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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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den Felsen einer Höhle untersuchen. Dieser Tage habe ich nur noch selten Gelegenheit zum Tauchen, da kann ich mir die hier nicht entgehen lassen!«
    »Was ist mit Ihnen, Ross? Möchten Sie runter?«, fragte Lily.
    Ross schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich hole mir den Fisch lieber in meine Welt als umgekehrt.«
    Obwohl auf dem Schiff überhaupt nichts geschah und das Wetter perfekt war, blieb Dave angespannt und suchte in regelmäßigen Abständen das Meer um sie herum ab, solange die beiden Männer im Wasser waren.
    »Wonach halten Sie Ausschau?«, fragte Lily.
    »Das weiß ich erst, wenn ich’s sehe«, erwiderte er. »Das Meer kann die überraschendsten Dinge ausspucken. Es zahlt sich aus, wachsam zu bleiben … Alte Angewohnheiten können auch ihr Gutes haben.«
    »Das werde ich mir merken. Kann ich das Fernglas mal haben?«
    »Klar.«
    Bald sichtete Lily Flossen.
    »Delphine. Die habe ich vor einem Weilchen auch gesehen«, sagte Dave und suchte mit dem Fernglas erneut alles ab.
    Schließlich kamen die beiden Taucher wieder an die Oberfläche. Tim hielt ihnen den erhobenen Daumen hin. »Ich schätze, das könnte ein guter Platz sein«, rief er ihnen zu. »Der Boden ist ein bisschen schlammig, und es gibt auch kaum wilde Austern, aber der Meeresgrund ist hervorragend für die Anker der Leinen. Sie können sich tief in den Boden graben, und die Leinen würden nicht abtreiben, nicht einmal bei einem Zyklon!« Er kletterte wieder an Bord. »Der Nachteil ist nur, dass der Boden so schlammig ist – falls sich mal ein Drahtgestell von den Leinen löst, gehen die Muscheln im Schlick unter.«
    »Kein Problem, wir müssen sie nur richtig befestigen«, meinte Dave.
    Palmer trat Wasser. »Die optimale Lösung ist fast immer ein Kompromiss, in der Perlenzucht ebenso wie bei den meisten anderen Sachen.«
    »Kann schon sein«, gab Lily zurück. »Aber wenn es darum geht, die Dinge richtig zu machen, gehe ich keine Kompromisse ein.«

[home]
Kapitel sechzehn
    Beim allerersten Tageslicht im entlegenen Dari-Außenposten zu erwachen, war eine ganz neue Wonne. Und komplett fern von dem, was Sami neuerdings »die andere Welt« nannte! Sie schlief in einem kleinen Raum in einem der Fertighäuser. Ihr Bettzeug lag auf einem schmalen Bett mit einer dünnen, schmuddeligen Matratze. Drei Kinder hatten es sich angewöhnt, auf dem Boden neben ihr auf einer Matratze zu schlafen, wo sie sich in einem wirren Nest aus Bettdecken aneinander kuschelten.
    Sie regten sich nicht, als Sami früh aufstand und mit einer leichten Decke um die Schultern hinausging. Die Luft war atemberaubend klar. Die Sterne verblassten. Sami liebte die Morgendämmerung. Seit sie sich am Rand der Wüste befand, nahm sie ihre Umgebung viel bewusster wahr. Die Landschaft auf dem östlichen Kimberley-Plateau, wo sie mit Palmer die Felsbilder besichtigt hatte, war vergleichsweise üppig und fruchtbar und hatte sie mit ihren geheimnisvollen Schluchten, Höhlen und Wasserläufen überwältigt. Hier bot die karge, offene Weite der Landschaft keine Verstecke – weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne.
    Die letzten Tage hatte Sami damit verbracht, den Frauen beim Knüpfen und Malen zuzusehen. Sie beobachtete, wie sie erst von Leila lernten und dann ihre neuen Kenntnisse so anpassten, dass sie damit ihrer eigenen uralten Kultur Ausdruck verleihen konnten. Oder sie setzte sich mit Leila unter einen dürren Bloodwood-Baum, der etwas außerhalb der Siedlung stand. Dort tauschten sie Geschichten über ihre Familien, ihr Leben und ihre Kulturen aus. Leila war fasziniert gewesen, als Sami ihr von ihren Familienbanden in Broome und ihrer Aborigine-Abstammung erzählt hatte.
    Als Sami aus dem Haupthaus ein metallisches Klappern hörte, vermutete sie, dass jemand Tee machte, und spazierte hinüber. In der Küche traf sie auf Farouz und Gussie, die mit Toast, Teebeuteln und Haferflocken hantierten.
    »Ich mache Porridge, willst auch was?«, fragte Gussie.
    »Danke, Gussie, sehr gerne. Ein wundervoller Morgen, nicht wahr?«
    Farouz war bereits fertig angezogen. Gegen die morgendliche Kühle trug er Schal und Jacke. »Gussies Mann und zwei Kumpel fahren heute Morgen mit einem Laster zurück und kommen bei Webster vorbei. Sie können mich da absetzen. Bobby müsste mittlerweile da sein«, verkündete er.
    »Oh. Ich bin noch nicht so weit«, rief Sami. Das kam völlig überraschend für sie. Farouz hatte am Abend zuvor nichts von Rückfahrt gesagt. »Kommen Sie, Farouz, Sie

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