Kopf zwischen die Pfoten. Die Hündin knurrte, dann raste sie die Stufen zur Veranda hinauf und ins Büro, wo sie sich im Sessel vergrub. Weit hinten im Garten meinte Sami weitere tanzende Lichter wie kleine Sterne zwischen den Büschen zu sehen. Sie wandte sich zu Biddy um. »Was bedeutet das?« Sie wusste, was sie gerade gesehen hatte, war … Ja, was? Übernatürlich? Surreal? Mystisch?
    »Bedeutet, wir müssen da hingehen. Zurück in altes Land. Sind Boten.«
    »Was meinst du mit ›wir‹?«
    Biddy wandte sich zu ihrem Zimmer um, hielt sich am Türrahmen fest. »Du musst gehen, Mädchen. Musst Biddy hinbringen.«
    »Wohin denn, Biddy?«
    »Wo du hingehen musst. Über die alten Menschen lernen. Wirst es früh genug wissen, wenn du da bist. Biddy jetzt schlafen.«
    »Gute Nacht.«
    Sami ging wieder hinein und setzte sich an ihren Computer. Die Buchstaben auf dem Bildschirm verschwammen vor ihren Augen zu tanzenden Strichmännchen. Sie schaltete den Computer aus und saß noch einen Augenblick vor dem schwarzen Bildschirm. Sie fragte sich, ob sie sich diese wirbelnden Gestalten eingebildet hatte. Leicht zitternd schüttelte sie das Federkissen auf, streckte sich auf dem Sofa aus und zog die Baumwolldecke hoch. Wie der Blitz sprang Rakka aus dem Sessel, schob sich unter die Decke und ließ sich hinter Samis Knien nieder. Sami schloss die Augen. Verdammte Biddy. Sture alte Dame. Doch tief drinnen wusste Sami, dass sie sich für eine Reise mit der eigensinnigen Aborigine-Frau, die offenbar eine Art siebten Sinn besaß, entschieden hatte.
     
    Der Fotograf nahm das Sonnenbildnis aus Perlmutt ins Visier. Es lag auf einem Vulkanfelsen, der aus dem Sand ragte. Noch eine gute Aufnahme, sagte er sich. Er hatte am Strand Fotos von Pauline und vielen der Halsketten, Anhänger und Broschen gemacht, die sie im Rahmen ihrer neuen Himmelskollektion entworfen hatte. Die Schmuckstücke lagen in einer Reihe auf den roten bis rotbraunen Felsen, dahinter der blaue Horizont. Er wandte sich an das dunkelhäutige Model, das Pauline auf Drängen des Fotografen engagiert hatte. »Noch ein Oben-ohne-Bild, Darling. An dem großen Felsen da drüben.«
    Das Model lehnte sich an den Felsen, und Pauline legte der Frau das zentrale Stück ihrer Kollektion um. Die Sonne verströmte einen goldenen Glanz und lag mit der großen Perle genau zwischen ihren Brüsten.
    »Wunderbar. Genau so. Okay, los geht’s«, kündigte der Fotograf an, und das Model schloss die Augen. Unvermittelt strahlte das Gesicht der Frau eine Sinnlichkeit aus, die den Fotografen umwarf. »Fantastisch, Darling, einfach fantastisch!«
    Als er später seine Ausrüstung zusammenpackte, gratulierte er Pauline. »Ich glaube, diese Kollektion wird ein Hit! Ich bin auf dem Gebiet kein Experte, aber diese Sonne hat etwas, das wirklich zu diesem Ort in Beziehung steht, und sie ist sexy. Mond, Sonne, Sterne, die haben alle diesen romantischen Touch. Du hast gesagt, die Idee kam dir durch einen alten Sonnenanhänger, der hier aufgetaucht ist?«
    »Genau, ein Freund kam damit eines Tages zur Tür herein, und: Heureka!«
    »Gute Story!«
     
    Als Bobby den Creek vor Ross’ Häuschen entlanglief, wo er Krabbenfallen aufgestellt hatte, sah er einen grauen Geländewagen am Haus parken. Jemand lief über die Veranda, ein Mann. Er schirmte die Augen mit den Händen ab und spähte durch ein Fenster mit Jalousie, dann rüttelte er an der Tür. Sie war verschlossen. Der Fremde schien aufzugeben, da offensichtlich niemand zu Hause war, und fuhr davon. Bobby tat den Mann als Touristen ab.
    Er grillte einen großen Fisch und ließ sich mit einem kalten Bier vor dem Fernseher nieder. Eine Naturreportage brachte ihn auf die Frage, wie es Eugene, der mit ihm zusammen auf Ross’ Haus aufpasste, auf seiner Nachtwanderung mit einer Gruppe Vogelbeobachter draußen in den Dünen ergehen mochte. Plötzlich wurde die Tür geräuschvoll aufgestoßen, und da stand Ross, die Taschen geschultert.
    »Scheiße, Mann! Du hast mich vielleicht erschreckt! Du hättest mal rufen können, oder an die Tür klopfen«, rief Bobby.
    »Nö. Ich habe gehofft, ich erwische dich bei irgendwas. In der Koje mit

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