Die Perlenzüchterin
aber es ist eine gute Idee. Über die Feinheiten muss man natürlich noch mal nachdenken. Was denkst du, Lily?«
»Prinzipiell erst mal: fantastisch! Wir wären stolz darauf, dass die Star Two daran beteiligt ist. Aber als Vorstand müssen wir die Sache genau durchdenken, und dann kommt das Ergebnis in meinen nächsten Bericht an die Männer mit dem Geld. Apropos, Bobby soll heute mit Mika ankommen. Erinnert ihr euch an sie? Sie ist eine japanische Rucksacktouristin, die schon ein Weilchen in Broome ist. Ich habe mir gedacht, sie könnte doch einige der Infos ins Japanische übersetzen, als höfliche Geste.«
Als die Gruppe sich zerstreute, blieb Palmer zurück und half Lily beim Aufräumen. »Das haben Sie also in Perth getrieben, als wir uns dort trafen«, sagte Lily herzlich. »Aus dem bisschen, was Sie dazu gesagt haben, habe ich geschlossen, es ginge nur um die Nachforschungen.«
Palmer lächelte, erfreut, dass seine Idee so gut bei ihr ankam. »Ich wusste ja nicht, ob etwas daraus wird. Aber wenn Schwester Angelica erst einmal das Heft in der Hand hält, dann lässt sie nicht mehr locker. Sie musste ihre Beteiligung daran bei den Kirchenoberen durchsetzen, aber da es eine Privatinitiative ist, haben die da nicht viel zu sagen. In ihren Augen ist es eine gute Möglichkeit, ein paar orientierungslosen jungen Leuten Hoffnung und Halt zu geben. Und junge Menschen sind die Zukunft.«
»Ich denke, Sie haben deutlich mehr dazu getan, als sie zugeben«, meinte Lily.
»Ross ist ein guter Mann. Er hat mir erzählt, dass er in seiner Freizeit mit Straßenkindern gearbeitet hat, als er noch bei der Polizei war. Das habe ich einfach abgespeichert.« Er setzte den abgetragenen Lederhut auf seinen ungebärdigen Haarschopf.
»Was haben Sie denn noch so unter diesem Hut gespeichert?«
»Dies und das. In mir reift gerade ein neuer Plan – dann kann ich mich noch ein bisschen in den Kimberleys rumtreiben.«
»Ich verstehe euch Akademiker nicht. Ihr scheint immer im Urlaub zu sein, und das nennt ihr dann Forschung.«
»Ertappt.« Er grinste. »Danke fürs Mittagessen.«
Sie sah ihm nach, als er den Pfad entlangging. Einmal blieb er stehen und rückte eine große ausgebleichte Muschel am Wegrand gerade. Es freute Lily, dass er künftig vielleicht regelmäßig in der Gegend wäre. Das täte Sami gut und würde sie vielleicht ermuntern, in Broome zu bleiben.
Das Boot mit der sechs Mann starken nachmittäglichen Tauchschicht tuckerte zurück zum Ponton in der kleinen Bucht. Lily erwachte aus einem kurzen Nickerchen in der Hängematte neben ihrem Häuschen. Außerdem hörte sie ein Auto, was auf Besuch hindeutete, aber sie mochte sich noch nicht aus ihrem entspannten Dösen unter den Palmen aufraffen.
»Hallo, Lily, bist du da? Ich bin’s, Bobby!«
Sie setzte sich auf und schwang die Beine aus der Hängematte. »Hier bin ich. Du hast mich bei einer Siesta ertappt.«
»Du scheinst dir da einen sehr netten Job gesucht zu haben. Mika, das ist der Boss. Ihr habt euch schon im Pub kennen gelernt, glaube ich.«
»Natürlich. Schön, dass Sie da sind.« Sie reichten sich die Hände. »Und in der Historischen Gesellschaft habe ich Sie auch getroffen. Hatten Sie eine schöne Herfahrt?«
Mika nickte höflich. »Es ist wunderbar hier! Vielen Dank, dass ich kommen durfte. Ja, die Fahrt war schön, nachdem wir die große, tödliche Schlange hinter uns gelassen hatten«, sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen. »Bobby hat mir das Leben gerettet.«
Lily lachte über Bobbys verlegene Miene. »Die Geschichte kann warten«, sagte er, und damit war das Thema erledigt. »Ich habe mit Pauline in Perth telefoniert, bevor wir los sind. Sie sagt, sie vermisst alle ihre Freunde und kann es kaum erwarten zurückzukommen.«
»Das ist gut. Ich rufe sie heute Abend wieder an. Vielleicht lade ich sie einfach ein, damit sie sich hier weiter erholen kann. Und jetzt zeige ich euch, wo ihr schlaft. Mika, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, das Zimmer mit Vivian – Vivi – zu teilen. Sie ist sehr nett, und das Zimmer ist groß. Mit Aussicht.«
»Ich freue mich sehr, dass ich hier bin. Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.«
Lily ging mit ihnen zu den Unterkünften. »Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Das Meiste geschieht unter Wasser. Nur ein paar Bojen, die an der Oberfläche dümpeln. Aber wir werden schon dafür sorgen, dass Sie, wenn möglich, ein bisschen was zu sehen bekommen.«
»Ich arbeite auch gern
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