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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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»Also, was hältst du von unserer Kunst? Leila ist ’ne richtig gute Lehrerin, hm? Du kriegst das hin, dass sie bleiben darf, oder was?«
    »Wir werden unser Bestes geben, Gussie«, antwortete Sami. »Sie wissen, wie sie hierher gekommen ist. Nicht auf dem richtigen Weg. Deshalb sagt die Regierung, sie kann erst dann bleiben, wenn sie Papiere hat und die Dinge richtig macht.«
    »Regierungsleute, o ja, die kennen wir! Wir kämpfen auch immer noch da drum, dass wir richtig in unserem Land bleiben dürfen!«
    Leila lächelte Sami zu und fragte: »Was glauben Sie, was die Frauen hier mit ihren Bildern und Knüpfarbeiten machen sollen? Gibt es einen Markt dafür?«
    »Unbedingt! Ich würde sagen, verhandeln Sie mit Rosie von der Little Street Gallery. Sie hat bei Künstlern einen guten Ruf, und als Aborigine versteht sie den kulturellen Hintergrund der Arbeiten. Wir könnten noch ein paar Arbeiten mitnehmen und vielleicht dabei helfen, eine förmliche Vereinbarung zu treffen. Rosie sollte hierher kommen und Sie kennen lernen.«
    »Wir sind vorsichtig mit Besuchern, wegen Leila«, warnte Gussie. »Bloß Farouz weiß alles.«
    »Okay, wir finden einen Weg«, erklärte Sami entschlossen. Sie wusste, dass Leila sich nicht für immer verstecken konnte. Irgendwann kämen den Behörden Gerüchte zu Ohren, besonders jetzt, wo diese ungewöhnlichen Knüpfarbeiten in Broome im Gespräch waren.
    Als sie zurück zum Haupthaus gingen, fiel Sami wieder das rosafarbene Fahrrad auf dem Dach ins Auge. »Warum liegt das Fahrrad da oben?« Ihr fiel ein, dass sie so etwas auch in Schwester Angelicas Gemeinde gesehen hatte.
    »Ach, da bekommt einer viel Geld, kauft das Ding und dann streiten sich die Kinder dauernd, wer das Fahrrad fahren darf. Also hat Onkel es da raufgeworfen, dass sie Ruhe geben. Die vergessen es und beschäftigen sich mit was anderem«, erklärte Gussie.
     
    Den Rest des Tages führte man sie durch die Siedlung, und am Nachmittag unternahmen sie einen kurzen Spaziergang, um die Lebensmittel aus dem Hauptdorf durch Nahrung aus dem Busch zu ergänzen. Das Leben in der Außenstation war bescheiden. Man saß viel auf den Plastikstühlen vor dem großen Haus, trank Tee und aß Kekse. Jeden Morgen wurden die Kinder zur Dorfschule gefahren, und die Frauen arbeiteten an ihren Kunstwerken. Auch Sami ging an die Arbeit – mit Kassettenrekorder, Notizbuch und Fotoapparat. Sie zeichnete Geschichten aus zwei Kulturen auf, zwischen denen eine halbe Welt lag, überbrückt von einem ganz besonderen künstlerischen Konzept.
     
    Ross hatte neuerdings Zeit, draußen auf seiner kleinen Veranda mit Blick auf den Creek zu sitzen und nachzudenken. Mit seinem analytischen Verstand siebte er wieder und wieder die Informationen zu den Einbrüchen, die er bei Bobby, Palmer und Lily zusammengetragen hatte. Sie gaben ihm immer noch Rätsel auf, und er fragte sich, ob ein Zusammenhang zwischen ihnen bestand. Ross beschloss, in der Polizeistation vorbeizuschauen und sich einmal mit seinem neuen Freund Detective-Sergeant Karl Howard zu unterhalten. In einem Hinterzimmer, das den Kriminalbeamten als Büro diente, saßen sie bei einem Pulverkaffee zusammen. »Wie habt ihr die Leiche da im Busch denn eigentlich als Matthias Stern identifiziert?«, fragte Ross.
    »Als die Jungs auf den Geländemaschinen die Leiche fanden, war sie schon hinüber – völlig unkenntlich, Knochen, Haare, Kleidung. Weißt du, was das Klima hier in ein paar Wochen mit einer Leiche anstellt? Von den Schmeißfliegen, Ameisen, Maden und wilden Tieren ganz zu schweigen. Also haben wir sie zur Obduktion nach Perth geschickt.«
    »Hat ein Familienmitglied oder ein Freund ihn bei euch als vermisst gemeldet?«
    Detective Howard hob eine Augenbraue. »Komm schon, Kumpel, wir haben hier draußen mehr als genug so genannte Vermisste. Die meisten tauchen absichtlich unter, fliehen vor Ex-Frauen, Behörden oder so.«
    »Und?«
    »Wir fanden heraus, dass dieser Typ, als er ankam, seinem Sohn in Deutschland vom Motel aus eine Postkarte geschickt hatte. Als der Sohn länger nichts mehr von ihm hörte, rief er im Motel an, und die haben ihn an uns verwiesen. Die zahnärztlichen Unterlagen wurden überprüft und bingo! Herr Stern. Beziehungsweise Herr Professor Stern.«
    »Er war Akademiker?«
    »Ja, offenbar ein bekannter Experte für Kunstgeschichte und Sprachen. Gab einen ausführlichen Nachruf in der deutschen Presse.«
    »Interessant. Bobby Ching war also nie verdächtig?«
    »Nee,

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