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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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können das doch sicher noch ein, zwei Tage verschieben. Ich dachte, Zeit spielt hier draußen keine große Rolle!«
    Farouz wich ihrem Blick aus. »Sie müssen nicht mit mir kommen. Bleiben Sie. Es ist wichtig, dass Sie mit Leila sprechen. Sie können doch sicher dem Pfad zurück nach Broome folgen, oder?«
    »Ich denke schon, dass ich die Rückfahrt schaffe«, meinte Sami überrumpelt. Ganz wohl war ihr bei dem Gedanken daran, die Rückreise allein anzutreten, allerdings nicht.
    Farouz spürte ihre Unsicherheit und fügte hinzu: »Übernachten Sie bei Webster. Melden Sie sich über Funk bei ihm und sagen Sie ihm, dass Sie kommen.« Sein Tonfall ließ erkennen, dass das Thema für ihn beendet war, und Sami fügte sich in ihr Schicksal.
    Gussie knallte eine Schale Porridge vor ihr auf den Tisch. »Schön, dass du nicht nach Stadtzeit lebst und gleich wieder wegrennst. Lernst langsam, was stille Zeit ist.«
    »Meinst du stillsitzen?« Sami goss Milch aus Milchpulver über ihr Porridge. »Ich bin nicht gut im Nichtstun. Sitzen und Reden geht in Ordnung.«
    »Dein Kopf braucht auch mal Ruhe«, sagte Gussie. »Sonst wird der wund. Zu viel Arbeit.«
    »Kopfschmerzen«, erklärte Farouz und tippte sich mit dem Löffel an die Stirn.
    Sami musste schlucken und erzählte lieber nicht, dass sie am Vorabend erschöpft mit Kopfschmerzen zu Bett gegangen war, genau wie am Abend davor … »Okay. Heute sitze ich still neben Leila. Sie will mir die Geschichte ihres Teppichs erzählen.«
    »Leila und Madschnun. Das ist eine sehr gute Geschichte, sehr traurig«, sagte Farouz. Dann stellte er die Frage, auf die Sami gewartet hatte. »Was geschieht mit Leila?«
    »Ich habe darüber nachgedacht und werde Harlan bitten, ihren Fall zu übernehmen. Sie hat so viel durchgemacht. Und sie hat so viel zu bieten. Aber es wird nicht leicht werden, wissen Sie. Illegale Einwanderer, besonders aus einem Volk wie ihrem, sind nicht gerade die Lieblingskinder der Nation.«
    »Da geht es ihr nicht viel anders als den Leuten hier«, sagte Farouz, und ihre Blicke trafen sich kurz, als er seine Porridge-Schale zur Spüle trug. Zurück am Tisch, lächelte sie ihm zu und nickte. Sie verstanden sich wortlos.
    Farouz ging auf die Veranda und sah zum Himmel. »Ja, es wird ein weiterer guter Tag für uns alle werden«, rief er über die Schulter zurück. Er war zufrieden. Es hatte sich gelohnt, Sami hierher zu bringen.
    Sami beobachtete, wie Leila sich mit Tränen in den Augen von Farouz verabschiedete. Sie nahm ihren gewebten Gürtel ab und bot ihn Farouz auf offenen Händen dar. »Die Fasern darin stammen hier aus deinem Land, von deinem alten Lieblingskamel, und aus meinem Haar. Schau, ich habe die Sonne auf das Band der Troddeln gestickt.« Sie umarmte ihn dreimal. »Wir sind alle eins unter der Sonne.«
    »Taschakkor.«
    »Bemone choda.«
    Farouz wandte sich an Sami. »Auch Ihnen eine gute Reise. Bis bald in Broome.« Er umarmte sie rasch.
    »Grüßen Sie Bobby von mir!« Sami nahm Leilas Hand, als Farouz und Gussies Mann in den Wagen stiegen. Zwei andere Männer stiegen hinten ein. Der Laster hielt auf die rote Sandebene zu und hinterließ eine Staubwolke.
    »Für mich kommt Farouz einer Familie so nahe, wie es hier überhaupt möglich ist«, sagte Leila leise.
    »Nein. Wir können doch Schwestern sein«, erwiderte Sami und drückte Leila beruhigend die Hand. »Wirklich. Und die Frauen hier, für die sind Sie eine von ihnen. Eine Haut-Verwandte hat Gussie Sie genannt.« Doch Sami wusste, dass ihre Worte nicht genügten. Sogar hier in der trockenen Wüstenhitze sah Leila blass und zerbrechlich aus, als würde die Sonne ihr alle Farbe und Lebensenergie entziehen.
    Als es am späten Nachmittag kühler wurde, nahmen Gussie und zwei der Malerinnen Leila und Sami zu einem kurzen Spaziergang mit. »V’leicht finden wir was zu essen, v’leicht finden wir was, was wir zum Malen brauchen können.« Sami hatte ihnen von Serena auf der Perlenfarm ihrer Mutter erzählt, wie sie mit Naturmaterialien Landschaftsbilder in einer Art Collage schuf.
    Leila verstand und wies auf den verschiedenfarbigen Sand, auf Kieselsteine, Gräser, Samen, Blumen, Knollengewächse und Insekten hin. Hier hatte sie gelernt, dass man aus ihnen Farben herstellen konnte. Sie erzählte von traditionellen afghanischen Rezepten für Farben aus Pflanzen, die man einweicht, wieder auswringt, zerstößt, trocknet oder kocht, um die feinen, langlebigen Farben für die Teppiche zu gewinnen. In

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