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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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geht’s also hin?«, wollte Ross von Lily wissen. Die sah zu Tim.
    »Das ist eine Überraschung. Nein, es ist ein Geheimnis«, antwortete Tim mit einem Augenzwinkern.
    »Das heißt, er weiß es nicht«, meinte Dave. »Erst wenn wir’s sehen, stimmt’s, Tim?«
    Sie lachten, aber Lily fragte sich, ob sie wirklich wussten, wo genau sie hinwollten. Wie fand man denn in der blauen Wildnis da draußen Muschelgründe und eine gute Stelle, um die Leinen mit ihren kostbaren Muscheln zu verankern?
     
    Drei Tage später beugte sie sich über die Reling der
Georgiana.
Luftblasen stiegen in einem stetigen Strom an die Wasseroberfläche. Dann kam Tim wie eine geschmeidige Robbe hoch, und Palmer half ihm zurück an Bord. Er streifte seine Sauerstoffflaschen und die Taucherbrille ab. Die schwarze Kopfhaube schob er nach hinten.
    »Also?«
    »Langsam, Lily, lassen Sie ihn doch erst zu Atem kommen!«, sagte Palmer. »Wie ist es?«, fragte er dann seinerseits.
    »Ihr habt wohl alle einen leichten Sonnenstich«, versetzte Tim gelassen. »Also, der Meeresgrund ist gut, er besteht hier aus harten abgestorbenen Korallen, deshalb ist die Sicht klar. Und es gibt jede Menge wilde Austern, das heißt, dieses Areal eignet sich zur Perlenzucht.«
    »Wie tief?«, fragte Dave.
    »Zwölf bis fünfzehn Meter. Ein guter Platz, aber ob wir auch die Genehmigung bekommen, ist eine andere Frage. Wir zeichnen die Stelle aber auf jeden Fall ein.«
    »Sollten wir zur Sicherheit noch eine zweite Stelle suchen?«
    »Keine schlechte Idee, Lily«, sagte Dave. »Ich schätze, wir sollten noch ein Stückchen aus dem Lacepede Channel raussegeln, etwas südlich der Inseln. Ein alter Hase, der lange Jahre auf meinen Loggern war, hat immer gemeint, das wäre eine gute Stelle.«
    »Finden wir es heraus«, sagte Lily und sah sogleich auf die Seekarte, die auf dem Deck ausgebreitet lag.
    »Zu Befehl, Kapitän«, lachte Dave amüsiert, aber auch erfreut, dass sie so schnell Spaß am Leben auf See gefunden hatte.
    Ross und Dave standen am Ruder und unterhielten sich leise. Tim hatte sich ein schattiges Plätzchen an Deck gesucht und schlief tief und fest. Palmer und Lily saßen auf dem Lukendeckel und lauschten dem Knattern der Segel und dem Meer, das gegen den Rumpf klatschte, während sie durch den Nachmittag segelten. »Eine schöne Art, den Tag zu verbringen«, sagte Palmer.
    »Eine Abwechslung von Hörsaal und entlegenen Felsgalerien.«
    »Jedes hat seinen besonderen Reiz. Die Arbeit in einem Raum voller begeisterter Gesichter und beflügelter Köpfe ist eine großartige Sache. Und was das Kimberley-Outback angeht … es ist einfach wunderschön. Eines Tages müssen Sie einmal zu den Felsgalerien fahren. Bitten Sie Sami, Sie mitzunehmen.«
    »Nicht Sie?«, neckte ihn Lily.
    Palmer antwortete ernst: »Nein, das würde Ihrer Tochter nicht schmecken. Es würde eine Grenze überschreiten. Lassen Sie sich die Bilder von ihr zeigen, damit sie mit Ihnen teilen kann, was sie lernt. Vielleicht wird dabei ein Band geschmiedet, das ihr hilft, diesen Teil ihrer Herkunft anzunehmen.«
    »Hat Sie mit Ihnen darüber gesprochen?«, fragte Lily überrascht und etwas empört, dass Sami ihre Gefühle lieber Palmer als ihr offenbart hatte.
    Sie fügte eilig hinzu: »Aber vermutlich kann man bei so einer Feldforschung gar nicht anders, als ins Plaudern zu geraten.«
    »In einer Situation wie dieser kann es dazu kommen, Lily«, sagte Palmer sanft. »Der ungewohnte Ort, die Gesamterfahrung, das kann schon einmal zu unerwarteten Eindrücken führen. Ich werde mich lange an diesen Augenblick erinnern, aber jemand anderem könnte ich das nicht adäquat vermitteln.«
    Lily errötete und fragte sich, warum sie sich so unbehaglich, nein, verstört fühlte von seinen Worten.
    Über Nacht ankerten sie dicht an einem Korallenatoll mit Lagune vor einem der vielen Inselchen dieser Gegend. Das Atoll war ein Vogelbrutplatz, und so lauschten sie den Kabbeleien und dem Geschrei der Seevögel, als sie sich für die Nacht einrichteten. Dave schlief unter Deck, die anderen schaukelten unter einem prachtvollen Sternenhimmel in Hängematten, die sie am Mast, der Takelage oder wo immer möglich befestigt hatten.
    Bei Sonnenaufgang weckte Dave die anderen durch lautes Klopfen auf der Bratpfanne, und um acht Uhr waren sie bereits wieder unterwegs. Palmer überraschte alle, als er darum bat, mit Tim tauchen zu dürfen, und einen Tauchschein aus der Tasche zog. »Ich musste einmal Unterwassermarkierungen an

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