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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zum Todeszeitpunkt, den die Gerichtsmediziner berechnet hatten, war Ching noch auf der Bradley-Farm. Er und Lily Barton konnten uns nicht viel sagen. Interessant ist der Knabe, mit dem er sich beim Rennen treffen wollte. Wir nehmen an, dass der ihn auch aus dem Krankenhaus geholt hat. Aber seitdem laufen die Ermittlungen ins Leere. Sterns Sachen sind nicht wieder aufgetaucht.«
    Ross beschloss, den Sonnenschmuck, von dem Bobby und Palmer gesprochen hatten, erst einmal nicht zu erwähnen. »Hmm. Wisst ihr, was auf der Postkarte steht, die Stern verschickt hat?«
    »Tja, das wissen wir tatsächlich. Der Sohn hat sie uns geschickt für den Fall, dass sie uns weiterhilft. Ich kann sie dir zeigen, wenn du willst, bist ja einer von uns. Na ja, warst du jedenfalls.« Er nahm eine Plastiktüte aus dem Regal und zog daraus eine Postkarte hervor. Das Motiv war ein Sonnenuntergang in Broome, davor trotteten Kamele über den Cable Beach. An der Karte hing eine Übersetzung dessen, was Matthias darauf auf Deutsch geschrieben hatte: »Sonne scheint hier wirklich. Geschäft klar betr. Sonntag, melde mich bei dir betr. Erfolg des Unternehmens und Waren.«
    Ross gab ihm die Karte zurück. »Ziemlich mysteriös.«
    »Genau. Der Sohn wollte sie uns erst nicht schicken, dann hat er es sich anders überlegt. Es kann was Persönliches gemeint sein, Drogen, wer weiß? Tja, wenn wir den Typen nicht zu fassen kriegen, den er da treffen wollte, diesen Hajid, dann kommen wir wahrscheinlich nicht weiter. Und von dem haben wir nicht mehr als seinen Namen. Der Sohn wusste nicht, wen Stern treffen wollte. Nur, dass er ein Geschäft eingefädelt hatte, mit dem er seine finanziellen Probleme lösen wollte.«
    »Was ist mit anderen Verbrechen in der Stadt? Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Eigentlich nicht. Schwerer Verkehrsunfall mit ein paar Teenies, einer hatte ein Gewehr, aber damit wurde Stern nicht umgebracht.«
    »Ich dachte an den Überfall bei Pauline Despar.«
    »Ach richtig. Vermutlich Rowdys aus der Gegend. Sie hat noch spät in einem Schmuckgeschäft gearbeitet, Hintertür und Safe standen offen … Ich meine, was erwartest du?«
    Ross war nachdenklich. »Bei Bobby Chings Vater wurde auch eingebrochen.«
    »Kann schon mal passieren, was?«
    »Ja. Tja, war nett, mit dir zu plaudern. Ich melde mich.«
    Der Detective grinste. »Einmal ein Cop, immer ein Cop.«
    »Nee. Ich suche mir was Neues. Bis dann, Kumpel.«
    »Palmer, Ross hier. Können Sie etwas über einen Kollegen von Ihnen in Erfahrung bringen, bevor wir hoch in den Norden fahren?«
    »Klar. Ich habe mein Laptop hier, ich bin in null Komma nix im Internet«, meinte Palmer.
    »Es geht um unseren armen Freund Matthias Stern. Professor Matthias Stern, von der Universität Stuttgart. Fachbereich Kunst oder Archäologie, vermute ich.«
    »Tatsächlich? Das kann nicht allzu schwer sein. Und wie schnell benötigen Sie diese Informationen?«
    »Schnellstmöglich, Kumpel! Und jetzt gehe ich zur Lokalzeitung. Ich rufe Sie später an. Danke.«
     
    Lily saß am Computer und aktualisierte die Bestandsliste der Muscheln in ihren Pachtgründen, da ertönte plötzlich ein Dudelsack mit »Hail to the Chief« und zerstörte die Stille des Vormittags. Sie grinste. Was mochten wohl die anderen, die in den Schuppen arbeiteten, von Palmers Einstand halten? Ross marschierte vorneweg und wirbelte, wie es aussah, eine Harke durch die Luft. Er schritt aus wie ein Kapellmeister. Zum Ergötzen der neugierigen Mitarbeiter drehten die beiden Männer eine kleine Runde über den Parkplatz, dann blieben sie vor dem Büro stehen.
    Lily applaudierte. »Ein prachtvoller Auftritt, Jungs. Beim nächsten Edinburgh Festival kommt ihr bestimmt ganz groß raus.«
    »Ein großzügiges Urteil, das man zu schätzen weiß«, grinste Palmer und deponierte seinen Dudelsack auf einem Verandastuhl. »Also, das sieht alles außerordentlich echt aus! Beinahe ein Filmschauplatz. Es fehlt nur noch, dass die Schauspieler mit Russell Crowe an der Spitze auf einer romantischen Ketsch ins Bild segeln.« Palmer breitete die Arme aus und nahm den Anblick in sich auf: sich wiegende Palmen, ein Pfad aus Austernmuschelkies mit einem Rand aus Korallen sowie das hübsche Stück Treibholz in einem Fenster über Lilys Schreibtisch.
    »Sie haben sich offenbar eingelebt und dem Ort schon Ihren Stempel aufgedrückt«, sagte Ross anerkennend. »Ich sehe da ein paar stilvolle Akzente, die garantiert nicht das Werk von Ihrem Freund Dave sind! Vielleicht

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